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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Mal. Beim ersten Mal hatte sie vage bestätigt bekommen, dass Kalle etwas weggenommen worden war. Er war das jüngste von allen Kindern, die sie verhörten.
    »Das Auuutoooo«, hatte Kalle gesagt. Sie waren sein Spielzeug von zu Hause durchgegangen, ob etwas fehlte.
    »Er hatte es immer bei sich«, hatte Berit Skarin gesagt. »Ich hab's nicht gefunden, also…«
    Jetzt schob Kalle ein neues Auto über den Teppich. Aneta Djanali hatte sich neben ihn gesetzt. Kalle erwies sich als Autoexperte und hatte das Auto des Täters als Japaner identifiziert, möglicherweise ein Mitsubishi. Er hatte auf den Lancer gezeigt, das Kombimodell kannte er, aber bei den Farben war er unsicherer.
    Er hatte keine hässlichen Wörter aus dem Radio gehört.
    »Hatte der Onkel ein Spielzeug, Kalle?«, fragte Aneta Djanali.
    »Kalle hat Bonbons gekriegt«, sagte der Junge mitten im Brummen seines Autos, das ein Chryslerjeep war.
    »Hatte der Onkel Bonbons?«, fragte Aneta Djanali.
    »Viiieele Bonbons«, sagte Kalle.
    Sie fragte nach der Sorte, dem Aussehen, Geschmack. Eigentlich hätte sie dieses Verhör im besten Süßigkeitenladen der Stadt durchführen müssen, wegen des Vergleichs, aber das wäre allzu verwirrend geworden.
    »Gab es ein Spielzeug in dem Auto von dem Onkel, Kalle?«
    »Brrruuuumm.« Er schob das Auto in Kreisen herum, in Achten.
    Sie sah seinen kleinen Kopf und dachte an den verletzten Simon Waggoner und den verschwundenen Micke Johansson. Gab es einen Zusammenhang? Sie wussten es noch nicht, was konnten sie also tun? Im Augenblick taten sie ihr Bestes.
    Kalle war vielleicht… derselben Person begegnet wie Micke Johansson. Jetzt dachte sie wieder daran. Sein gesenkter Kopf über dem Auto und der graue Teppich, der dünn, aber weich war.
    Eine sehr kurze Begegnung. Warum? Was wollte er von Kalle? Passte Kalle in das Muster? Die anderen Kinder: Ellen, Maja und dann Simon. Gab es ein Muster in den verschiedenen Begegnungen? Bauten diese Begegnungen auf etwas auf? Veränderte er sich? Warum hatte er Simon verletzt? War das ein Schritt… irgendwohin? Bereitete er sich vor? Worauf? Auf… Micke Johansson? Sie wollte nicht daran denken, nicht jetzt, eigentlich nie. Sie hatten darüber diskutiert, sie und Erik, Fredrik, Lars und Bertil, Janne, Sara.
    Erik hatte mit dem Gerichtspsychologen gesprochen. Es gab verschiedene Szenarien, aber alle waren entsetzlich.
    Es gibt ein einziges Ziel, und das ist, Micke Johansson zu finden. Hilf mir, Kalle.
    »Brruuuuumm«, machte Kalle und sah auf. »Piepvogel Bille.«
    »Was hast du gesagt, Kalle?«
    »Piepvogel Bille, hat Kalle sagt.«
    »Hatte der Onkel einen Piepvogel?«
    »Piepvogel Bille«, wiederholte Kalle, der sein Auto jetzt am Teppichrand geparkt hatte.
    »Hieß der Piepvogel Bille?«
    »Piep Bille.«
    Berit Skarin hatte während des Verhörs in einem Sessel gesessen. Kalle hatte sie vergessen, genau wie Aneta Djanali. Sie hörte jetzt ihre Stimme: »Ich glaube, er meint, dass dieser Piepvogel seinen Namen gesagt hat. Er hat Kalle zu ihm gesagt.«
    Winter hatte Maja nach dem Vogel des Onkels gefragt. Sie konnte sich an keinen Namen erinnern. War es ein Papagei?, hatte Winter gefragt. Er bekam keine hundertprozentige Antwort. Wir müssen ihr alle Vogelbilder zeigen, die es gibt, dachte er. Mit Papageien fangen wir an. Wo werden solche Bilder in der Stadt verkauft?
    Der Papagei, von dem Maja Bergort gesprochen hatte, hing an einem Rückspiegel, so viel meinte er verstanden zu haben, nachdem er noch weitere Fragen gestellt hatte.
    Maja bewegte ihren Arm.
    »Tut dir der Arm weh, Maja?« Sie schüttelte den Kopf.
    Winter hörte, wie Kristina Bergort sich im Haus bewegte. Er hatte sie gebeten, sich nicht in der Küche aufzuhalten, während er mit Maja sprach. Er hörte sie wieder, nahe. Vielleicht lauschte sie. Maja konnte sie nicht sehen.
    »Hat dir der Arm wehgetan, Maja?«
    Das Mädchen nickte ernst. »War der Onkel böse?«, fragte Winter.
    Sie antwortete nicht.
    »Hat der Onkel dich gehauen?«, fragte Winter.
    Sie zeichnete jetzt Kreise mit dem schwarzen Stift, Kreise, Kreise um Kreise.
    »Hat der Onkel dich gehauen, Maja? Der Onkel, mit dem du im Auto gesessen hast? Der Onkel mit dem Piepvogel?«
    Sie nickte jetzt, heftig, ohne Winter anzusehen.
    »Hast du daher diese Flecken?« Winter hielt seinen eigenen Arm hoch und betastete die Innenseite.
    Sie nickte, ohne ihn anzusehen. Etwas stimmte nicht. Ihre Kreise waren mehr geworden, übereinander geschichtet, wie ein schwarzes Loch.

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