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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Pfund bekommen hätte, wenn jemand diesen Satz sagte, wäre ihre Gemeinde inzwischen ziemlich reich.
    «Ich mache mal einen Tee», murmelte Mrs.   Lodge.
    «Ja.» Er nickte in Merrilys Richtung. «Also   … danke. Danke, dass Sie gekommen sind.» Er zeigte auf einen Armstuhl aus Holz mit einem Kissen, der neben dem Rayburn-Ofen stand. «Nehmen Sie den. Dort ist es warm.»
    «Danke.» Sie zog Janes Dufflecoat aus und hängte ihn über die Rückenlehne des Stuhls. Sie trug das schwarze Pulli-und-Rock-Outfit und ihre gefütterten Stiefel. Er sah weg.
    «Tony Lodge», sagte er widerstrebend.
    «Merrily Watkins. Ich   … Es tut mir leid, dass ich erst gestern Abend davon gehört habe. Vom Bischof.»
    «Ah.» Er setzte sich auf einen Stuhl, der gut zwei Meter von ihrem Stuhl entfernt stand. Seine Mütze hielt er auf den Knien fest. «Mit Mr.   Banks haben Sie also noch nicht gesprochen.»
    «Nicht darüber, nein. Ich sehe ihn wahrscheinlich nachher noch.»
    «Wenn Sie Glück haben.»
    Sie lächelte.
    «Nicht   … nicht, dass ich noch ein großer Kirchgänger wäre», sagte Tony Lodge. «Meine Eltern sind immer in die Baptistenkapelle gegangen, damit bin ich aufgewachsen. Als es die dann nicht mehr gab, ist mein Vater in die Kirche gegangen, immerhin war die noch da, auch wenn es nur ab und zu mal einen Gottesdienst gab. Nach Ross wäre er dafür nicht gefahren. Und er wollte auch nicht in Ross begraben werden. Und darum geht es hier.»
    Merrily sagte: «Da gibt es vermutlich seit langem ein Abkommen mit der anglikanischen Kirche, was Begräbnisse angeht.»
    «War nie anders. Man sagt, dass die Baptistenkapelle hier genauso alt ist wie der andere Kirchenbau, und es gibt in Underhowle nur einen Friedhof – und der ist oben bei der anglikanischen Kirche, wo die Erde trockener ist, das ist besser für Begräbnisse. Und dahin kommen wir auch, wir Lodges.» Er machte eine Pause. «Da kommt auch mein Bruder hin. Freitag, dachten wir, wenn das für Sie in Ordnung ist. Der Bestatter ist Lomas aus Coleford.»
    «Ihr Vater   …»
    «Wäre nicht glücklich, wenn seine Söhne nicht bei ihm und meiner Mutter wären. Das werden Sie verstehen.»
    «Natürlich. Ähm   …»
    Mr.   Lodge hob abwehrend eine knochige braune Hand. «Nein», sagte er ruhig. «Ich möchte nicht über das reden, was er getan hat. Als ältester Sohn ist es meine Pflicht meinem Vater gegenüber, dafür zu sorgen, dass mein Bruder in Underhowle begraben wird –
nicht
eingeäschert. Ich hätte gern einen ordentlichen Gottesdienst. Wenn Mr.   Banks wegen der Zugezogenen das Handtuch wirft, ist das seine Sache.»
    Merrily sagte nichts. Sie hätte vorher wissen können, dass es um so etwas ging.
    «Gestern Abend war eine Abordnung hier», sagte Mr.   Lodge. «Bin nicht sicher, was Sie darüber wissen.»
    «Eine Abordnung?» Sophie hatte nur erwähnt, dass Pfarrer Banks gesagt hatte, die Lodges seien nicht Mitglieder seiner Gemeinde, die Familie der vermissten Melanie Pullman aber schon, weshalb er es vorziehen würde, dass sich ein Pfarrer von außerhalb um Roddys Beerdigung kümmerte. Das war in solchen Fällen nicht ungewöhnlich.
    «Einheimische», sagte Tony Lodge, «und ein paar nicht so Einheimische. Wollten, dass ich meinen Bruder einäschern lasse. Haben gesagt, es wär besser, wenn seine Asche einfach auf demFriedhof verstreut würde, weil ein Grab eine   … ‹Touristenattrak tion › werden würde. Und zwar keine von der Art, die sie in Underhowle haben wollen.» Er klang jetzt leicht bitter. «Passt nicht zum neuen Image von Underhowle.»
    «Verstehe.»
    «Das bezweifle ich.» Mr.   Lodge lächelte fast. «Das bezweifle ich, Frau Pfarrer, aber das spielt vermutlich keine Rolle.»
    «Ich
kenne
ein paar Leute aus dem Ort: Mr.   Young, den Schulleiter. Und   … Ingrid Sollars?»
    «Mrs.   Sollars. Ja, ich war überrascht, dass sie dabei war, aber so ist es. Jeder hat seine eigenen Gründe. Es ist alles nicht mehr so einfach, wie es mal war. Früher hat man Verantwortung für sein Dorf übernommen, in guten wie in schlechten Zeiten. Und für die Leute, gute wie schlechte. Man hat zusammengehalten. Jetzt geht’s nur noch darum, wie man auf die Leute von außerhalb wirkt.»
    «Das ist wohl wahr.» Sie machte sich vor allem Sorgen darum, wie sie das vor Gomer rechtfertigen sollte: für die unsterbliche Seele des Mannes zu beten, der nach Gomers Überzeugung seinen Neffen ermordet, sein Lager und seine Maschinen angezündet und damit die

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