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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Mobilfunksender auf dem Howle Hill zuzustimmen, zusammen mit einem Verstärker für den Fernsehempfang, der nur einen Kilometer entfernt aufgestellt werden sollte, hatte Sam den Ausschuss erbittert verlassen. Inzwischen stand der Verstärker und bombardierte Underhowle mit Signalen, der neue Telefonmast wartete nur noch auf grünes Licht vom Stadtrat. Und weit und breit keine Opposition, die dem Ganzen Einhalt gebot. Nur Sam, der Miesepeter, der Verrückte.
    «Ich habe erwartet, dass die Neuzugezogenen mich unterstützen würden, aber, verdammt, so wie sich das Dorf gerade entwickelt, wollen sie nicht diejenigen sein, die dem Fortschritt im Wege stehen. In den meisten Fällen hängt außerdem ihr Job davon ab. Aber   … bei all den verdammten Stromleitungen, die wir schon haben, ist es meine feste Überzeugung, dass wir hier die
Hölle
auf Erden kriegen. Gesundheitsprobleme – und
psychische
Probleme – in einem Ausmaß, das ihr euch gar nicht vorstellen könnt. Die Zeichen sind nicht zu übersehen. Ich kann euch eine verdammt lange Liste von Leuten geben, die vorzeitig gestorben sind – Leute, die zu nah an 140   000   Volt gelebt haben. Wenn dieser verdammte Mast aufgestellt wird, leben hier dann endgültig alle in einer dicken Elektrosmog-Wolke. Aber   … ich hab keine Beweise und keine Rückendeckung.»
    Lol dachte, dass Sam vermutlich ein bisschen mehr brauchen würde als einen Protestsong, um die zu kriegen. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    Sam sagte: «Klar, ich hab Freunde,
draußen
– Verbindungen zu Umweltorganisationen. Aber Ökoaktivisten sind eher nette Leute. Sie haben nicht diese blinde
Wut
, die man vielleicht braucht, um etwas in Angriff zu nehmen, was ein riesiges ökologisches Problem ist und – ich würde es auch, Frau Pfarrer, als spirituelles Problem bezeichnen.»
    Moira sagte: «Bitte?»
    «Ich kann das gern erklären, wenn Sie etwas Zeit erübrigen könnten. Wenn wir uns vielleicht diese Woche mal treffen könnten, erkläre ich das gern genauer. Aber unser Pfarrer hier, Hochwürden Banks, ist – und als jemand, der zumindest zur Hälfte Christ ist, will ich das nicht entschuldigen – engstirnig und unzugänglich und weigert sich, auch nur darüber nachzudenken   –»
    «Mr.   Hall, ich bezweifle nicht, dass das stimmt, aber wenn ich   –»
    «Mir ist klar, dass Sie in Ihrer Position vorsichtig sein müssen, wenn es um einen anderen Geistlichen geht. Aber es gibt ein paar Dinge, über die ich mir klarwerden muss, und ich könnte guten Rat gebrauchen von jemandem   … wie Ihnen.»
    Er stand am Fuße des Pestkreuzes, mit hängenden Schultern, und sah jetzt fast so alt aus, wie er war. Er nahm seinen Rucksack von der Schulter, als wäre er ihm plötzlich zu schwer geworden, und legte ihn auf die unterste Stufe.
    «Sam», sagte Lol freundlich, «ich glaube   …»
     
    Lol fuhr auf der A 40 zurück, von der aus man Ross in der Nacht leuchten sah wie eine Geburtstagstorte. Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Jackentasche.
    «Das hat er mir gegeben, als wir zurück in die Stadt gegangen sind. Es ist das Gedicht. Das Lied. Er hat es aus seiner Tasche geholt, als wäre es ihm gerade noch rechtzeitig eingefallen, bevor wir uns verabschiedet haben.» Er gab Moira das Blatt. «Sorry, die Innenbeleuchtung ist kaputt, aber im Handschuhfach ist eine Taschenlampe.»
    «Ich sollte mich wohl geschmeichelt fühlen», sagte Moira. «Das ist wahrscheinlich das erste Mal in meinem ganzen Leben, dass mich jemand für einen gläubigen, guten Menschen gehalten hat.»
    Dieses Missverständnis konnte nur auf eine einzige Art zustande gekommen sein: Sam hatte mit Frannie Bliss gesprochen, und Bliss hatte Lols enge Verbindung zu der Exorzistin von Hereford ausgeplaudert. Lol hatte Moira nur mit ihrem Vornamen vorgestellt. Moira   – Merrily? Es war ein Missverständnis.
    «Ich glaub nicht, dass er verrückt ist», sagte Lol. «Aber er wirkt auf jeden Fall weniger stabil als neulich Abend. Oder ich bin derjenige, der jetzt stabiler ist als damals.»
    «Na ja   …» Moira hatte die Taschenlampe ausgeknipst. «Ichglaube auch nicht, dass er verrückt ist, aber ein großer Dichter ist er bestimmt auch nicht.»
    «Nicht gut?»
    «Es ist, als hätte er einfach aufgeschrieben, was ihm spontan eingefallen ist.»
    «Das hat er ja vielleicht auch gemacht.»
    «Hmhm.»
    In der Dunkelheit des Autos nahm Lol Moiras Duft wahr; er musste an verlassene Sanddünen auf den Hebriden denken.

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