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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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bis zu einem ausgewachsenen Krieg mit Granatwerfern und Luftangriffen«, sagte Halders. »Streit. Irgendeine Form von Streit.«
    »Nein.«
    »Ich frag nur, weil das ein sehr ernster Fall ist«, sagte er. »Oder mehrere. Mehrere Fälle.«
    Sie nickte. »Gab es also einen besonderen Grund, dass Gustav hier ausgezogen ist?«, wiederholte Halders.
    »Haben Sie ihn gefragt?«
    »Jetzt fragen wir Sie.«
    »Das müsste er doch wohl selber erzählen können?«
    Weder Halders noch Aneta Djanali antworteten. Sie sahen das Mädchen an, das aus dem Fenster schaute, durch das mildes Novemberlicht fiel. Dann sah sie die beiden wieder an.
    »Ich kannte Gustav nicht besonders gut«, sagte sie.
    Halders nickte.
    »Eigentlich kannte ich ihn gar nicht.«
    Wieder nickte Halders.
    »Aber da war etwas…« Jetzt schaute sie wieder aus dem Fenster, als ob sie das »etwas« mit dem Blick einfangen wollte.
    »Und was war das?«, fragte Halders.
    »Tja… Streit, wie Sie schon sagten.« Sie sah Halders an. »Nicht gerade Granatwerfer, aber einige Male… mehrere Male hat er ins Telefon gebrüllt, und in seinem Zimmer hat's auch Gebrüll gegeben.«
    »Was für Gebrüll?«
    »Na ja, eben Herumgeschreie. Was sie gebrüllt haben, konnte man nicht verstehen. Das ist einige Male vorgekommen.«
    »Wer hat geschrien?«, fragte Aneta Djanali.
    »Gustav… und der andere, der bei ihm war.«
    »Wer war bei ihm?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »War es ein Mann oder eine Frau?«
    »Ein Mann, ein junger Mann.«
    »Sind Sie sicher, dass es nur einer war?«
    »Ich glaube schon.«
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Ich weiß ja nicht, ob es derselbe war. Aber aus seinem Zimmer ist eine Weile, nachdem ich das mit angehört hatte, ein junger Mann gekommen. Ich war auf dem Weg in die Küche und er kam raus und ging.« Sie nickte zum Korridor.
    »Haben Sie ihn mehrmals gesehen?«
    »Nein. Nur das eine Mal.«
    »Wer wohnt jetzt in Gustavs altem Zimmer?«, fragte Aneta Djanali.
    »Ein Mädchen«, antwortete sie. »Ich hab sie bislang kaum gesehen. Sie ist gerade erst eingezogen.«
    »Würden Sie diesen jungen Mann wieder erkennen, der aus Gustavs Zimmer gekommen ist?«
    »Das weiß ich nicht. So leicht ist das ja nicht. Man sieht nur die Hautfarbe. Und hier wohnen viele davon.«
    »Das versteh ich nicht ganz«, sagte Aneta Djanali. »Dieser junge Mann, der aus Gustavs Zimmer gekommen ist… er war also nicht weiß?«, fragte Aneta Djanali.
    »Nein, er sah aus wie Sie. Er war schwarz. Hab ich das nicht gesagt?«
    *
    Er sah Sonne aufblitzen, als er das Haus verließ, in dem er wohnte, ein Reflex. Es war ein hässliches Haus, aber das Sonnenblitzen war hübsch.
    Andere sagten, die Sonne komme vom Himmel, aber er wusste es besser. Die Sonne kam von irgendwo anders her, wo es warm und still war und alle nett zueinander waren. Dort gab es niemanden, der… Sachen tat, die man nicht tun wollte. Wo die Kinder tanzten und die Großen neben ihnen tanzten und spielten und lachten.
    Plötzlich spürte er Schweiß auf der Stirn, aber das war nicht die Sonne, so warm war es nicht.
    Seit er… ja, seit er tatsächlich gezwungen worden war, seiner Arbeit fernzubleiben, war es schlimmer geworden.
    In den Zimmern herumzuwandern. Die Filme. Nein, nicht jetzt. Doch. Nein. Doch. Doch.
    Es war schlimmer geworden. Er war zu seiner Kommode gegangen und hatte die Sachen der Kinder herausgenommen, sie in der Hand gehalten, einen Gegenstand nach dem anderen. Das kleine lustige Silberdings, das einen Vogel darstellen sollte. Vielleicht einen Wellensittich? Ein Papagei war das jedenfalls nicht, haha.
    Der grüne Ball war auch schön, weich, und er hüpfte so lustig. Er sah überhaupt nicht aus, als ob er hüpfen könnte, und fühlte sich ganz weich an, aber der konnte hüpfen!
    Jetzt hielt er ein Auto in der Hand, das schwarzblaue Auto, das er von dem Jungen bekommen hatte, mit dem er das erste Mal gesprochen hatte. Es war dasselbe Auto. Nein, es war dieselbe Marke. Er war nicht gerade ein Experte, aber das war doch dieselbe Marke wie sein Auto? Ja. Kalle hat der Junge geheißen. Es war so schön gewesen, mit Kalle im Auto zu sitzen und mit ihm zu reden. Was hast du denn da? Darf ich mal sehen? Mmmm. Das ist aber schön. Ich hab auch ein Auto. Das sieht genauso aus wie deins. Nur ein bisschen größer. Nein, viel größer! Viel, viel größer! Wir sitzen gerade darin. Wir können damit wegfahren, und dann fährst du gleichzeitig mit deinem Auto, Kalle.
    Aber daraus war nichts geworden. Damals

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