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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Schreibtisch und kontrollierte die Telefonnummer, die er in sein elektronisches Telefonverzeichnis aufgenommen hatte. Er wählte die Nummer.
    »Ja, hallo?«
    Die Stimme könnte zu jedem gehören, vielleicht zu einem jungen, vielleicht zu einem mittelalten Menschen. Im Hintergrund war ein Geräusch, das er nicht identifizieren konnte.
    »Ich möchte gern Mats Jerner sprechen.«
    »Wewwer ist da?«
    »Sind Sie Mats Jerner?«
    »Ja…«
    »Mein Name ist Erik Winter. Ich bin Kommissar beim Landeskriminalamt. Ich möchte Sie gern treffen. Am liebsten heute. Heute Nachmittag.«
    »Eees ist Heiligabend«, sagte Mats Jerner.
    Auch für mich, dachte Winter. »Nur ganz kurz«, sagte er.
    »Um was geht es?«
    »Wir ermitteln in einer Serie von Überfällen und… ja, es ist ein wenig kompliziert zu erklären. Aber eins der Opfer kommt aus der Gegend, wo Sie aufgewachsen sind. Wir möchten gern Kontakt zu allen aufnehmen, die…«
    »Woher wissen Sie, von wo ich komme?«, fragte Jerner.
    Winter merkte, dass seine Stimme jetzt ruhiger klang. Das war oft so. Wenn man erwähnte, dass man Polizist war, besonders Kommissar, bekamen die meisten anfangs eine unsichere Stimme.
    »Wir haben mit Ihrem Pflegevater gesprochen.«
    Jerner schwieg.
    »Herr Jerner?«
    »Ja?«
    »Ich möchte Sie heute treffen.«
    Wieder Schweigen. Wieder dieses Geräusch.
    »Hallo? Herr Jerner?«
    »Ich kann heute Nachmittag hinkommen«, sagte Jerner. »Meinen Sie ins Polizeipräsidium?«
    »Arbeiten Sie nicht dort?«
    »Ja.« Winter ließ seinen Blick durch seine Wohnung schweifen.
    »Wann soll ich bei Ihnen sein?«
    Winter sah auf seine Armbanduhr. »Um vier.«
    »Das passt gut«, sagte Jerner. »Ich hab um halb Schluss.«
    »Schluss?«
    »Dienstschluss.«
    »Was arbeiten Sie denn?«
    »Ich bin Straßenbahnfahrer.«
    »Aha. Es klang so, als wollten Sie Weihnachten frei haben.«
    »Es war nur wegen… wegen des Gegesprächs«, sagte Jerner. »Dass Sie Heiligabend arbeiten. Leute anrufen und Fragen stellen und sie zu sich kommandieren. Oder befehlen oder wie nennt man das. Darüber war ich erstaunt.«
    Das ist kein Befehl, dachte Winter.
    »Was soll ich also machen?«, fragte Jerner.
    »Wie bitte?«
    »Sie müssen mir doch sagen, wo ich hinkommen soll. Oder muss ich mir den Weg zu Ihnen allein durchs Haus suchen?«

37
    Die Stadt war immer noch weiß, als er in Richtung Süden fuhr. Metheny und Haden verbreiteten Ruhe von der CD, The Moon Is A Harsh Mistress.
    Einen Moment konnte er nichts sehen, als er in den Tunnel einfuhr. Es gab kein Licht. Auf dem Weg in das schwarze Loch am Ende des Tunnels, dachte er. Ein schrecklicher Gedanke.
    Ihm fiel ein, dass er vergessen hatte, nach Angelas und Elsas Weihnachtsgeschenk zu suchen.
    Die Felder waren von Schnee wie mit kaltem Puder bedeckt. Dahinter erhob sich das Meer wie ein konkaver Spiegel. Es bewegte sich nicht.
    Auf das Doppelhaus von Familie Bergort fiel ein erster Sonnenstrahl, als er aus dem Auto stieg. In zwei Fenstern brannten Adventslichter.
    Es roch nach frischem Kaffee, als er den Flur betrat.
    Kristina Bergort reichte ihm einen Bügel. »Entschuldigung, dass ich Sie Heiligabend störe«, sagte Winter.
    »Es ist ja wichtig«, sagte sie. »Oh, es ist ja so schrecklich.« Er sah die aufgeschlagene Zeitung auf dem Küchentisch: Was ist mit Micke passiert? Polizei ohne Spur.
    Er nahm den kräftigen Duft von Weihnachtshyazinthen wahr, die auf dem Küchentisch standen. Das war der unverkennbare Weihnachtsduft, voller Erinnerungen.
    »Ich habe gerade Kaffee gekocht.«
    »Danke.«
    Winter setzte sich. Er sah den leuchtenden Tannenbaum durch die geöffnete Wohnzimmertür. Hatte Elsa einen Tannenbaum in Nueva Andalucia? Irgendetwas musste seine Mutter sich ausgedacht haben. Lichter in den Palmen im Garten? Das erinnerte ihn an Bertils Nachbarn. Wohin wollte Bertil heute Morgen noch? Smedsberg. Zu den anderen Jungs.
    »Was macht Maja?«, fragte er.
    »Sie guckt das Kinderprogramm im Fernsehen.«
    »In welches Zimmer können wir gehen?«
    »Ja… Sie wollten ja nicht in ihrem Zimmer sitzen… Da hab ich an Magnus' Zimmer gedacht. Es ist ein kleines Arbeitszimmer, manchmal auch mein Nähzimmer.«
    »Okay.«
    »Soll ich Maja holen?«
    »Ja, bitte.«
    Die Routine, wenn man es so nennen konnte, war dieselbe wie immer und wie zu Hause bei Simon Waggoner: Winter in Froschhaltung auf dem Fußboden, dem Kind echtes Interesse zeigend. Ein Mensch. Fröhliche Weihnachten, Maja. Ich habe eine kleine Tochter, die ist ein Jahr

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