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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schließlich wurde hier eine Abfüllanlage für Mineralwasser eingerichtet. Noch eins von den Unternehmen hier in der Gegend, das eingegangen ist.»
    «Und woher kam das Wasser?», fragte Huw.
    «Praktisch direkt unter der Kapelle liegt eine Quelle.»
    «Tatsächlich?»
    «Leider ist sie nicht besonders ergiebig.» Mrs.   Sollars’ wettergegerbtes Gesicht wirkte aufgeschlossener, als Merrily es in Erinnerung hatte, ihr Haar weniger streng zurückgenommen. «Nie mand war besonders überrascht, als die Firma Pleite machte, weil das hier normal war, verstehen Sie? Das war in Underhowle immer so: eine kurze Zeit des Aufschwungs und ein langer, langsamer Niedergang. Dieses Mal haben wir auf einen echten Wechsel gehofft. Der Aufschwung sollte durch ein neues Bildungskonzept unterstützt werden.»
    «Sie sind hier die Historikerin», sagte Huw. «Die Kuratorin.»
    «Ich hatte vor ein paar Jahren ein kleines Fremdenverkehrsbüro im Ort, da lebte mein Mann noch, und ich habe ein paar hundert Flyer drucken lassen. Wir haben Ponyreiten angeboten. Dann   … Na ja, ich nehme an, der Entwicklungsausschuss hat mich als Anerkennung für diese Pionierleistung im Tourismus angestellt   … und als Vorzeige-Einheimische.»
    «Und was halten Sie davon, dass dieser Ort in ein Museum umgewandelt werden soll?»
    «Ich bin für das Projekt verantwortlich», sagte sie, als würde sie damit klarstellen, dass sie dazu keinen Kommentar abgeben musste.
    «Und?»
    Sie sah Huw ruhig an. «Und ich vermute, dass ich wohl nichtganz glücklich darüber sein kann, sonst hätte ich Sie schließlich nicht hereingelassen.»
    Merrily sah sich um. Die Kapelle war innen neu verputzt und die Empore war restauriert worden, vermutlich um später mehr Platz für Ausstellungen zu haben. Einen Altar gab es natürlich nicht mehr, eine Kanzel ebenfalls nicht. Viele Bereiche lagen trotz der nackten, offenbar wattstarken Glühbirnen, die an schwarzen Kabeln von der Decke herabhingen, im Dunkeln.
    «Nicht ganz glücklich?», fragte Huw nach.
    Mrs.   Sollars wollte anscheinend nicht weiter darauf eingehen. Wenn sie mehr erfahren wollten, mussten sie die richtigen Fragen stellen.
    «Die Familie Lodge ist hier zur Kirche gegangen», sagte Merrily. «Und wie ich höre, war Roddy Lodge sogar einmal der Besitzer dieses Gebäudes.»
    «Die Kapelle und die Werkstatt gehörten der Abfüllfirma, und als sie bankrottgingen, haben sie beides zusammen verkauft. Damals hatte Roddy gerade sein Erbe angetreten, das ziemlich bedeutend war – sein Vater hatte das Land verkauft, auf dem die Sozialbausiedlung errichtet werden sollte   –, und alles zu einem lächerlichen Preis bekommen. Und letztes Jahr hat er dann
dieses
Gebäude dem Entwicklungsfonds von Underhowle weiterverkauft.»
    «Die haben anscheinend ziemlich viel Geld», sagte Merrily.
    «Das sind Profis, wenn es darum geht, Subventionen zu beantragen. Und Christopher Cody steckt auch noch private Fördergelder hinein. Der Fonds wird von seinem Rechtsanwalt Ryan Nye verwaltet.»
    «Der auch Roddys Anwalt war.»
    «Das wusste ich nicht», sagte Ingrid Sollars. «Die Welt ist eben klein, und es sind immer dieselben, die überall ihre Finger drin haben.» Sie hielt kurz inne. «Wie Sie sich vermutlich schon selbst gedacht haben, bin ich ziemlich besitzergreifend, was diesesDorf angeht. Mein Vater war der letzte   … Squire, der letzte Gutsherr hier, und er hat eine Menge Geld verloren, weil er in die falschen Geschäfte investiert hat. Danach ist meine Familie weggezogen. Ich bin als Einzige geblieben. Es ist mir zu schwergefallen, mich von meinen Wurzeln zu trennen, könnte man sagen.»
    Ingrid Sollars war sehr schlank, und Merrily musste an eine zähe Dornakazie auf einem Berg denken.
    «Ich habe gehofft, dass sich hier etwas stabilere Verhältnisse entwickeln», sagte Ingrid. «Und ich habe sogar gedacht, die Aussichten wären ziemlich gut, aber anscheinend braucht es nur ein einziges schlimmes Ereignis   …»
    Merrily sagte versuchsweise: «Diese Demonstration   …»
    «Vollkommen taktlos. Und dumm. Die ganze Situation ist außer Kontrolle geraten und zieht noch mehr unwillkommene Aufmerksamkeit auf etwas, das man besser mit Schweigen übergangen hätte. Aber wir leben eben in einer Zeit von Schamlosigkeit und Enthemmung.»
    «Ich vermute, dass Jerome Banks Sie angerufen hat», sagte Huw, «um Ihnen zu erzählen, dass wir bei ihm waren.»
    «Mr.   Banks sagte, dass Sie etwas mit der, wie er es ausdrückte,

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