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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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nicht.
    Er rollte Kalles Auto über den Fußboden, durch das größere Zimmer und dann über die Schwelle in die Küche, brrrmmm, BRRRMMM, es hallte wider im Zimmer, als er das Motorgeräusch nachahmte. BRRRRMMMM!
    Und jetzt öffnete er die Tür zu seinem großen Auto. Immer noch war seine Stirn schweißbedeckt. Es war schlimmer geworden.
    Er fuhr los. Er wusste, wohin. Er hatte Schmerzen, so fest biss er die Zähne zusammen. Nein, nein, nein! Er wollte doch nur, dass es schön war. Nichts anderes, nichts anderes, aber während er fuhr, wusste er, dass es diesmal anders sein würde, und da spielte es keine Rolle mehr, dass er nach links abzubiegen versuchte, bei der ersten Kreuzung dann aber doch nach rechts abbog, und dann in die nächste Straße.
    Er hätte mit geschlossenen Augen fahren können. Die Straßen folgten den Gleisen. Er folgte den Gleisen. Er konnte die Straßenbahn hören, bevor er sie sah. Die Gleise blitzten in der Sonne, die immer noch schien. Er hielt sich dicht an die Gleise, dann hatte er weniger Angst.

13
    Das Licht über den Feldern war weich wie Wasser. Alles schien zu Boden zu sinken. Die Bäume, die Steine. Die Äcker, die schwarz zu glühen schienen, die Erde in Wellen gepflügt, wie ein erstarrtes Meer, das nicht schmelzen und erst im Frühling wieder zum Leben erwachen würde.
    Was mache ich dann? Was habe ich dann getan? Was habe ich dann getan?
    Weit entfernt sah er einen Traktor. Er konnte ihn nicht hören, sah aber, wie er sich bewegte. Der hatte so lange dort draußen auf den Feldern gestanden, dass seine Farbe sich aufgelöst hatte. Alles hatte die gleiche Farbe da draußen, die Maschine und die Natur, das gleiche abgenutzte Novemberlicht, das ständig vom Tag in die Dämmerung hinüberzugleiten schien.
    Jetzt war er ruhig, nachdem er eine Stunde gefahren war, aber er wusste, das war nur vorübergehend, genau wie alles andere um ihn herum nur vorübergehend war. Nein. Alles um ihn herum war nicht vorübergehend. Es ist ewig, dachte er. Es ist größer als alles andere.
    Ich wünschte, ich würde es lieben, aber ich hasse es.
    Er fuhr durch das Tor, das eine neue Schicht Rost auf der alten angesetzt zu haben schien. Die Auffahrt war fast so wie die Äcker da draußen, aufgewühlt von Traktorrädern, die weiter surrten draußen in der Prärie.
    Jetzt hielt er auf dem Hof.
    Früher habe ich von der Prärie geträumt. Früher hätte ich ein Pferd haben sollen, und wir wären über die Lichtung dort geritten und nie zurückgekehrt. Ich könnte gen Himmel geflogen sein. Viele hätten mich sehen können. Ich werde es tun.
    Zwei Hühner scharrten auf dem Hof. Der Wind wirbelte Halme und Späne im Kreis herum. Wie immer roch es nach Mist, Stroh und Saat, nach Erde und verrottendem Laub und vergammelten Äpfeln und Holz, das langsam verfaulte. Und immer noch war der Geruch nach Tieren da, obwohl es keine Tiere mehr gab.
    Nicht einmal Zack. Er ging zum Hundezwinger, der frei in der Luft zu schweben schien, als ob der Wind ihn vom Boden aufheben und über Felder und Wegkreuzungen davontragen könnte. Er vermisste Zack. Zack war ein Freund gewesen, wenn er einen Freund brauchte, und dann war Zack verschwunden, aber das Leben um ihn herum war weitergegangen, als ob nichts passiert wäre.
    Jetzt hörte er den Traktor, der den Weg heraufkam, bald würde er sich brummend durchs Tor zwängen und ungefähr dort halten, wo er jetzt stand.
    Er drehte sich um. Der Alte schaltete den Motor aus und kletterte mit einer Bewegung, die eher von Gewohnheit als von Geschmeidigkeit zeugte, herunter. Der Körper würde sich noch lange, nachdem er all seine Weichheit verloren hatte, ganz routinemäßig weiterbewegen.
    Alles, was weich ist, dachte er wieder. Wenn man Kind ist, ist alles weich, und alles außerhalb ist hart, und dann wird man genauso.
    Der Alte kam auf ihn zugehumpelt.
    »Lange her«, sagte er.
    Er antwortete nicht.
    »Hab nicht mal das Auto erkannt«, sagte der Alte.
    »Es ist neu.«
    »Sieht aber nicht neu aus.« Der Alte glotzte auf die Motorhaube.
    »Ich meine, dir ist es neu.«
    Der Alte sah ihn an. In seinem Gesicht waren Flecken von Erde. So hatte er immer ausgesehen. Es hatte nichts mit dem Alter zu tun, dass er es einfach nicht schaffte, seine persönliche Hygiene in den Griff zu kriegen.
    »Arbeitest du nicht?«, fragte der Alte. »Es ist doch mitten in der Woche.« Er schaute zum Himmel hinauf, als wollte er sich dort den Wochentag bestätigen lassen. Dann wandte er sich ihm wieder zu

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