Der Himmel ueber Dem Boesen
dann drehte er sich noch einmal um. Er hatte lange über seine Begegnung mit Mrs. Pawson nachgedacht, als er im Studio ein paar Songs geprobt hatte – ohne sich konzentrieren zu können, obwohl der Auftritt so kurz bevorstand. Mrs. Pawson hatte möglicherweise als Letzte geschäftlich mit Lodge zu tun gehabt, und sie war eine alleinstehende Frau, und
irgendetwas stimmte nicht
.
«Sie haben eine andere Frau erwähnt», sagte er. «Als sie sagten, Roddy Lodge sei der personifizierte Albtraum gewesen, haben Sie vermutlich nicht gemeint, dass er die Leute beim Bau eines Abwassertanks übers Ohr haut. Und dann haben Sie eine Frau erwähnt.»
Er erzählte ihr, dass er unter dem Hochspannungsmast gestanden hatte, als Lodge starb. Und dass er diese Eindrücke einfach nicht mehr loswurde. Er erzählte ihr auch, dass er Gomer Parry nur ausgeholfen hatte, weil Gomer eine Menge Ärger gehabt hatte, von dem Mrs. Pawson wahrscheinlich nichts mitbekommen hatte. Und dann sagte er noch, dass Gomer und er Freunde der Pfarrerin waren, die nun Lodge beerdigen musste.
Er zuckte hilflos mit den Schultern und entschuldigte sich noch einmal.
Mrs. Pawson sah ihm direkt in die Augen. «Sie geben nicht so leicht auf, oder?»
«Normalerweise schon», sagte er. «Wenn ich ehrlich sein soll.»
«Wie heißen Sie?»
«Robinson. Laurence Robinson. Wenn Sie mit mir nicht reden wollen, wie wäre es dann mit Merrily Watkins?»
«Der Pfarrerin?»
«Das könnte ich wahrscheinlich organisieren. Vielleicht könnte ich sie hierherbringen.»
Mrs. Pawson starrte ihn an. «Warum glauben Sie, dass ich mit einer Pfarrerin reden würde?»
«Ich habe gedacht, weil sie eine Frau ist. Die Frau, die den Leichnam in der Schaufel von Lodges Bagger gefunden hat, nachdem er …»
Damit hatte er Mrs. Pawson umgestimmt.
In Jerome Banks’ Arbeitszimmer hing eine Generalstabskarte an der Wand, auf der bunte Reißzwecken die Lage der Kirchen markierten, für die er zuständig war. Nebenan war das Wohnzimmer, und man hörte den Fernseher durch die Wand. Seine Frau sah sich eine Unterhaltungssendung an. Er hatte ihr gesagt, sie müsse keine Getränke bringen, die Besprechung würde nicht lange dauern.
Jerome Banks ärgerte sich über ihr Kommen, und er machte keinen Hehl daraus.
«Heute ist mein freier Tag», sagte er. «Ich nehme mir jeden zweiten Dienstag frei, das ist allgemein bekannt.»
Huw war nicht in der Stimmung, um sich davon beeindrucken zu lassen.
«Sind wohl ein Gewohnheitstier, was?»
«Haben Sie damit ein Problem? Meiner Erfahrung nach gefällt es den Leuten, wenn sie wissen, woran sie mit ihrem Pfarrer sind.»
«Keine Geheimnisse und Mysterien», sagte Huw.
In diesem Haus bestimmt nicht, dachte Merrily. Das Pfarrhauswar ein moderner Bau. Vor dem Fenster verströmte eine Straßenlampe ihr kaltes Licht. Es gab nur einen Schreibtischstuhl aus Holz, und den hatte Banks Merrily angeboten. Die beiden Männer blieben stehen. Als Merrily sich gesetzt hatte, fühlte sie sich sehr klein, wusste aber, dass nicht sie es war, die hier zur Machtprobe antrat.
Jerome maß Huw mit seinen Blicken. Sie waren etwa gleich groß, doch Banks hielt sich aufrechter. Beinahe militärisch. Sein kariertes Hemd war perfekt gebügelt, und mit den Bügelfalten in seinen Hosen hätte man vermutlich Brot schneiden können. «Sind wir uns schon einmal begegnet?» Er hatte strohiges hellbraunes Haar und einen kleinen roten Pickel auf der Nasenspitze.
«Kann ich mir nicht vorstellen», sagte Huw.
«Nein. Wenn Sie derjenige sind, für den ich Sie halte, ist das wirklich unwahrscheinlich. Und wenn Sie aus dem Grund gekommen sind, an den ich gerade denke, dann glaube ich nicht, dass Ihnen irgendetwas, das ich sagen könnte, weiterhelfen würde.»
«Und was könnten Sie mir sagen?»
«Sie müssten mir schon noch erklären, worüber Sie etwas hören wollen.»
«Also, wie eine Menge anderer Leute und übrigens auch die Polizei fange ich an, mir gewisse Sorgen über die Ereignisse in und um Underhowle zu machen. Und nach meiner Erfahrung ist es immer das Beste, mit dem Kollegen vor Ort persönlich zu reden. Die Geistlichkeit mischt sich ja heute kaum noch irgendwo ein, aber es gibt trotzdem kaum etwas, von dem ein Ortspfarrer nichts mitbekommt.»
«Manche von uns scheinen ihre Nase trotzdem ziemlich tief in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken», sagte Banks.
«Mag sein. Wie lange haben Sie noch bis zu Ihrer Pensionierung, Jerome?»
Banks wurde
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