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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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und die ihn verstanden hatten und lieb gewesen waren und wollten, dass er lieb zu ihnen war. Der Junge gehörte nicht zu ihnen, und er war enttäuscht, als er es merkte. Daran konnte er denken und sich erinnern. Die Enttäuschung.
    Er ließ den Schmuck durch seine Hand gleiten, rollte den Ball über den Boden, schob das Auto zwischen Sessel und Couchtisch hin und her, eine Runde um das Tischbein.
    Es reichte nicht. Er ließ das Auto stehen und richtete sich auf.
    Es reichte nicht.
    *
    Vor dem Fernsehschirm spürte er Erleichterung, er hielt die Sachen in der Hand, berührte sie, für einen Augenblick gab es keine Erinnerungen. Er schloss die Augen. Jetzt sah er es. Die Kinder bewegten sich hin und her, ohne zu wissen, dass sie gefilmt wurden. Wenn sie es nun gewusst hätten, wäre es anders gewesen. Nicht gut.
    Er sah das Gesicht des Mädchens, der Zoom an seiner Kamera funktionierte. Sie schien geradewegs in die Kamera zu gucken, aber sie konnte es nicht wissen.
    Er wusste, wo sie wohnte. Er hatte gewartet, als sie abgeholt wurde. Er mochte sie nicht. Wer waren die? Gehörte das Mädchen zu ihnen? Er glaubte es nicht. Er würde sie fragen. Er würde… Sein Griff schloss sich fester um die Fernbedienung.
    Er würde… und er begann ein Lied zu singen, um den Gedanken daran, was er das nächste Mal tun würde, von sich fern zu halten. Es war einmal ein kleines Mädchen, tralalala, ein kleiner Junge, dadadada.
    Es würde ein nächstes Mal geben, und dann würde es… größer sein.
    Dann würde er das tun, was er von Anfang an hatte tun wollen. Aber er war nicht… mutig genug gewesen, es zu tun. Feigling! Feigling!
    Man konnte einander bei der Hand halten. Das sollte reichen. Er schloss die Augen, öffnete sie, schloss die Augen. Jetzt waren alle Kinder da, wie auf Befehl der beiden Betreuerinnen, die jeweils auf einer Seite standen wie Soldaten. Er lächelte. Wie Soldaten!
    Sie schauten in seine Richtung, genau in die Kamera, die sie nicht sehen konnten. Niemand konnte sie oder ihn sehen. Er war ausgestiegen und stand verborgen im Gebüsch, genau wie alles andere in sich selbst verschwunden war zwischen Wald, Bäumen, Gras, Steinen, Felsen, allem, was es dort gab. Erde.
    Die Kinder gingen, eine lange Reihe. Er folgte ihnen. Hier auf der Couch sah er, wie seine Hand zitterte, als er die Büsche verließ, da schwang ein Zweig auf das Objektiv zu.
    Sie waren auf der Straße. Er war auf der Straße. Er war weit von ihnen entfernt, aber es war eine gute Kamera. Eine der Erzieherinnen drehte sich um und schaute hinein.
    Er beugte sich vor. Sie schaute weiter in die Kamera. Er hatte sie etwas näher herangezoomt. Sie wandte sich wieder den Kindern zu, drehte sich aber noch einmal um.
    Jetzt Häuser im Bild. Langweilige Häuser, die in den Himmel und an den Seiten wuchsen und wuchsen, im Vordergrund unscharfe Autos.
    Er hatte die Kamera weggedreht, um dem Starren zu entgehen. Ihr Starren wollte er nicht haben. Was hatte sie dort verloren?
    Weg mit den Häusern jetzt. Es gab andere Bilder. Er wusste, wo. Hinter dem Haus waren Felsen. Das Mädchen schaukelte. Niemand stand hinter ihr. Das Mädchen schaukelte höher und höher. Er folgte ihr mit der Kamera auf und ab.
    Er folgte ihr mit dem Kopf. Die Schaukel, das Mädchen, die Hände, die sie von hinten anschubsten. Das sah lustig aus. Woanders. Eine Familie, er war ihr gefolgt, bis sie kleiner und kleiner wurde und kein Zoom der Welt mehr half.
    *
    Stunden später, wer weiß schon, wie viele. Er fuhr an all den bekannten Plätzen vorbei. Alles war unverändert, aber das Licht war greller, brannte in den Augen. Tannen, als ob der Wald sich hier versammelt und eine öde Ebene hinterlassen hätte. Dann gibt es keinen Wald mehr. Nur Felder, dort entkommt man nicht. Kein Ort, wo man sich verstecken könnte.
    Hier haben wir den Park und dort den. Er kannte sie so gut. Alles wurde vertraut.
    »Ich hätte gern eine Monatskarte.« Eine Frau schob ihr Gesicht herein, als wollte sie ihren fetten Körper durch das Glas und ihn auf der anderen Seite zum Fenster hinauspressen. Das würde ihn nicht wundern. Die sind doch alle gleich. Drücken, pressen ihre fetten Körper gegen mich, PRESSEN sich gegen mich, ihre großen Körper…
    »Haben Sie keine Monatskarte?«, fragte sie. »Äh… ja, das macht hundertzwanzig Kronen.«
    »Hundertzwanzig? Im Zeitungsladen kostet sie hundert.« Dann kauf sie doch dort, verschwinde und kauf sie da. Zeitungsladen. Er wollte sie nicht hier haben, in seinem

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