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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Oder vielleicht war es gar nicht ihr Duft. Sondern ihre tiefe Stimme.
    «Er ist überhaupt nicht an dir interessiert, Lol. Oder an deinem Talent. Das war bloß ein kleiner Trick, und zwar kein besonders überzeugender. Er will deine Freundin. Er will einen Exorzisten. Deshalb hat er gesagt, dass du deine Freundin mitbringen sollst.»
    «Ja.»
    «Wenn du allein gekommen wärst, hätte er dich ausgehorcht. Als er dachte,
ich
wäre sie, hat er losgelegt: ‹ein ökologisches Problem, aber auch ein spirituelles›. Aber als er festgestellt hat, dass ich nicht deine Pfarrerin bin, hat er den spirituellen Teil für sich behalten. Ich schätze, er wird auf andere Art an sie drankommen.»
    Lol sagte: «Was ist, wenn er doch ein
bisschen
verrückt ist?»
    «Ach, Lol, wir sind doch alle ein bisschen verrückt.»
    «Und das Pestkreuz?»
    «Na ja   … irgendwie spürt man, dass dort eine Krankheit herrscht, das stimmt schon», sagte Moira.
    «Immer noch?»
    Sie war einen Moment lang still. «Er hat vor etwas Angst, aber er weiß nicht genau, wovor.»
    Lol war verwirrt. «Aber
das
weiß er doch, oder?»
    «Er weiß, was er sehen kann – die Strommasten und die Fernsehmasten und diese unheimlichen Handymasten. Aber die Elektrizität selbst kann er nicht sehen und das Böse auch nicht.»
    Nach einer Weile sagte Lol: «Ist das eine Warnung?»
    «Oh, Laurence», sagte Moira, «wenn es doch so simpel wäre wie:
Steigen Sie am 18. nicht in ein Flugzeug
. Was willst du denn von mir hören? Ich stehe bei diesem Pestkreuz, und der Typ redet über Leute, die ohne Sarg begraben wurden, und dann denke ich an dich und deinen Freund, wie ihr die Erde umgrabt auf der Suche nach toten Menschen, und bekomme langsam ein ziemlich widerliches Gefühl im Bauch.
Ich
weiß nicht, was das alles bedeutet.»
    «Und was soll ich Merrily sagen?»
    Sie ließ ihn eine Zeitlang weiterfahren, ohne etwas zu sagen.
    «Na ja», sagte sie, «das ist nicht so leicht.»
     
    An diesem Abend rief Lol von seinem Heuboden aus Merrily auf dem Handy an.
    «Hmhm», sagte sie, «ich habe Sam Hall getroffen, als ich mit Frannie Bliss in Underhowle war. Da hat er sich keine große Mühe gegeben, mit mir zu reden. Andererseits hat Bliss mich als Kollegin vorgestellt. Was in diesem Moment auch niemand angezweifelt hat. Soll ich mit ihm reden?»
    «Warum solltest du? Ich wollte dich nur warnen, dass er vielleicht Kontakt zu dir aufnimmt. Damit du dann ungefähr weißt, worum es geht. Und wenn du einfach   –»
    Merrily sagte: «Es ist nur, ich bin gefragt worden, ob ich Roddy Lodge begrabe, verstehst du?»
    «Ob du ihn begräbst?»
    «Es geht nicht darum, das Loch zu graben – es geht um den Beerdigungsgottesdienst.»
    «Warum?»
    «Das ist eine christliche Tradition. Aber wenn du meinst, warum
ich
… also   … ziemlich viele Leute in Underhowle sagen:
Wir
wollen diesen Mörder nicht auf
unserem
Friedhof, und der zuständigePfarrer hat kalte Füße bekommen. Und ich bin das Gleiche wie dein Mr.   Hall. Eine bekannte Verrückte.»
    Lol sagte: «Musst du das machen?»
    «Ich
muss
nicht.» Eine Pause. «Was ist?»
    «Nichts.»
    Lol stellte sich vor, wie sie an ihrem Schreibtisch saß und sich die Füße am Elektroofen wärmte. Und er fand, wo immer sie da auch hineingeriet, sie sollte dabei nicht alleingelassen werden.

26   So was wie ein schwarzes Schaf
    Er war, sofort nachdem seine Frau ihn auf dem Handy erreicht hatte, auf seinem vierrädrigen Quad-Geländemotorrad den Hügel heruntergefahren. «Ich kann darüber nicht diskutieren», hatte sie kläglich gesagt, als sie Merrilys Priesterkragen gesehen hatte. «Sie müssen mit Mr.   Lodge sprechen.» Und dann redete sie über den Regen und wie viel dieser Tage davon herunterkam, bis er an der Küchentür seine Gummistiefel auszog.
    Alles, was Merrily aus den Küchenfenstern sehen konnte, war Nebel, der sie an grünlichen Schleim erinnerte.
    Mr.   Lodge: So wurde er jetzt genannt. Sein Vater war tot, und er war der älteste Sohn. Dies war sein Bauernhaus in der dunstigen Hügellandschaft, und das war sein Name: Mr.   Lodge, der Letzte im Tal.
    Sie sahen sich an. Im kalten Neonlicht der Deckenleuchte sah Merrily einen Mann mit sandbraunem Haar im grünen Overall eines Bauern. Er ging auf die sechzig zu, war mager und wachsam wie ein Fuchsrüde.
Er
sah etwas, das ihm offensichtlich Sorgen bereitete.
    Er hustete. «Tut mir leid, ich, äh, ich hatte nicht erwartet, dass Sie eine Frau sind.»
    Ah. Wenn sie jedes Mal ein

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