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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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wirklich?«
    »Ja.«
    »Okay. Aber vielleicht hat der Täter auch alle vier gekannt.«
    »Wie das?«
    »Vielleicht hat er doch… die Veranlagung. Vielleicht kannten sie einander aus einem Club. Vereinigung freier schwuler Studenten, was weiß ich. Eine Kneipe. Heimliche Kontakte. Jedenfalls hat sich das Ganze zu einem Drama der Leidenschaften entwickelt.«
    »In das weitere Personen verwickelt sind«, sagte Winter.
    »Vielleicht werden es noch mehr«, sagte Bergenhem.
    Winter strich sich wieder über den Nasenrücken. Möglicherweise war das alles falsch. Aber vielleicht waren sie auch ein Stück vorwärts gekommen. Noch war es nur ein Gespräch, Worte, nichts als Worte, denen jetzt Taten folgen mussten, Fragen über Fragen, die beantwortet werden mussten, Akten, die studiert werden mussten, wieder und wieder, Wanderungen straßauf, straßab, treppauf, treppab, neue Verhöre und Telefonbefragungen.
    »Du hast vorhin gesagt, da sei noch eine Frage offen, die Frage nach der eventuellen Veranlagung des Opfers, aber es gibt da noch eine«, sagte Winter. »Und die hat nichts mit irgendeiner Veranlagung zu tun.«
    »Und die wäre?«
    »Wenn dort wirklich ein falscher Zeitungsbote war… wenn uns das jemand anders als Smedsberg bestätigt… wie konnte dieser Zeitungsbote dann wissen, dass er an diesem Morgen ungestört war?«
    Bergenhem nickte.
    »Er müsste es doch gewusst haben, oder? Sonst wären er und die richtige Zeitungsbotin sich doch begegnet. Aber sie ist ja nicht gekommen. Wie konnte er das wissen?«

8
    Ringmar stand am Fenster und starrte auf den novemberlichen Rasen, der jetzt nicht mehr gemäht werden musste, und darüber war er froh. Der Rasen war groß und wurde von der Lampe über dem Hauseingang und den Straßenlaternen hinter der Hecke beleuchtet.
    Der Regen hing wie ein Schleier über dem Garten, und ein Wind ging durch die drei Ahornbäume, deren Kronen er hatte wachsen sehen in den vergangenen zwanzig Jahren, die sie in diesem Haus wohnten. Zwanzig Jahre hätte er am Fenster stehen und das Gras wachsen oder sich ausruhen sehen können, wie jetzt. Zum Glück hatte er anderes zu tun gehabt. Aber trotzdem. Er war fünfunddreißig gewesen, als sie das Haus kauften. Sogar noch jünger als Winter. Ringmar nahm einen Schluck Bier, das in dem dünnen Glas schimmerte. Jünger als Winter. Während einer langen Zeitspanne, ziemlich lange, bevor auch Winter älter wurde, war es ein geflügeltes Wort im Dezernat gewesen, sogar im ganzen Präsidium. Niemand war jünger als Erik.
    Er nahm wieder einen Schluck, lauschte auf den Wind und dachte an Martin, seinen Sohn. Wie merkwürdig sich manches entwickelt hatte. Moa hingegen, seine fünfundzwanzigjährige Tochter, wohnte zu Hause, vorübergehend, aber es könnte, einige Zeit dauern, ehe sie eine neue Wohnung fand. Sein siebenundzwanzigjähriger Sohn aber hatte nicht mal seine letzte Adresse hinterlassen. Martin konnte mit einem Schiff auf der anderen Seite des Erdballs segeln. Oder in einer Bar im Stadtteil Vasastan stehen. Die Stadt war groß genug, um ihm aus dem Weg zu gehen, wenn er es darauf anlegte. Wenn niemand nach ihm suchte. Und Ringmar suchte nicht. Nicht aktiv. Nicht nach außen. Bald ein Jahr lang hatte Martin nichts von sich hören lassen. Ringmar wusste nicht mehr als Moa, wusste, dass der verflixte Bengel lebte, und das war's.
    Er suchte stattdessen im Innern, versuchte Ursachen zu finden.
    Hatte er sich ihm gegenüber nicht anständig verhalten? Hatte er nicht versucht, immer für seine Kinder da zu sein? War es doch der verdammte Job? Die sonderbaren Arbeitszeiten… die kleinen Postdepressionen, die gar nicht immer so klein gewesen waren.
    Die Erinnerung an eine Kinderleiche kann man nicht einfach am selben Abend unter der Dusche abschrubben. Das kleine Gesicht, die weichen Züge, die schon fast nicht mehr da sind. Jünger als irgendetwas anderes, und dann das. Schluss, aus, vorbei, für immer.
    Ringmar leerte das Glas. Meine Gedanken wandern. Aber die Kinder sind das Schlimmste gewesen.
    Jetzt sehne ich mich nach einem Gespräch mit meinem einzigen Sohn.
    Das Telefon an der Küchenwand neben der Tür klingelte. Gleichzeitig flatterten einige kleine Vögel aus dem Gras auf da draußen, als hätte das Klingeln sie erschreckt.
    Ringmar stellte das Glas auf die Spüle und hob den Hörer ab. Die Uhr an der Wand überm Telefon zeigte zwanzig null null.
    »Ja, hier ist Bertil.«
    »Hallo, Erik hier.«
    »Guten Abend, Erik.«
    »Was tust du

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