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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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der entstanden war durch jahrzehntelange Zubereitung von Schnellgerichten aus billigen Zutaten. Halders hatte während seiner Polizeiausbildung in Stockholm in einem Studentenwohnheim gewohnt. Den Geruch erkannte er sofort wieder.
    »Hier riecht es wie zu meiner Zeit im Studentenheim«, sagte er.
    »Das hab ich auch gedacht«, sagte Aneta Djanali, »überbackene Brote und Hackfleischsoße.«
    »Weiße Bohnen in Tomatensoße«, sagte Halders.
    Aneta Djanali lachte kurz auf.
    »Was ist daran so witzig?«, fragte Halders. »In Masthugget wohnte ein Mädchen, dessen Diät bestand nur aus weißen Bohnen in Tomatensoße. Die hat sie direkt aus der Dose gelöffelt«, sagte Aneta Djanali, »ohne das Essen vorher aufzuwärmen.«
    »Muss gut geschmeckt haben.«
    »Mir wurde regelmäßig schlecht.«
    »Haben weiße Bohnen in Tomatensoße nicht immer den Effekt?«, fragte Halders.
    Aneta Djanali zog die Gerüche erneut ein.
    »Ist es nicht komisch, dass es eine Art Erinnerungsspeicher geben muss, der sofort in Aktion tritt, wenn man einen Geruch wiedererkennt?«, sagte sie. »Man erkennt einen bekannten Geruch, und sofort stürzen die Erinnerungen auf einen ein.«
    »Hoffentlich ist dir jetzt nicht allzu schlecht«, sagte Halders. »Wir sind ja im Dienst.«
    »Aber du verstehst doch, was ich meine?«
    »Nur zu gut«, sagte Halders. »Es gibt Sachen, die hab ich vergessen, dachte ich, und jetzt stürzen sie auf mich ein, genau wie du sagst.«
    »Hoffentlich beeinträchtigen sie dich nicht zu sehr.« Aneta Djanali lächelte.
    »Aber apropos Weiße-Bohnen-Diät«, sagte Halders, »da hättest du mal die Diät sehen sollen, die ich mit ein paar Freunden gemacht habe.«
    »Verschon mich«, erwiderte Aneta Djanali und klingelte an der Tür zu dem Trakt, in dem Gustav Smedsberg gewohnt hatte, bevor er zu Chalmers zog. Jakob Stillman lebte im Korridor darüber, wenn er nicht im Sahlgrenschen lag. Bald würde er wiederkommen.
    Aris Kaite wohnte im Nebenhaus. Es brauchte nicht zu bedeuten, dass sich die jungen Männer kannten oder wiedererkennen würden, wenn sie sich begegneten. Irgendwie ist das sehr anonym hier, dachte Aneta Djanali. Jeder kümmert sich nur um sich selbst, büffelt, schleppt sich in die Gemeinschaftsküche, um irgendwas zu essen zusammenzumixen und schleppt sich mit dem Teller zurück in sein Zimmer, und nur wenn es mal eine Party gibt, hebt man den Blick. Andererseits finden ja vielleicht ziemlich oft Partys statt. Zu meiner Zeit gab es welche, die feierten die ganze Woche Samstag, Samstag die ganze Woche lang. Vielleicht gibt es solche Studenten immer noch. Und wenn es für sie immer Samstag ist, haben sie vielleicht sogar Recht. Für mich ist es auffallend oft Montag. Obwohl es sich vielleicht gerade ändert.
    Halders las die Namensschilder. »Vielleicht hegt einer von denen hier Groll gegen seinen Nächsten«, sagte er. »Mhm.«
    »Da kommt einer von ihnen«, sagte er, als hinter der Glastür ein Mädchen auftauchte. Halders hielt seinen Ausweis hoch, und sie öffnete.
    »Ich erinnere mich an Gustav«, sagte sie. Sie saßen in der Küche. Halders und Aneta Djanali waren eingehüllt von Erinnerungen, in eine Duftwolke von weißen Bohnen. Alles war bekannt, hier drinnen war die Zeit stehen geblieben, so wie sie in allen anderen Studentenwohnheimen stehen geblieben war, in allen Städten. Der Geruch war zeitlos. Wenn ich den Kühlschrank öffne, bin ich wieder in meiner Jugend, dachte Aneta Djanali.
    »Er ist also niedergeschlagen worden?«, fragte das Mädchen.
    »Nein«, sagte Halders. »Er wurde angegriffen, aber er ist davongekommen, und deswegen ist er ein wichtiger Zeuge für uns.«
    »Aber… warum kommen Sie dann hierher?«
    »Er hat ja kürzlich noch hier gewohnt.«
    »Was soll das heißen?«
    Das war keine naseweise Frage. Sie sieht nicht naseweis aus, dachte Halders. Mir gefällt das Wort. Naseweis. Es lässt erahnen, dass ein Kind zuerst drauf gekommen ist.
    »Die Angelegenheit ist so ernst, dass wir aufzudecken versuchen, mit wem das Opfer Kontakt gehabt haben kann«, sagte Aneta Djanali.
    »Aber Gustav ist doch kein Opfer in dem Sinn?«
    »Er hätte eins werden können«, sagte Aneta Djanali.
    »Warum ist er hier ausgezogen?«, fragte Halders.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete das Mädchen. Aber er sah ihr an, dass sie nicht die Wahrheit sagte.
    »Hat er mit jemandem Streit gehabt?«, fragte Halders.
    »Streit? Was hätte das für ein Streit sein sollen?«
    »Alles von einem leisen Meinungsaustausch

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