Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
dem Gedanken gehen, er wäre herzlos . »
    Merrily sagte: «Mrs.   Lodge, das ist für Ihren Mann eine der schwersten Situationen, die man sich vorstellen kann. Besonders, wenn man sie nicht herbeigeführt hat, sondern einfach hineingezogen wird und nicht weiß, wem gegenüber man sich loyal verhalten soll.»
    «Cherry», sagte Mrs.   Lodge, «ich heiße Cherry.»
    Sie erzählte Merrily, sie hätte gewusst, dass Sam Hall nicht zu Hause sein würde, denn sie hatte ihn vor über einer Stunde Richtung Dorf gehen sehen, und als ihr Mann wieder auf sein Quad gestiegen war, um weiter an der Umzäunung des oberen Feldes zu arbeiten, hatte sie die Gelegenheit ergriffen, Merrily zu sagen, was sie vor ihm nicht hatte sagen können.
    «Nicht, dass wir uns nicht nahe wären.» Sie starrte durch die Windschutzscheibe in den Nebel. «Nicht, dass wir uns nicht nah
gewesen
wären, sollte ich wohl eher sagen. Die schwierigen Dinge, die auf einem Hof so passieren – sogar die Geldprobleme   –, über die kann man sprechen. Das hier   –» Sie schniefte und zog ein Päckchen Taschentücher hervor, um sich die Nase zu putzen. «Das ist jenseits von allem.»
    Merrily sagte: «Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich rauche   …? Ich mache auch das Fenster auf.»
    «Natürlich, bitte.» Cherry lächelte fast, als wäre sie dankbar für dieses Zeichen menschlicher Schwäche. Merrily zündete sich eine Silk Cut an.
    «Er hat sich natürlich verändert», sagte Cherry. «Er
glaubt
zwar nicht, dass er wie sein Vater wird, weil der Alte immer so religiös war, aber er wird so.» Sie steckte das Taschentuch weg und wandte sich auf ihrem Sitz um, damit sie Merrily besser ansehen konnte. «Aber es gibt immer noch Schlimmeres. Gott weiß, zu was Roddy geworden ist. Alles in allem muss ich immer wieder denken: Es ist gut, dass es so ausgegangen ist. Wenn es überhaupt schon vorbei ist. Wenn wir das jemals werden sagen können.»
    «Waren Sie dabei?»
    «Nein. Wir waren beide nicht dort. Ich weiß noch, dass ich am späten Nachmittag rausgegangen bin, um die Kohlenschütte zu füllen, und dass ich da glaubte, von unten was zu hören. Aber ich dachte, es wären nur Kinder. Es war schon zehn Uhr, als die Polizei kam und uns gesagt hat, dass er tot ist. Wir wussten nicht, was wir machen sollen. Sonst ist niemand gekommen. Wir wussten nicht, dass alle gesehen haben, wie er gestorben ist. Wir haben einfach   … Tony und ich, wir saßen einfach da und haben darüber geredet, bis zum frühen Morgen. Aber am nächsten Tag wollte er nichts mehr davon hören, und so ist es geblieben. Genau so hätte sich sein Vater verhalten. Und dann war es in den Zeitungen undim Fernsehen – die Videos, die die Leute gemacht haben. Unsere Nachbarn.»
    «Wie lange sind Sie schon verheiratet?»
    Merrily wollte sie auf andere Gedanken bringen. Im Auto, das vom Nebel umgeben war, wurde es langsam warm, und Cherry erzählte. Es stellte sich heraus, dass Tony und sie sich durch eine Partnervermittlung für Bauern kennengelernt hatten. Sie war in Newport geboren worden, wo ihren Eltern ein Schuhladen gehörte, und sie hatte immer von einem Leben auf dem Bauernhof geträumt. Sie waren seit zwanzig Jahren verheiratet, seit Cherry siebenundzwanzig gewesen war, und hatten zwei Söhne, die inzwischen beide in Cardiff arbeiteten und sich dort sehr wohl fühlten. Wenn Tony Lodge ihnen den Hof vererben würde, würden sie ihn verkaufen. Er musste eine Entscheidung treffen, und zwar ziemlich bald. Diese Probleme wegen Roddy konnte er nicht
auch
noch brauchen, zusätzlich zu allem anderen, sagte seine Frau.
    Und als dann am Vorabend die Leute aus dem Ort gekommen waren, die
neuen
Leute aus dem Ort, und ihm gesagt hatten, dass er sich anständig verhalten und Roddy einäschern lassen sollte   …
    «Ich glaube, ich verstehe das nicht ganz», sagte Merrily. «Die ses ganze Gerede von dem ‹neuen› Underhowle. Hat das etwas mit dem Entwicklungsausschuss zu tun?»
    «Sie wollen noch nicht mal mehr, dass der Ort Underhowle heißt. ‹Oh, das klingt, als wäre es am Ende der Welt›, hat einer von denen bei einem dieser Treffen gesagt.»
    «Worum geht es denn bei diesen Treffen?»
    «Ariconium. So haben sie das Projekt genannt. Ariconium war eine alte römische Stadt, die weiter unten im Tal Richtung Weston gewesen sein soll, aber Mr.   Crewe, der das alte Pfarrhaus gekauft hat, der glaubt, dass Ariconium eher hier war. Er hat eine kleine Statue von einem römischen Gott gefunden, da

Weitere Kostenlose Bücher