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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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stimmt irgendwas nicht«, wiederholte Winter ernst. »Bei einem, den wir besucht haben, hab ich ein merkwürdiges Gefühl gekriegt.«
    »Und worauf führst du das Gefühl zurück?«
    »The Sickness«, sagte er und grinste über die Teetasse.
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Ja!«
    Aber er nahm niemanden auf den Arm. Angela hatte es gesehen, und dann hatte er es gesagt, viel später, sehr viel später, nachdem sie miteinander geschlafen hatten und er aufgestanden war, um zwei Gläser Sprudel zu holen. Er hatte Lust auf einen Corps, aber keine Kraft gehabt, auf den Balkon zu gehen.
    »Du weißt, dass ich… eine Fähigkeit habe«, hatte er gesagt, »du weißt schon.«
    »Und was war es diesmal?«
    »Als Bertil und ich nach Hause fuhren, haben wir über einen der alten Männer gesprochen, über den älteren, der hat gelogen, was das Zeug hielt. So was merkt man ja sofort. Schließlich ist es unser Job herauszufinden, ob die Leute die Wahrheit sagen oder lügen.«
    »Spielt das denn immer eine Rolle?«
    »Wie meinst du das?«
    »Die Leute lügen aus verschiedenen Gründen. Manche lügen, ohne im Voraus zu wissen, dass sie lügen werden. Aber das macht sie nicht zu Verbrechern und braucht auch nicht zu bedeuten, dass sie irgendwas Entsetzliches verbergen.«
    »Genau das Gefühl hab ich da draußen aber gekriegt. Dass sich da etwas… Schreckliches verbirgt. Da muss etwas passiert sein. Verstehst du? In der Vergangenheit von dem Alten, mit dem wir gesprochen haben, ist irgendwas passiert, was er verdecken will.« Winter trank einen Schluck vom Mineralwasser. »Aber ich glaub, auch der andere, Smedsbergs Vater, hat gelogen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll… Ich weiß nicht mal, ob es da einen Zusammenhang gibt. Wahrscheinlich nicht.«
    »Vielleicht ist er nervös geworden, als da zwei versnobte Kommissare aus der Großstadt auftauchten.«
    »Wir sind nicht versnobt.«
    »Ach? Habt ihr euch Blaumänner angezogen?«
    »Im Dorfladen gekauft, ja.«
    Sie trank aus ihrem Glas, er sah ihr Profil.
    »Was glaubst du, hat er diesen Kaite versteckt?«
    »Versteckt? Nein.«
    »Was ist es dann?«
    »Ich weiß es nicht, wie gesagt. Dagegen weiß ich, dass ich mit dem anderen, Carlström, noch mal reden muss. Aber erst muss ich mit dem jungen Smedsberg sprechen.«
    Er sah sie schwach nicken.
    »Außerdem müssen wir mit den Kindern reden und noch mehr mit ihren Eltern.«
    »Das ist alles so unheimlich«, sagte sie.
    »Es kann noch schlimmer sein, als wir glauben«, sagte er.
    Sie antwortete nicht.
    »Ich hab versucht darüber nachzudenken, ein eventuelles Muster gesucht, das vielleicht klarer wird, wenn wir mehr Fakten haben, Erinnerungsbilder. Bilder. Gegenstände. Wenn es ein Muster gibt, wird es aber auch nicht einfacher. Und wenn es komplizierter wird, dann wird es auch… schrecklicher.« Er streckte eine Hand nach ihr aus, berührte sie an der Schulter, die gleichzeitig weich und fest war. »Verstehst du, wie ich das meine?«
    »Dass es schlimmer wird. Dass es weitergehen könnte.«
    »Genau.«
    »Was kann man dann machen?«, fragte sie. »Die Kinder einsperren? Bewaffnete Wachen vor Kindergärten, Freizeitheimen und Schulen aufstellen?«
    »Mehr Personal würde schon reichen.«
    »Ha!«
    »Aber es gibt keinen hundertprozentigen Schutz gegen jemanden, der anderen was Böses will.«
    »Wir können also nur abwarten?«
    »Absolut nicht.«
    »Was würde passieren, wenn es in die Presse kommt, dass es da draußen jemanden gibt, der… der wartet. Oder sich vorbereitet.«
    »Das wäre nicht gut«, sagte er.
    »Was wäre, wenn ihr die Bevölkerung aufklären müsstet?«
    »Das kann man auf unterschiedliche Weise machen.«
    »Ich hab den kleinen Waggoner ja gesehen.« Er hörte sie atmen. »Wie ist das möglich? Wie? Was bringt einen Menschen dazu, so etwas zu tun?«
    Wie soll man auf die Frage rational antworten?, dachte er.
    »Ich weiß, dass es keine vernünftige Antwort auf so eine Frage gibt, aber sie muss doch gestellt werden, oder?«, sagte sie. Sie schaute ihn an. Er sah ein Blitzen in ihren Augen.
    »Das ist die Antwort auf die Frage, nach der wir die ganze Zeit suchen«, sagte er.
    »Reicht das?«
    »Ein Warum zu finden? Ich weiß es nicht. Manchmal gibt es ja keins.«
    »Es gibt keinen Grund, meinst du?«
    »Ja… was ist der Grund dafür, dass man ein schweres Verbrechen begeht? Gibt es nur einen Grund? Sind es eine Reihe verschiedener Gründe? Hängen sie zusammen? Kann man sie logisch analysieren? Sollte man

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