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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schuldet Ihm was.
    Schuld. Die Urschuld.
    Und Bilder wie dieses betonten bloß noch: Du schuldest Gott etwas. Du schuldest Onkel Ted etwas, du schuldest der Gemeinde und der verdammten selbstgefälligen Kirche etwas, die dir ein lächerliches Gehalt zahlt.
Arschlöcher!
    Janes Gesicht war ganz starr von den getrockneten Tränen. Die Küchentür war offen, das Licht war an, und sie hörte Mom am Telefon im Spülküchenbüro. Mom, die die Lüge lebte. Sie schloss leise die Küchentür und ging hinauf in ihr Apartment unter dem Dach, wo sie und Eirion zum ersten Mal   … Sex gehabt hatten. Sie ließ ihre Tasche auf den Boden fallen, warf sich zwischen den Mondrian-Wänden aufs Bett und schluchzte vor Wut und Unverständnis. Es war hier oben doch einmal so wunderbar gewesen, so einzigartig. Es hatte sich noch nie so einsam angefühlt wie jetzt, so leer.
    Was passiert mit dir? Bist du irgendein Freak, dass du nicht einfach über Jungs und Bands und DVDs reden kannst wie deine hohlköpfigen Freundinnen in der Schule?
    Nicht, dass sie überhaupt Freundinnen hätte. Keine richtigen. Sie kam mit jedem klar, o.   k., oberflächlich, aber es gab niemanden, mit dem sie wirklich hätte
reden
können, keine echte Freundin. Die, die eine hätte werden können, Layla Riddock, war nicht mehr da. Blieb nur Eirion, der intelligent und nachdenklich war und nur ganz leicht übergewichtig und den sie einfach   …
    … einfach ausnutzte. Ohne besonderen Grund   … abgesehen davon, dass er wahrscheinlich tatsächlich
verstand
. Und natürlich wusste sie, dass er nicht einfach nur Sex wollte, er wollte Liebe, die sie ihm nicht geben konnte.
    Und jetzt ist es vorbei. Du hast es einfach beendet, ungeplant, weil   … vielleicht, weil er ihr zu nahe kam; er verstellte dir den Horizont   … den Horizont, hinter dem gar nichts war. Rein gar nichts.
    Kein Himmel; den Himmel konnte man sich nur zeitweise vorgaukeln, mit Geld oder Sex oder Drogen. Sie hatte noch nie Drogen genommen. Es hatte natürlich Gelegenheiten gegeben – Hasch, Marihuana, Ecstasy   –, aber sie hatte immer widerstanden. Sie verachtete Leute, die ihr ganzes Geld für dieses Zeug ausgaben, weil es doch andere Möglichkeiten gab,
dorthin
zu kommen, oder? Meditation, rituelle Tänze, spirituelle Übungen. Andere Möglichkeiten,
dorthin zu gelangen.
    Oder auch nicht. Vielleicht gab es nichts anderes als die eigenen Illusionen, in die man nur tiefer vordringen konnte.
    Jane drehte das Kissen um, sodass die trockene Seite oben lag.
     
    Merrily erinnerte sich an das Päckchen, das sie auf dem Tisch in der Eingangshalle hatte liegen lassen, und stand auf, um es zu holen. Päckchen waren ihr inzwischen suspekt. Der Jiffy-Umschlagwar nicht leicht, und er wölbte sich. Und wenn er jetzt noch ein paar tausend Pfund in gebrauchten Fünfzigern enthielt?
    Sie nahm das Päckchen mit ins Spülküchenbüro und öffnete es unter der Lampe.
    Es waren drei Taschenbücher darin, alle abgenutzt, mit gebrochenem Buchrücken:
An Evil Love. Happy Like Murderers. She Must Have Known.
    An einem der Bücher war mit einer Büroklammer ein gelber Zettel befestigt.
     
    WAS SIE SCHON IMMER ÜBER DIE WESTS WISSEN WOLLTEN UND EINE MENGE, WAS SIE LIEBER NICHT WÜSSTEN. FALLS ES SIE INTERESSIERT. GEBEN SIE SIE MIR BEI GELEGENHEIT ZURÜCK.
    F.
     
    «Na, vielen Dank, Frannie.» Merrily steckte die Bücher wieder in den Umschlag. «Das ist genau das, was ich jetzt brauche, verdammt.»
    Sie schaltete die Lampe aus, blieb in dem blutroten Widerschein des elektrischen Kamins sitzen und fragte sich, wo all das hinführen würde.

28   Verdammte Engel
    Jane sagte: «Warum sitzt du denn hier im Dunkeln?»
    Ihre Silhouette im Türrahmen sah so schmal und verletzlich aus, dass Merrily sofort zu ihr wollte, um sie zu umarmen.
    Als hätte sie es gespürt und es nicht gewollt, machte Jane einen Schritt rückwärts in die Küche.
    «Entschuldige.» Merrily verspürte eine kalte Welle der Bestürzung. «Entschuldige, Spatz. Ich war am Telefon, und dabei ist es dunkel geworden. Wie spät ist es?»
    «Zwanzig vor sechs.»
    Merrily stand auf. «Es ist im Moment ein bisschen   … Wollen wir nachher vielleicht ein bisschen Musik hören?» Das stand für eine lange, bedeutungsvolle Unterhaltung.
    «Meinetwegen.»
    «Geht’s dir gut?»
    «Jaja.» Ein dahingeworfenes
Jaja
, das offenbar sehr viel mehr zu bedeuten hatte. Und jetzt klingelte schon wieder das verdammte Telefon. Merrily versicherte sich mit einem Blick

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