Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
azul.«
    »El cielo azul«, sagte Winter und sah zum grauen Licht des Himmels auf.
    »Jetzt reißt es über dem Meer auf«, sagte sie, »in diesem Moment, während wir reden.«
    Er wusste, was sie sah. Vor einigen Jahren hatte er einige frühe Herbsttage im heißen Marbella verbracht, während sein Vater im Krankenhaus der Stadt starb.
    An einem Morgen war er von seinem Frühstückstisch im Café Gaspar aufgestanden und unter einem dunklen Himmel zum Strand hinuntergegangen, und innerhalb weniger Sekunden war der Himmel über dem Mittelmeer aufgerissen und von Afrika her hatte sich Sonnenschein über das Wasser ergossen.
    »Hast du einen besonderen Grund, dass du anrufst?«, fragte er jetzt.
    »Weihnachten«, sagte sie. »Das ist mir gerade eingefallen. Habt ihr nicht Lust, über Weihnachten herunterkommen?«
    »Ich weiß nicht, ob es geht.«
    »Denk an Elsa. Ihr würde es hier gefallen. Und Angela.«
    »Und mir?«, fragte er.
    »Dir auch, Erik, dir auch.«
    »Ich weiß im Augenblick nicht, ob wir freibekommen können«, sagte er. »In Angelas Abteilung herrscht ein ziemliches Durcheinander.«
    »Es gibt doch wohl noch ein paar andere Ärzte?«
    »Während der großen Festtage sind es unglaublich wenige.«
    »Dann sorg dafür, dass Angela verschwindet«, sagte sie. »Möchte sie nicht gern herkommen?«
    »Kannst du nicht zu uns kommen?«, fragte er.
    »Ich komme im Frühling. Aber es wäre schön, Weihnachten mit euch hier unten zu feiern. Das haben wir doch noch nie gemacht.«
    »Hast du Lotta auch gefragt?« Seine Schwester hatte die Mutter regelmäßig mit ihren beiden Töchtern besucht.
    »Sie will irgendwas mit den Mädchen und guten Freunden unternehmen.«
    »Wie heißt er?«, fragte Winter und dachte daran, wie seine Schwester versucht hatte, nach ihrer düstren Scheidung einen Freund zu finden.
    »Von einem Er hat sie nicht gesprochen.«
    »Okay, ich werd es rauskriegen.«
    »Misch dich nicht in ihr Leben ein, Erik.«
    »Ich hab gemeint, dass ich rauskriegen werde, ob wir Weihnachten freihaben.«
    »Das hättest du längst tun sollen, Erik.«
    Er antwortete nicht.
    »Ich kann einen Weihnachtsschinken machen«, sagte sie.
    »Nein, nein! Wenn wir kommen, dann möchten wir Fisch und Schalentiere essen.«
    Winter konnte sich seine Mutter nicht vor einem Herd vorstellen, so eine Mutter war sie nie gewesen. Sie konnte gebeugt über der Arbeitsplatte in der Küche stehen, aber dann schnitt sie Zitronenscheiben für die Drinks oder schraubte den Shaker zusammen. Manchmal ein Gläschen zu viel. Aber sie war immer nett gewesen. Sie hatte ihre Kinder mit Respekt behandelt. Er war zu einem Mann herangewachsen, der die Menschen, denen er begegnete, genauso zu behandeln versuchte. Er hatte Boden unter den Füßen. Allzu viele hatten keinen Boden, gegen den sie sich stemmen konnten, wenn es hart kam.
    »Bald ist Dezember«, sagte sie. »Ihr müsst euch sofort um die Tickets kümmern. Vielleicht ist es auch schon zu spät.«
    »Du hättest ja eher anrufen können«, sagte er.
    Sie antwortete nicht. Plötzlich begriff er, warum sie nicht angerufen hatte. Sie hatte bis zum letzten Moment darauf gewartet, dass er fragen würde, ob sie kommen dürften. Nur Andeutungen. Jetzt wollte sie nicht mehr warten.
    »Ich lasse Plätze reservieren«, sagte er. Warum nicht. Satte zwanzig Grad warm und viele Lokale mit leckeren Tapas und einige besonders gute Restaurants. Es war ja nur ein Weihnachten. Er hatte so viele Weihnachten in Göteborg verbracht, eingehüllt von scharfen Meereswinden wie in raue Schals. Zwischen den Festen lange Tage, die nie richtig hell wurden, gefüllt mit Nebel, den ein armer Detektiv nicht durchdringen konnte, wenn er auf der Jagd nach Lösungen von Rätseln durch die Stadt strebte. Holmes. My name is Sherlock Winter Holmes. Sie verabschiedeten sich. Er blieb auf dem Platz stehen, und einen Moment lang hatte er keine Ahnung, warum er hergekommen war.
    *
    Er fuhr in die Stadt zurück, das flache Land im Rücken, weg von all den Gerüchen, die zu jener Welt gehörten.
    Sein Kopf war übervoll von Erinnerungen, die er jetzt loswerden wollte, zum offenen Fenster sollten sie hinausgeblasen werden. Der Fahrtwind zerrte an seinen Haaren, es war ein schönes Gefühl.
    Er ordnete sich in einen Kreisverkehr ein, der ihm vertraut war. Das Netz von Zubringerstraßen zog ihn langsam ins Zentrum, wie eine Spirale, die sich nach innen drehte. Oder nach unten, dachte er, als er bei Rot an der Allen halten musste.
    Er parkte an

Weitere Kostenlose Bücher