Der Himmel auf Erden
gefragt.
Weil er einen Stapel Zeitungen trug und einen Hauseingang betrat, und ich hab ihn auch wieder rauskommen und ins nächste Haus gehen sehen, hatte Smedsberg geantwortet.
War draußen ein Wagen mit mehr Zeitungen?, hatte Ringmar gefragt.
Gut, dachte Winter, eine gute Frage. Nee… einen Wagen hab ich nicht gesehen. Nein, ich hab wohl keinen gesehen. Aber es ist sicher, dass er Zeitungen trug, hatte Smedsberg geantwortet.
»Ja«, sagte Winter und sah Bergenhem an, »er hat gesehen, dass diese Person Zeitungen trug und in die Häuser in der Gibraltargatan ging.«
»Okay.«
»Aber kein Wagen, in dem er sie transportiert hat. Haben Zeitungsboten nicht so was?«, sagte Winter.
»Ich werde das überprüfen«, sagte Bergenhem.
»Überprüf auch, wer die Vertretung war.«
»Natürlich.«
Winter zündete sich noch einen Zigarillo an und blies den Rauch aus. »Wir haben es möglicherweise mit einem falschen Zeitungsausträger zu tun, der sich im Zusammenhang mit dem Überfall in der Gegend aufhielt.«
»Möglich.«
»Das ist ja interessant. Die Frage ist, ob es sich um unseren Mann handelt. Und wenn er das nicht ist - was hat er dann dort gemacht?«
»Ein Verrückter?«, sagte Bergenhem.
»Ein Verrückter, der Zeitungsbote spielt? Ja, warum nicht.«
»Eine mildere Form«, sagte Bergenhem.
»Aber wenn es unser Mann ist, dann muss er es geplant haben. Ein Bündel Zeitungen dabeihaben und so. Zu dem Zeitpunkt vor Ort sein.«
Bergenhem nickte.
»Wusste er, dass Smedsberg unterwegs war? Oder wusste er, dass zu dem Zeitpunkt jemand vorbeikommen würde? Dass die Studenten in den frühen Morgenstunden über Mossens Sportplatz zu schwanken pflegen? Irgendwer?«
»Warum sich die Mühe machen und Zeitungen schleppen?«, fragte Bergenhem. »Reicht es nicht, wenn er sich versteckt?«
»Vielleicht hat er diese Verkleidung oder wie man das nun nennen soll, diese Rolle, gewählt, um sich eine Art Sicherheit zu verschaffen«, sagte Winter. »Mit der Umgebung verschmelzen. Ruhe… vermitteln. Wer verkörpert nicht mehr Ruhe als ein arbeitsamer Zeitungsbote?«
»Vielleicht hat er sogar Kontakt aufgenommen«, sagte Bergenhem.
Winter rauchte und sah, wie der Tag draußen sich verdunkelte. Die Sonne hatte sich wieder zurückgezogen.
»Das ist mir auch grad eingefallen«, sagte er und sah Bergenhem an.
»Darf man nicht mal einen Gedanken ganz allein haben?«, entgegnete Bergenhem.
»Du hast ihn immerhin zuerst ausgesprochen.« Winter lächelte.
Bergenhem hatte sich gesetzt und beugte sich jetzt vor.
»Vielleicht haben sie sogar miteinander geredet. Es ist absolut ungefährlich, ein paar Worte mit einem Zeitungsboten zu wechseln.«
»Möglich, aber warum erzählt Smedsberg nicht mehr davon?«, fragte Winter.
»Was meinst du?«, sagte Bergenhem.
»Tja… vielleicht ist es so. Alles ist möglich. Sie haben etwas zueinander gesagt. Der Junge ist weitergegangen. Der Bote hat das Haus betreten.«
»Also hör mal, Erik, so kann es nicht gewesen sein. Das hätte Smedsberg uns doch erzählt.«
»Dann liefere mir eine andere Theorie.«
»Ich weiß nicht, aber wenn sie Kontakt hatten und ein paar Worte miteinander gewechselt haben, dann verheimlicht Smedsberg etwas vor uns.«
»Und was sollte das dann sein?«
»Hm…«
»Will er verschleiern, dass er mit einem Fremden gesprochen hat? Nein. Er ist erwachsen, und wir sind nicht seine Eltern. Will er verschleiern, dass er ein wenig angetrunken war? Will er nicht, dass wir ihn und andere daran erinnern? Nein.«
»Nein«, wiederholte Bergenhem, der wusste, auf welchem Weg Winter war.
»Wenn wir bei dieser hypothetischen Diskussion etwas finden wollen, das er verbergen möchte, dann könnte das mit irgendeiner Veranlagung von ihm zu tun haben«, sagte Winter.
»Ja«, sagte Bergenhem.
»Aber was will er vor uns verbergen?«, fragte Winter und sah Bergenhem durch den Zigarillorauch an.
»Er könnte schwul sein«, sagte Bergenhem. »Er hat den falschen Zeitungsboten vielleicht angesprochen, und der hat angebissen, sie waren vielleicht auf dem Weg in Smedsbergs Studentenbude, und unterwegs hat es geknallt.«
»Aber wir leben im Jahr zweitausendeins in einer aufgeklärten Gesellschaft«, sagte Winter. »Ist es da nicht ein wenig merkwürdig, dass ein junger Mann, der seine Veranlagung verbergen möchte, so weit geht, eine Person zu schützen, die versucht hat ihn zu ermorden?«
Bergenhem zuckte mit den Schultern.
»Wäre das nicht merkwürdig?«, wiederholte
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