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Der Himmel schweigt

Der Himmel schweigt

Titel: Der Himmel schweigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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»Nicht für einen Anführer der Wölfe.«
    Radick antwortete nicht. Jedenfalls nicht in Worten. Er drehte sich zur Seite und brachte den linken Fuß auf Kniehöhe. Sie bereitete sich darauf vor, einen Tritt abzublocken. Stattdessen sprang er sie an, die rechte Hand wie einen Speer auf ihr Sonnengeflecht gezielt. Ein ausreichend harter Treffer dort im Nervenbündel unterhalb des Brustbeins, und es war alles vorbei. Ihr Körper würde ihr den Dienst aufkündigen.
    Mit der Rechten blockte sie den Hieb nach außen ab. Aber Radick musste diese Reaktion vorausgesehen haben, denn ihre Hand traf nur Luft. Im nächsten Sekundenbruchteil krachte seine linke Hand auf ihren Bizeps, und Schmerz zuckte wie ein elektrischer Schlag den ganzen Arm entlang bis in die Fingerspitzen.
    Einer der Zuschauer irgendwo außerhalb des Kreises keuchte auf. Überrascht? Bewundernd? Kal Radick hatte gewusst, was seine Gegnerin tun würde und den Muskel getroffen, während er gespannt und besonders verwundbar war. Damit war Anastasias rechte Hand fürs Erste außer Gefecht gesetzt. Falls der Muskel unter Radicks Hieb gerissen war, würde sie den Arm für den Rest des Kampfes und einige Zeit darüber hinaus nicht mehr gebrauchen können.
    Anastasia reagierte instinktiv. Ihre linke Hand hob sich, zuckte einwärts und rammte mit der Handkante gegen Radicks Halsansatz. Sie fühlte zwei Knochen unter dem Aufprall brechen: ihren mittleren Handwurzelknochen und Radicks Schlüsselbein. Jetzt kämpften sie beide einarmig. Radicks linker Arm hing ebenso nutzlos herab wie ihr rechter.
    »Wir werden sehen, wer die Wölfe kommandiert«, knurrte Radick.
    Er hob das rechte Knie, als wollte er es ihr in den Bauch stoßen, dann zuckte sein Fuß vor. Der brutale Tritt hätte sie kampfunfähig gemacht, hätte er die Kniescheibe getroffen, auf die er gezielt war.
    Anastasia verschwendete keinen Atem. Stattdessen trat sie nach dem linken Bein, das ihren Gegner bei diesem Angriff trug. Er drehte sich, um dem Angriff auszuweichen, und Anastasia warf sich nach vorne, rammte ihn mit dem ganzen Körpergewicht. Die beiden Kämpfer stürzten zu Boden, Kal Radick unten, Anastasia über ihm, das Gesicht seinen Füßen zugekehrt.
    So weit, so gut. In einem längeren Kampf aber war der größere und muskulösere Radick im Vorteil. Wenn sie nicht verlieren wollte, musste sie die Entscheidung jetzt erzwingen.
    Anastasia stieß den linken Ellbogen mit voller Wucht nach hinten - in Kal Radicks Leib - und traf. Sie zog den Arm vor und rammte ihn noch einmal auf dieselbe Stelle. Diesmal wurde sie mit einem lauten Aufkeuchen belohnt, und harter Widerstand zeigte ihr, dass sie Radicks Brustkorb getroffen hatte.
    Aber noch war Radick nicht besiegt. Er legte den Arm um Anastasias Hals und zog, schnürte ihr die Luft und die Blutzufuhr des Gehirns ab. An den Rändern ihres Sichtfelds wurde es dunkel. Falls sie der Dunkelheit gestattete, sie einzuschließen, würde sie aus dieser Nacht nie mehr erwachen.
    Wieder stieß sie mit dem Ellbogen zu. Die Rippen, die sie traf, krachten. Noch ein Schlag an dieselbe Stelle. Sie spürte den Ellbogen nicht mehr. Hatte sie ihn ausgerenkt? Plötzlich gaben die Rippen nach. Wieder und wieder stieß sie zu, fühlte die Rippen splittern, während ihre Brust in Flammen stand und die Dunkelheit vor ihren Augen immer weiter vordrang.
    Irgendwann löste sich Kal Radicks Arm um ihren Hals. Sie wälzte sich zur Seite und stolperte auf die Beine, ohne die Arme zu Hilfe zu nehmen. Inzwischen waren sie beide nutzlos geworden. Sie stierte hinab auf den Galaxiscommander, der keuchend nach Atem rang. Sein Gesicht war grau und schweißnass, rötlicher Schaum drang ihm aus Mund und Nase.
    »Habe ich einen Lungenflügel durchbohrt?«, fragte Anastasia. Die Schwärze verschwand aus ihrem Sichtfeld und machte einem Wirbel treibender blinder Flecken Platz. »Keine Sorge. Dafür weiß ich was.«
    Sie ließ sich mit beiden Knien voll auf Radicks Brust fallen. Noch mehr Rippen knackten und er bäumte sich unter dem Einschlag auf. Sie mühte sich zurück auf die Beine und ließ sich noch einmal auf seinen Brustkorb fallen. Jetzt regte er sich nicht mehr. Sie hatte das Gefühl, auf einem Sack nassen Sand zu sitzen.
    Immer noch auf Kal Radicks lebloser Brust kniend, schaute Anastasia zum Kreis der Zuschauer hoch. »Dieser Test ist vorüber«, verkündete sie.
    Ihre Stimme war kaum mehr als ein raues Kratzen, und jeder Atemzug schmerzte. Ihre Kehle war von den Verletzungen durch

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