Der Himmel schweigt
eine Verbindung an das planetare Kommnetz. Alles in bar und angenehm anonym abgewickelt.
Sie suchte nach Privatsphäre und fand sie durchaus preiswert. Sie konnte nur hoffen, dass die Clanwelten innerhalb der Republik auch weiterhin deren Stonewährung benutzen würden. Falls die Stahlwölfe jemals das clanübliche System der Arbeitsanrechte wiedereinführten, würde es noch schwieriger werden, sich einen derartigen Freiraum zu schaffen.
Sie überprüfte als Erstes die Kommverbindung, indem sie ihren offiziellen Posteingang lokalisierte und anwählte. Er war leer ... bis auf eine Notiz, in der Galaxiscommander Kal Radick sie einlud, ihm beim Abendessen Gesellschaft zu leisten.
»Schnelle Arbeit«, kommentierte sie laut und machte sich nicht die Mühe, dem noch in der Tür stehenden Hausmeister die Bemerkung zu erklären. Radick wollte sie offensichtlich treffen, bevor sie Gelegenheit hatte, sich einzuleben. Er wollte sie im Stress sehen, um herauszufinden, wie sie wirklich war. »Den Teufel wirst du.«
Ihr Gepäck befand sich noch am Raumhafen. Sie hatte keine Lust gehabt, auf der Suche nach einer Wohnung einen vollen Seesack kreuz und quer durch die Stadt zu schleppen. Aber ihre Freundlichkeit dem Hafenmeister gegenüber erwies sich schon jetzt als gute Investition. Als sie ihn erneut aufsuchte, gestattete er ihr, in den Umkleideräumen der weiblichen Hafenangestellten zu duschen und die Uniform anzulegen.
»Ich möchte Galaxiscommander Radick nicht warten lassen«, erklärte sie, als sie ihren Seesack abholte und sich auf den Weg zu den Duschen machte. Wenige Minuten später kehrte sie sauber und in makelloser Ausgehuniform zurück. Jetzt war von Tassa Kay keine Spur mehr vorhanden und der Sterncolonel hatte vollends die Kontrolle.
Der öffentliche Nahverkehr brachte sie zum Hauptquartier, wo Kal Radick wohnte. Er leistete sich keine Unterkunft abseits der Basis.
»Sterncolonel Anastasia Kerensky wünscht Galaxiscommander Kal Radick zu sehen«, meldete sie sich beim Posten am Eingang. »Er erwartet mich.«
Der Mann tippte auf der Tastatur seines Compblocks. »Sein Quartier liegt im obersten Stockwerk, Sterncolonel. Nimm den Aufzug und folge der Beschilderung für 25 A-F.«
Die spartanisch karge Einrichtung von Kal Radicks Räumen überraschte sie bei ihrer Ankunft nicht: schnörkellose Möbel aus Metall und Kristall, Wände, Teppichboden und Vorhänge in Schattierungen aus Braun, Grau und Elfenbein. Die claneigene Ästhetik neigte in Designfragen zu reinem Funktionalismus, selbst wenn das verwendete Material wie hier von allerfeinster Qualität war. Anastasia Kerensky, auf Arc-Royal Wahrgeborene, war davon angetan, doch in einem Winkel ihres Geistes flüsterte Tassa Kay frech, dass manch einer den Eindruck bekommen könnte, der Galaxiscommander gäbe sich dabei etwas zu viel Mühe.
Radick selbst war hager und für einen MechKrieger recht groß, mit dunklen Haaren und einer entweder tiefgebräunten oder natürlich dunklen Hautfarbe. Er begrüßte sie an der Tür. »Sterncolonel Kerensky.«
Er klang ehrlich erfreut über ihr Eintreffen und Anastasia musste sich daran erinnern, dass der Galaxiscommander jünger war, als er aussah. Sein wahres Alter verriet sich weder in seinem Aussehen noch in seinem Auftreten. Sie hatte sich aber in die Geschichte seines kometenhaften Aufstiegs zum Präfekten vertieft und zwischen den Erfolgen - den Sieg im Radick-Blutrecht, die erfolgreiche Herausforderung um die Position des Galaxiscommanders für die Clansternhaufen in Präfektur IV - auch andere, beunruhigendere Einzelheiten entdeckt.
Zum Beispiel seine Beziehung zur neuen Präfektin der Präfektur III. Kal Radick hatte ganz offensichtlich nicht den Schatten einer Ahnung, wie tief er die Countess of Northwind mit dem Vorschlag beleidigt hatte, die Republik der Sphäre irgendwann durch einen neuen Sternenbund zu ersetzen. Campbell war eine glühende Patriotin der Republik Devlin Stones und hatte auf Radicks beiläufige Bemerkung reagiert wie auf bewussten Hochverrat. Anastasia selbst fand eine derartige Leidenschaft für ein improvisiertes politisches Experiment vor allem amüsant.
Wäre ich die Countess of Northwind Clan, überlegte Anastasia, hätten wir inzwischen einen Konflikttest hinter uns und die ganze Innere Sphäre wüsste, welche Seite die stärkeren Argumente hat.
All das ging ihr durch den Kopf, während sie sich eine passende Antwort auf seine Begrüßung überlegte. Die Atmosphäre dieses Besuchs war
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