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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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privat, nicht offiziell. Die Begegnung fand in seinem Privatquartier statt, nicht in der Öffentlichkeit, Speisen und Getränke waren vorhanden. Aber auch nicht zu privat, denn Radick trug Alltagsuniform, keine Zivilkleidung.
    Anastasia entschied sich für Augenkontakt und ein Nicken. »Galaxiscommander Radick.«
    »Hast du schon gegessen?«
    »Nur ein Frühstück heute Morgen«, antwortete sie. »Ich war mit der Quartiersuche beschäftigt.«
    Radick deutete auf den Tisch, der ihr bereits beim Eintritt aufgefallen war. Er stand in einer Fensternische mit Blick auf den Raumhafen. Draußen wurde es Nacht, aber die Silhouetten der Lupus und ihrer Schwesterschiffe auf dem Landefeld waren noch zu erkennen. »Dann leiste mir Gesellschaft.«
    »Gerne, Galaxiscommander.«
    Die Mahlzeit, die sie erwartete, erwies sich als das kulinarische Äquivalent des Zimmers, in dem sie serviert wurde: alles von bester Qualität, aber einfach bis ins Extrem. Nicht demonstrativ widerwärtig, auch der Galaxiscommander ernährte sich zu Hause nicht von Feldrationen oder von halbgarem, verbranntem oder anderweitig ungenießbarem Essen. Trotzdem fade und eintönig. Anastasia fragte sich, ob diese Selbstverleugnung als politische Geste gedacht war, um den Militanteren unter seinen Stahlwölfen zu beweisen, dass er von den Sitten und Gebräuchen der Republik unverdorben geblieben war, auch wenn er eine wichtige Rolle in deren Politik spielte.
    »Was bringt dich in die Präfektur IV?«, fragte Radick, während er seinen Teller mit Bratenscheiben und gekochtem Gemüse füllte. »Ti-gress ist weit entfernt von Arc-Royal, frapos?«
    In vielerlei Hinsicht. »Pos.«
    »Und du bist über Achernar gekommen. Warum?«
    Anastasia bediente sich ebenfalls. Nachdem sie seit dem Verlassen der Lupus am Morgen nichts mehr gegessen hatte, würde sie sich selbst ungewürztes Fleisch und Gemüse schmecken lassen. »Der Raumhafen von Achernar ist eine günstige Zwischenstation. Oder fragst du, warum ich während des Aufenthalts dort auf der Seite der Einheimischen gekämpft habe?«
    »Auch das ist eine Frage, die nach einer Antwort verlangt.«
    »Vielleicht«, erwiderte sie, »wollte ich mir selbst ein Bild von den berühmten Stahlwölfen machen.«
    »Und, hast du dir ein Bild gemacht?«
    Sie ließ ein kurzes Raubtiergrinsen aufblitzen, und für einen Moment fühlte sie sich mehr als Tassa Kay denn als Anastasia Kerensky. »O ja.«
    »Ich hoffe, es war zufrieden stellend.«
    »Hätte mir nicht gefallen, was ich sah, so wäre ich anschließend nicht nach Tigress weitergereist.«
    Radick schien von der Antwort befriedigt, und Anastasia Kerensky gestattete sich ein zweites Grinsen, das sich jedoch nicht auf ihrem Gesicht widerspiegelte. Sie hatte nicht die Absicht, dem Galaxiscommander zu erklären, was ihr gefallen hatte: Das Wissen, dass die Stahlwölfe stark und hart genug waren, um sie zu einem Schwert zu schmieden, das die Republik der Sphäre spalten konnte. Aber mehr noch als dies: das Wissen, dass es nicht Kal Radick sein würde, der dieses Schwert führte.
    Kal Radicks Hauptquartier, Vier Städte, Tigress Präfektur IV, Republik der Sphäre
    April 3133, Sommer
    Anastasia Kerenskys erste Gelegenheit, die Fähigkeiten der Stahlwölfe Kal Radicks nicht als Gegnerin auf die Probe zu stellen, sondern als Kommandeurin, kam eine Woche nach ihrer Ankunft auf Tigress. Die Wölfe planten einen Angriff auf den Planeten Ruchbah in Präfektur III, offiziell, um sich den Zugang zu einer zusätzlichen Quelle für zivile und militärische Fahrzeuge zu sichern. Anastasia war allerdings klar, dass der Hauptzweck des Angriffs darin bestand, die Stärke und den Kampfeswillen der Republik in Präfektur III zu testen. Möglicherweise, überlegte sie auf dem Weg durch den Morgenverkehr der Vier Städte von ihrer Wohnung zum Hauptquartier, wollte Kal Radick seinen Kriegern auch einen leichten Sieg verschaffen, um die Stimmung der Stahlwölfe zu heben, die bemerkt hatten, dass Achernar ein Fehlschlag gewesen war. Bei dem Gedanken musste sie laut auflachen - soweit es sie betraf, wäre es besser gewesen, den Stahlwölfen eine echte Herausforderung anzubieten, die sie meistern konnten. Die anderen Reisenden im städtischen Schwebebus drehten sich fragend zu ihr um, sagten aber nichts. Ein Sterncolonel hatte das Recht, über alles zu lachen, was ihr amüsant erschien, auch wenn sie am Rand der Arbeiterviertel lebte und die öffentlichen Verkehrsmittel benutzte.
    Am HQ-Gebäude meldete

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