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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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die, die Alinder selber trug. Er hielt die Mütze in der Hand, drehte sie, rundherum, rundherum. Es zuckte in seinem linken Auge. Er hatte kaum etwas gesagt, nur gemurmelt und genickt, nachdem sie sich schließlich aus dem Haufen Neugieriger am Unfallplatz geschlängelt hatten.
    Alinder hatte Namen und Adresse notiert. »Wir fangen noch mal von vorn an«, sagte Alinder, schaltete das Tonbandgerät ein und probierte den Stift wieder auf dem Papier aus, indem er eine kleine Schirmmütze zeichnete. »Sie haben vermutlich die Signale der Ampel durcheinander gebracht?«
    Der Fahrer nickte kaum merklich.
    »Und warum?«
    Der Fahrer zuckte mit den Schultern, ließ seine Mütze kreiseln, rundherum, rundherum.
    »Kommen Sie schon«, sagte Alinder. »Hat der Betrunkene Sie gestört?« Das sind Suggestivfragen, dachte er, aber was soll's.
    Der Fahrer sah ihn mit diesem besonderen Blick an.
    Ist er stumm?, dachte Alinder. Nein, bei der Göteborger Straßenbahn stellten sie keine stummen Fahrer ein. Ein Fahrer musste sich verständlich machen können. Ist das noch der Schock? Kann der Leute verstummen lassen? Tja. Was weiß schon ein ahnungsloser Teufel wie ich.
    »Jetzt müssen Sie mir aber antworten«, sagte er. Der Mann ließ seine Mütze kreiseln.
    »Können Sie nicht sprechen?«
    Die Mütze, rundherum, rundherum.
    Okay, dachte Alinder. Dann machen wir eben so weiter. Er schob das Wasserglas ein Stück vor, aber der Fahrer trank nicht.
    Seine Aktentasche stand neben dem Stuhl, so eine, wie sie sie immer hatten. Alinder hatte sich schon oft gefragt, was sie darin hatten, wenn er einen Straßenbahnfahrer auf seinen Wagen zugehen sah, wie ein Pilot auf dem Weg zum Flugzeug. Alternative Reiserouten? Wohl kaum.
    Ein Ding kannte er, was in dieser Aktentasche war, aber das hatte mit dem hier nichts zu tun.
    »Stimmte irgendwas nicht mit der Ampelschaltung?«, fragte er jetzt.
    Der Fahrer antwortete nicht.
    »Sie sind bei Rot gefahren«, sagte Alinder.
    Der Fahrer nickte.
    »Das ist eine stark befahrene Kreuzung«, sagte Alinder.
    Der Fahrer nickte wieder, etwas zögernd.
    »Es hätte bedeutend schlimmer ausgehen können«, fügte Alinder hinzu.
    Die Augen des Fahrers waren jetzt irgendwo anders. Exfahrer, dachte Alinder. Der darf nicht mehr fahren, bevor diese Angelegenheit nicht auch von den Leuten der Verkehrsbetriebe ordentlich ermittelt ist.
    »Wir können Ihnen helfen«, sagte Alinder.
    »Wwww«, sagte der Mann.
    »Wie bitte?«
    »Wwwwie?«
    Der Arme stottert, dachte Alinder. Deshalb also. Oder war es doch noch der Schock?
    »Wir können Ihnen helfen, indem wir genau durchsprechen, was passiert ist«, sagte er.
    »Dededede…«
    »Ja?«
    »Dedededer anananandere«, sagte der Fahrer.
    »Der andere? Sie sagen der andere?«
    Der Fahrer nickte.
    »Der andere. Welcher andere?«
    Der Fahrer machte eine Bewegung mit dem Kopf zum Boden hin, als ob dort jemand läge.
    »Der auf dem Boden gelegen hat? Meinen Sie den?«
    Der Fahrer nickte.
    Alinder schaute zum Tonbandgerät, in dem das Band surrte. Alles Nicken und Kopfschütteln ist ordentlich aufgenommen, dachte er. Alles Stostostostottern.
    »Soll ich das so verstehen, dass der Mann Sie beim Fahren gestört hat?«
    *
    Er konnte sich nicht erinnern, wann jemals so viele Leute in der Wohnung gewesen waren. Männer und Frauen und Kinder. Die Elterngruppe, zusammengeschweißt durch die Entspannungsübungen vor der Entbindung. Angela hatte den Kontakt zu mehreren Frauen aufrecht erhalten, und Winter hatte zu seiner eigenen Verwunderung festgestellt, dass er gern mit einigen der Männer zusammen war. Trotz eines gewissen Altersunterschiedes.
    »Das kommt daher, weil du noch so unreif bist«, hatte Angela gesagt, als sie das Fest vorbereiteten.
    »Dabei bin ich doch immer der Jüngste gewesen«, hatte er gesagt und noch eine Weinflasche geöffnet.
    »Ist das so erstrebenswert?«
    »Nein. Aber es ist immer so gewesen.«
    »Jetzt nicht mehr«, hatte sie gesagt.
    »Aber trotzdem.«
    »Ruf deine Mutter an«, hatte sie gesagt. »Bei ihr bist und bleibst du immer der Jüngste.«
    »Der jüngste Kriminalkommissar im ganzen Land.«
    »Ist das immer noch so?«
    »Frag meine Mutter!«, hatte er gesagt.
    In dem Augenblick hatte das Telefon geklingelt, beide vermuteten, dass es seine Mutter direkt aus Nueva Andalucia war, es war die Zeit, in der sie üblicherweise anrief, und er hob den Hörer ab. Aber sie war es nicht.
    Trotzdem erkannte er die Stimme. »Long time no see, Erik.«
    »Likewise, Steve.«

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