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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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wollte nicht mehr herkommen.« Carlström schaute herunter und blickte dann wieder auf. In seinen Augen war ein neuer Ausdruck. Vielleicht war es ein Ausdruck des Schmerzes.
    Er konnte aber auch bedeuten: Er wollte nicht mehr wiederkommen und ich tadele ihn deswegen nicht.
    »Wie heißt er mit Nachnamen?«
    »Jerner.«
    Winter dachte: Ist dieser Mats Jerner hier gewesen und hat eine Waffe gestohlen, um die Schuld auf diesen Mann zu lenken? Ist der Pflegesohn sich so sicher, dass er entkommt?
    Ist so etwas denkbar? Ist hier auf dem Land etwas geschehen, was Familie Smedsberg und den alten Carlström berührt?
    Smedsbergs Frau ist hier in der Nähe aufgewachsen. Wie hieß sie noch? Gerda. Sie kannte Natanael Carlström.
    Wie hatte er Pflegevater werden können? War er damals ein anderer? Vielleicht ist er früher einmal nett gewesen. Aber das spielte womöglich keine Rolle. Merkwürdiges ist damals zwischen Kindern und Erwachsenen passiert, genau wie
    jetzt, dachte Winter.
    »Wann war Mats das letzte Mal hier?«, fragte er.
    »Das ist komisch«, sagte Carlström. Er schien die Wand hinter Winter zu studieren.
    »Wie bitte?«
    »Er war vor einem Monat hier«, sagte Carlström.
    Winter wartete. Ringmar stand über den Herd gebeugt, schien sich für die Klappe zu interessieren. Halders studierte Carlströms Profil.
    »Da hat er mich besucht, oder wie man das nennen soll.«
    »Vor einem Monat?«, fragte Winter.
    »Oder vielleicht auch vor zwei. Es war jedenfalls in diesem Herbst.«
    »Was wollte er?«, fragte Winter.
    Carlström drehte sich zu ihm um. »Er hatte keinen besonderen Grund«, sagte Carlström.
    »Könnte er Ihr Brandeisen mitgenommen haben?«, fragte Winter.
    »Nein«, sagte Carlström.
    »Warum nicht?«
    Carlström antwortete nicht.
    »Warum nicht?«, wiederholte Winter. Carlström blieb stumm.
    »Sollen wir glauben, dass er es genommen hat?«, fragte Halders. »Wir könnten ja zu dieser Annahme verführt werden.«
    »Er würde nicht mal in seine Nähe gehen«, sagte Carlström.
    »Nicht in seine Nähe gehen?«, echote Winter.
    »Es ist mal… ein Unglück passiert«, sagte Carlström.
    »Was ist passiert?«
    »Er hat sich… verbrannt.«
    »Wie?«
    »Er ist… einem Eisen zu nah gekommen.« Carlström schaute wieder auf. Sein Kopf schien immer schwerer zu werden, je weiter das Verhör fortschritt. Schließlich musste er sich aufrichten, aber bald ließ er den Kopf wieder sinken. »Es war ein Unfall. Aber er bekam Angst vor dem Eisen. Die ist geblieben.«
    »Ist geblieben?«
    »Die Angst«, sagte Carlström.
    »Er ist jetzt ein erwachsener Mann«, sagte Halders. »Er weiß, dass ihn diese Geräte nicht verbrennen können.«
    Winter sah deutlich etwas in Carlströms Gesicht: Zweifel an dem, was Halders gesagt hatte, oder ein Wissen.
    »Was hat Mats gesagt, als er hier war?«, fragte Winter.
    »Er hat nichts gesagt.«
    »Warum war er dann hier?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Wo wohnt er?«, fragte Winter.
    »In der Stadt.«
    »Welcher Stadt?«
    »Göteborg.« Das erstaunte Winter: Göteborg wurde als »die Stadt« bezeichnet. Er hatte geglaubt, der Alte meinte eine der kleineren Städte, die weiter nördlich wie kleine dornige Auswüchse in der weiten Ebene lagen. Vielleicht war Göteborg die einzige richtige Stadt, da die jungen Leute diese Einöde wegen Göteborg verließen. Es gab nicht viele Alternativen.
    »Wo wohnt er in Göteborg?«, fragte Winter.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was macht er?«
    »Ich hab keine Ahnung.«
    Winter konnte nicht erkennen, ob Carlström log oder eine Art Wahrheit sagte. Aber das spielte vielleicht auch keine Rolle. Doch Winter bemerkte wieder den Schmerz bei dem alten Mann. Woraus bestand er? War es Sehnsucht, Angst oder… Scham? Was war zwischen dem Mann und dem Jungen passiert? Smedsberg hatte gesagt, dem Jungen sei es nicht gut gegangen. Wie war er überhaupt hier gelandet? Woher kam er? Plötzlich wollte Winter es wissen.
    »Erzählen Sie von Mats«, bat er. Offene Fragen.
    »Was soll ich erzählen?«
    Die sich rasch schlossen.
    »Wie kam es, dass Sie ihn zu sich genommen haben?«
    »Das können Sie doch mich nicht fragen?«
    »Man hat Ihnen angeboten, sich um ihn zu kümmern?«
    Jetzt gehen wir zu Suggestivfragen über.
    »So ist es wohl gewesen.«
    Was gut funktioniert und damit genauso sinnlos ist wie immer.
    »Woher kam er?«
    Carlström antwortete nicht. Winter sah wieder den Anflug von Schmerz in seinen Augen.
    »Hatte er keine Eltern?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Was war

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