Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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bekanntermaßen ’ne Menge gelogen. Vermutlich war das nur ein Versuch, die Schuld von sich abzuwälzen,so hat es die Polizei gesehen, aber sie wollten kein Risiko eingehen.»
    «Und konnten Sie helfen?»
    «Na ja, wir konnten nicht gerade eine Adressenliste mit satanischen Tempeln zur Verfügung stellen, falls sie das erwartet hatten. Aber in der Cromwell Street 25 selbst
gab
es handfeste Hinweise auf magische Praktiken. Eines der Opfer – ein junges Mädchen, siebzehn Jahre – stand auf Okkultismus und blutige Rituale mit Fesseln und SM. Ob sie daran geglaubt haben oder nicht, die Wests waren jedenfalls nur zu froh, da mitzumachen. Das Opfer hing am Ende an den Knöcheln kopfüber an einem Rohr im Keller wie ein Rind im Schlachthaus.»
    Huws Stimme hatte sich verändert, klang ausdruckslos.
    «Jedenfalls glaubt Bliss, dass es zwischen Lodge und West eine Verbindung gibt, die seine geschätzten Kollegen nicht ernst genug nehmen.»
    «Hat er Ihnen von dem Aktenkoffer und den Bildern erzählt?»
    «Er hat mich gefragt, ob ich daran irgendwas Rituelles erkennen kann.»
    «Das hat er mich auch gefragt. Und,
konnten
Sie?»
    «Ich habe ihm gesagt, meiner Meinung nach war keines dieser Arschlöcher helle genug für so was. Aber wir können es nicht ausschließen, oder? West ist viel rumgekommen im Forest of Dean. Er und Lodge –»
    «Moment …» Merrilys Hand fasste den Telefonhörer fester. «Ich glaube, nicht mal Bliss hat so weit gedacht. Er hat mir von einem Mann aus Südwales erzählt, der von den Wests fasziniert war und 1996 ein Mädchen im Forest of Dean getötet hat. Bliss hat eher an West als Vorbild gedacht. Aber er hat nicht an eine
persönliche
Verbindung gedacht, um Himmels willen.»
    «Merrily, ich will damit sagen: Wir haben eine tote Frau, und die Polizei hält es für möglich, dass Lodge sie entweder umgebrachthat, weil sie bei seinen schrecklichen West-Phantasien nicht mitmachen wollte
oder
weil sie herausgefunden hat, was er mit den anderen gemacht hat.
Was er mit den anderen gemacht hat
. Verstehen Sie? Was
hat
er mit den anderen gemacht?»
    «Niemand weiß, ob es überhaupt andere
gibt
.»
    «Hm. Und angenommen, deshalb macht die Polizei das mit den Fotos und den Zeitungsausschnitten nicht öffentlich. Denn wenn man einmal den Namen
West
fallenlässt, ist es keine normale Mordermittlung mehr. Dann ist es, bei Gott, noch nicht mal mehr eine normale Lustmordermittlung. Dann geht es um Entführung … Folter … Verstümmelung. Um das Unaussprechliche. Damit würden sie den Eltern von jedem einzelnen vermissten Mädchen im Umkreis von hundert Kilometern oder mehr sagen: Ihr habt von den Wests gelesen, Ihr wisst, was sie getan haben. Wir wollen euch zwar keine Angst machen oder so, aber …»
    «Huw», sagte sie, «er ist tot. Lodge ist tot und West ist tot.»
    «Merrily, West hat dieser Frau in Winson Green gesagt, dass er noch zwanzig andere erledigt hat. Er hat auch gesagt, dass andere Leute beteiligt waren. Es muss also ziemlich viele Familien mit Vermissten geben. All diese Leute liegen nachts wach und stellen sich Fragen. Und in dieser Gegend, West-Gloucestershire, Herefordshire und Forest of Dean, da
kennen
sich die Leute. Und die Wunden sind noch nicht verheilt. Wenn irgendeine Verbindung zu West publik wird, dann haben Sie tatsächlich ein Problem mit dieser Beerdigung.»
    «Ja.» Sie rutschte auf ihrem Stuhl ein Stückchen tiefer. «Dar über hatte ich noch nicht richtig nachgedacht.»
    «Behalten Sie’s für sich», sagte Huw, «und beten Sie, dass Francis dasselbe tut.» Er machte eine Pause.
«Die Leuchte der Gottlosen wird verlöschen.»
    «Wie bitte?»
    «Altes Testament. Sprüche Salomos.»
    «Ich weiß. Was hat das damit zu tun?»
    «Ich weiß nicht, ob Lodge irgendeine Verbindung zu West hatte, in seiner Phantasie oder in Wirklichkeit», sagte Huw. «Aber ich weiß, dass nichts schneller wieder angezündet wird als die Leuchte der Gottlosen.»

    Jane schloss die Tür auf und schaltete die Lampe in der Eingangshalle an, sodass
Das Licht der Welt
beleuchtet wurde. Sie starrte in Sein zerfurchtes Gesicht: so mild, so traurig, so lebensmüde, so …
    … so
Ich bin heiliger als ihr
.
    Sie verspürte einen schockierend heftigen Drang, das Bild von der Wand zu holen und auf den Fliesen zu zerschmettern. Damit hatte die Kirche die Leute seit zwei Jahrtausenden dazu gebracht, ihren Hintern immer wieder auf die Kirchbänke zu bewegen:
Er ist für euch gestorben. Ihr