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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Kriminalkommissar Steve Macdonald war vor einigen Jahren bei einem quälenden Fall sein Partner gewesen. Winter hatte sich in England aufgehalten, im Südosten Londons, wo Macdonalds Mordfahndergruppe tätig war, und die beiden waren Freunde geworden. Entfernte Freunde, aber trotzdem.
    Macdonald war während der dramatischen Lösung des Falles in Göteborg gewesen.
    Sie waren gleich alt, und Steve hatte Zwillinge, die jetzt in der Pubertät waren.
    »We're coming over«, hatte Steve Macdonald an diesem frühen Abend vor dem Fest am Telefon gesagt. »The kids want to see the land of the midnight sun.«
    »More likely the land of the midday moon this time of the year«, hatte Winter geantwortet.
    »Anyway.«
    »Wann kommt ihr?«, fuhr Winter auf Englisch fort.
    »Was haben wir denn jetzt… November. Anfang Dezember haben die Kinder ein paar Tage Ferien, da dachten wir, warum nicht. Sonst wird nie was draus.«
    »Klar. Das ist ja schon bald.«
    »Könntest du mir ein gutes Hotel in der Stadt besorgen, zentral gelegen? Und mit >gut< meine ich, dass du von meinen einfachen Bedürfnissen ausgehen sollst, nicht von deinen.«
    »Ihr wohnt selbstverständlich bei uns«, hatte Winter gesagt.
    »Nein, nein. Beth kommt auch mit, wir sind vier Leute.«
    »Du bist doch hier gewesen«, hatte Winter gesagt und Steve auf seinem Balkon an einem warmen Abend im Mai mit einem Glas in der Hand vor sich gesehen, gefährlich schwankend, zwanzig Meter über der Erde. Sie hatten versucht, von allem abzuschalten, was in den letzten Wochen passiert war. »Du weißt, dass wir Platz haben.«
    »Ich hab fast nur die Küche und den Balkon gesehen. Um ehrlich zu sein, ich erinnere mich nicht an viel.«
    »Die Wohnung ist so groß, dass meine Bescheidenheit mir verbietet zu sagen, wie groß. Und ihr wollt ja wohl nicht ein halbes Jahr bleiben.«
    »Doch.«
    »Auch okay.«
    »Drei Tage.«
    »Wie ihr wollt.«
    »Ja…«
    »Ruf ein paar Tage, bevor ihr kommt, noch mal an«, hatte Winter gesagt. »Dann können wir über den Rest reden.«
    »Ich hab definitiv frei«, hatte Macdonald gesagt, »da gibt's keinen Rest, über den wir reden müssten.«
    »Ich dachte an Bier und Whisky.«
    »Bring ich mit. Einen drei Jahre alten Dallas Dhu plus einen Springbank, der reinste Traum, ich versprech's dir. Außerdem älter als wir.«
    Macdonald war Schotte und stammte von einem alten Hof bei Inverness, nicht weit entfernt vom Dorf Dallas in Speyside.
    »Ich glaub, ich kann mir dann auch ein paar Tage freinehmen«, hatte Winter gesagt.
    »Sieh mal einer an. Die Arbeitswut des Kommissars ist kleiner geworden.«
    »Oder die Faulheit größer.«
    »Wenn das so ist, störe ich gern. Wie geht es Angela und Elsa?«
    »Sehr gut.«
    »Dann…«
    »See you later, alligator«, hatte Winter gesagt. Er hatte keine Ahnung, warum er diese alberne Phrase benutzt hatte. Vielleicht hatte er sich einfach über Steves Anruf gefreut.
    Aber es würde kein Wiedersehen geben, keinen Dallas Dhu oder Springbank, diesmal nicht. Kurz vor Ende November würde Steve Macdonald anrufen und berichten, dass eine seiner Zwillinge eine Bronchitis hatte, die in eine Lungenentzündung umzuschlagen drohte, und die Reise wurde abgesagt.
    Es war ein fröhliches Fest. Niemand redete von der Arbeit, und das war für Winter das erste Kriterium für eine geglückte Party. Er hatte zwei Lammrücken zubereitet und aufgeschnitten, sodass sich jeder selber bedienen konnte. Niemand beklagte sich über den Geschmack des Lamms oder der im Backofen gegarten Kräuterkartoffeln oder über die Salsa mit geröstetem Chili.
    Oder über die Kirschtartes hinterher. Den Espresso. Den Calvados und Grappa oder den Marc, von dem mehr trinken wollten, als er geglaubt hatte, als er die Flasche hinstellte.
    *
    Erst beim dritten Mal gelang es ihm, die Klappe der Aktentasche zu öffnen. Bill lag ganz zuoberst, er hatte keinen Schaden genommen. Jetzt hing er an seinem Stöckchen, und jetzt konnte er seine witzigen Stimmenimitationen fast hören. Er hörte sie! Das war so schön! Der Polizist hatte lange geredet, und er hatte nach einer Weile auch angefangen zu reden, nachdem sich das Band um seine Kehle gelockert hatte, was es ja immer tat, wenn es ein wenig ruhiger wurde.
    *
    Das Mädchen lachte ihn an, und er sah, wie sie mit den Armen fuchtelte, und wie Bill hin und her schwang. Der Film war zu Ende, und er spulte ihn zurück, betrachtete ihn noch einmal. Wie viel Spaß sie gehabt hatten. Er sah, wie sie sich einen Bonbon in den

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