Der Himmel auf Erden
Zuhause verlassen und sich nie mehr umschauen, bye, bye. She's leaving home, bye, bye.
»Sie hat dort offenbar einen Mann getroffen. Einen Onkel, wie sie sagt. Sie hat in seinem Auto gesessen.«
»Was sagt das Personal?«
»Die Erzieherinnen? Ja… ich hab eine angerufen, die dabei war, aber sie hat nichts gemerkt.«
Alinder wartete.
»Normalerweise hätten die doch was merken müssen?«, sagte Lena Sköld.
»Wo ist Ihre Tochter jetzt?«, fragte Alinder.
»Sie sitzt hier am Tisch vor mir und zeichnet«, sagte die Frau.
»Und sie hat gesagt, sie hat mit einem Mann in einem Auto gesessen? Hab ich das richtig verstanden?«
»So habe ich es jedenfalls verstanden«, sagte Lena Sköld.
»Sie ist also mit jemandem mitgegangen? Ohne dass das Personal es bemerkt hat?«
»Ja.«
»Ist sie verletzt?«
Geradewegs aufs Ziel los. Lieber direkt fragen.
»Ni… nicht soweit ich sehen kann. Ich hab tatsächlich nachgesehen… eben. Es ist erst eine Stunde oder so her, seit sie es mir erzählt hat.«
»Eine Stunde?«
»Oder vielleicht zwei.«
»Wie wirkt sie?«
»Tja… fröhlich. Wie immer.«
»Aha«, sagte Alinder.
»Ich hab niemanden, den ich fragen kann, was ich tun soll«, sagte Lena Sköld. »Ich bin allein mit Ellen. Mein Mann… mein Ex-Mann, also mit dem will ich überhaupt nichts mehr zu tun haben.«
Wenn du's sagst, dann glaub ich's dir, dachte Alinder. Die Stadt war voller Schweine, und ihre ehemaligen Frauen taten ihr Bestes, um sich meilenweit von ihnen entfernt zu halten. Und die Kinder.
»Glauben Sie, was Ellen sagt?«, fragte er.
»Äh… ja… ich weiß nicht. Sie hat eine lebhafte Phantasie.«
»Das haben Kinder nun mal. Manche Erwachsene auch.«
»Meinen Sie mich?«
»Nein, nein, das ist mir… nur so rausgerutscht.«
»Aha.«
»Was haben Sie von Ellens Phantasie gesagt?«
Jetzt hörte er das Mädchen. Sie musste direkt neben der Mutter am Tisch sitzen. Er hörte das Wort »Phantasie« und wie Lena Sköld es erklärte und wie das Mädchen eine Frage stellte, die er nicht verstand. Dann kam wieder die Stimme der Mutter: »Entschuldigung, aber Ellen hat ja alles gehört, was ich gesagt habe. Jetzt ist sie in ihr Zimmer gegangen, um sich noch ein Blatt Papier zu holen.«
»Ihre Phantasie«, wiederholte Alinder. »Sie denkt sich schon ziemlich viel aus, wenn ich ehrlich sein soll. Phantasie… Sachen oder Phantasiemenschen… mit denen sie redet. Sogar hier zu Hause. In ihrem Zimmer. Das ist bestimmt nicht ungewöhnlich bei Kindern.«
»Aber Sie haben trotzdem beschlossen, hier anzurufen, bei der Polizei.«
»Ja, es mag komisch klingen, aber diesmal war es irgendwie anders… Ich weiß ja nicht, wie ich das erklären soll… aber ich glaube ihr einfach. Das Wenige, was sie erzählt hat, muss ich wohl sagen.«
»Und das ist also, dass sie bei einem fremden Onkel im Auto gesessen hat?«
»Im Prinzip ja.«
»Und sonst?«
»Süßigkeiten, glaube ich. Ich glaube, sie hat Süßigkeiten bekommen.«
»Wie alt ist Ellen?«
»Fast dreieinhalb.«
»Spricht sie schon gut?«
»Ziemlich gut.«
»Hat sie noch etwas von dem Auto erzählt? Oder von diesem Mann?«
»Nein. Aber wir haben auch nicht den ganzen Abend davon geredet. Sie hat davon erzählt, als sie nach Hause kam, also, als ich sie abgeholt habe, und dann hab ich ein bisschen nachgefragt, später hab ich dann angefangen nachzudenken, dann hab ich diese Erzieherin angerufen und dann Sie und… ja…«
Alinder sah auf das Papier vor sich. Er hatte ihren Namen, Adresse und Telefonnummer notiert, darunter Datum und Uhrzeit und zusammengefasst, was sie gesagt hatte. Im Augenblick konnte man nicht mehr tun. Aber er nahm es ernst, auf seine Weise. Das Mädchen könnte bei jemandem gesessen haben, in einem Auto. Das war möglich. Oder sie hatte in einem großen Holzauto gesessen. Solche gab es in Plikta. Vielleicht hatte sie ein Kind aus dem Kindergarten drei Mal vergrößert. Vielleicht hatte sie von Süßigkeiten geträumt, Millionen Tüten mit Süßigkeiten, so, wie er manchmal von überwältigenden Gerichten träumen konnte, seitdem ihm das Essen mehr bedeutete als Sex.
»Wenn sie noch etwas von dieser Begegnung erzählt, dann schreiben Sie es auf und lassen wieder von sich hören«, sagte er.
»Was passiert denn jetzt?«
»Ich habe alles notiert, was Sie gesagt haben, und schreibe ein Protokoll über dieses Gespräch, das kommt ins Archiv.«
»Das ist alles?«
»Was meinen Sie denn, was wir tun sollten, Frau Sköld?«
»Ich weiß
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