Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
Vom Netzwerk:
dem Exarchen zu melden, falls du eine triffst. Einer romantischen Verwicklung mit diesem
    Mann konnte nichts Gutes folgen.
    Sie würde sich in der Nähe von Paladin Ezekiel Crow vorsehen müssen.

Lager Jaffray, Northwind Präfektur III, Republik der Sphäre
    Januar 3133, Sommer
    Die Sommersonne senkte sich über der Prärie im Westen Halidons, als der Bus mit einem Quietschen zum Stehen kam. Will Elliot schaute aus dem Fenster über die staubigen Ziegelbauten und sah einen Mann auf den Bus zukommen. Er trug eine frisch gestärkte Dienstuniform, und soweit Will das erkennen konnte, war er allein.
    Die Bustüren vorne und hinten öffneten sich mit einem Seufzen, und der Mann sprach: »In Ordnung, Zuckerpüppchen, raus aus dem Bus. Bewegung!« Er musste Lungenflügel aus Eisen haben, dachte Will, um eine derartige Lautstärke zu erreichen.
    »Schneller, schneller, schneller«, bellte der Mann. Seine Stimme drang durch die Seitenwände des Busses, als bestünde das Fahrzeug aus Papier und nicht aus Stahl und Glas.
    Will stand auf und reihte sich zwischen die anderen Rekruten ein, die zu den Ausgängen unterwegs waren. Der hintere Ausgang lag näher, also bewegte er sich in schnellen Schlurfschritten mit den anderen dorthin.
    Der Parkplatz hatte eine glatte schwarze Asphaltoberfläche, auf der kein Grashalm durch einen Riss wuchs. Doch der Asphalt hatte auch keine Risse. Er war so sorgfältig gepflegt, dass nichts seine makellose Glätte störte. Selbst von dem roten Staub, der ein fester Bestandteil der umgebenden Landschaft zu sein schien, war kein
    Körnchen zu entdecken. Will war beeindruckt. Irgendjemand musste knochenharte Arbeit leisten, um den Parkplatz so gepflegt zu halten.
    Auf dem Boden vor sich sah er zwei gelb ausgemalte Fußspuren. Die Füße berührten sich an den Fersen und formten von dort aus einen Winkel von fünfundvierzig Grad. Sie zeigten vom Bus weg.
    »Auf eure Markierungen, Leute«, befahl der Mann in der gestärkten Uniform. »Ihr verschwendet meine Zeit. Ich mag es nicht, wenn man meine Zeit verschwendet.«
    Will erkannte entgeistert, dass es sich um seine normale Stimme handelte. Man sah ihm nicht die geringste Anstrengung an, und trotzdem knallte er die Silben heraus, dass auch noch der Letzte in der Gruppe ihn deutlich hörte. Will bewegte sich mit dem Rest der Rekruten, bis er einen freien Satz Fußspuren erreichte. Dort blieb er stehen, richtete die Füße an den Umrissen der Spuren aus und wartete. Er stand in der zweiten Reihe, in der Nähe des rechten Rands der Formation.
    Hinter sich hörte Will, wie der Bus stotternd und hustend angelassen wurde und davonrollte. Er bemerkte, wie seine Mitreisenden, fünfzig junge Männer und Frauen, ihn selbst mitgezählt, unbehaglich das Gewicht verlagerten. Er blieb stehen und schaute sich nicht um.
    Der Mann in der gestärkten Uniform wanderte vor der Gruppe auf und ab. Schließlich schaute er auf die Uhr, dann drehte er sich zu ihnen um. Sein Blick wanderte die Reihen der wartenden Rekruten hinauf und hinab, und er schaute jedem von ihnen in die Augen. Dann sprach er sie an, mit derselben durchdringenden Stimme.
    »Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich bin Truppführer O'Neill. Das hier ist Lager Jaffray. Ihr seid Rekruten. Momentan hat keiner von euch einen Geburtstag. Wenn ihr hart arbeitet und tut, was man euch sagt, besteht die Möglichkeit, dass euch die Nor-thwind Highlanders irgendwann einen Geburtstag zuteilen. Und jetzt: Aach-TUNG!«
    Die letzte Silbe knallte Will so hart um die Ohren, dass er beinahe zurückgezuckt wäre. Stattdessen bemühte er sich, gerader zu stehen.
    »Leute, das ist jämmerlich. Auf >Achtung< nehmt Ihr Hab-AchtHaltung an. Diese sieht folgendermaßen aus: die Füße zusammen, an den Zehen leicht auswärts gedreht. Die Hände an der Hose, die Handflächen zu den Beinen gewendet. Der Daumen liegt außen in der Kerbe zwischen Zeige- und Mittelfinger und innen an der Hosennaht. Der Bauch ist eingezogen, die Brust herausgestreckt. Der Blick geradeaus. Das ist eine äußerst bequeme Haltung. Wenn Ihr Befehl erhaltet, Hab-Acht-Stellung einzunehmen, bleibt ihr in dieser Haltung, bis ihr einen anderen Befehl erhaltet. Das dürft ihr als generelle Grundregel betrachten: Wenn ihr einen Befehl erhaltet, führt ihr diesen Befehl aus, bis ihr einen anderen Befehl erhaltet.«
    Truppführer O'Neil verstummte und ging wieder auf und ab. Er verschwand aus Wills Sichtfeld. Will blieb stehen. Der Himmel wurde dunkler. Auf den

Weitere Kostenlose Bücher