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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Dutzende von den Leuten hier können bezeugen, dass er noch zwei weitere Morde zugegeben hat. Es kann Wochen, Monate, sogar Jahre dauern, bis die Leichen gefunden werden, und das wird für alle eine schwere Belastung – ganz besonders für die Familie Melanie Pullmans, die Lodge als eines seiner Opfer genannt hat   –, und es wäre respektlos, wenn sie an einem Grabstein mit seinem Namen vorbeigehen müssten, auf dem ein frommer Spruch wie
Ruhe in Frieden
steht, während seine Opfer keinen Frieden gefunden haben.»
    «Aber er stammt aus diesem Ort. Hat seine Familie denn nicht das Recht, ihn hier zu beerdigen?»
    «Nach meiner Meinung und der meiner Wähler hat ein Mörder dieses Recht verwirkt», sagte Nick Longton. «Wir wollen diesen Toten nicht hier haben.»
    Amanda Patel nickte, und der Kamerascheinwerfer wurde abgeschaltet. Merrily ärgerte sich darüber, wie aufgeblasen sich viele Gemeinderatsmitglieder inzwischen gaben. In den Gesichtern der Menge sah sie Scheinheiligkeit und Sensationsgier. Wie viele dieser sogenannten Demonstranten waren wohl
wirklich
wütend oder beunruhigt bei dem Gedanken, dass ein Mörder aufihrem Friedhof bestattet werden könnte? Und wie viele waren heimlich begeistert von der öffentlichen Aufmerksamkeit, die auch ein bisschen auf sie selbst fiel?
    Merrily sah, dass Huw sie zum Eingang des Gemeindezentrums herüberwinkte, doch schon wurde der Scheinwerfer auf sie gerichtet, und sie hatte das Mikrophon vor sich, das mit seinem langsträhnigen Flauschüberzug aussah wie eine neugierige, trügerisch freundlich wirkende Wollpuppe.
    «Merrily Watkins», sagte Amanda Patel, «Sie sind die Pfarrerin, die von der Kirche damit beauftragt wurde, den Beerdigungsgottesdienst für Roddy Lodge abzuhalten, nachdem der Ortsgeistliche sich geweigert hat, Lodge zu bestatten. Fühlen Sie sich mit dieser Aufgabe wirklich ganz wohl?»
    «Niemand würde sich angesichts dieser Umstände ganz wohl fühlen, aber nach meiner Ansicht hat jeder Mensch das Recht auf ein christliches Begräbnis. Ich habe großes Mitgefühl mit denjenigen, deren vermisste Familienmitglieder von Mr.   Lodge namentlich genannt wurden, aber selbst wenn er schuldig ist – was er, wie Sie schon sagten, vor dem Gesetz
nicht
ist   –, sollte er auf würdige Art und Weise zu Grabe getragen werden.»
    «Glauben Sie nicht, dass es besser wäre, wenn man ihn einfach einäschern ließe?»
    «Das habe nicht ich zu entscheiden.»
    «Es ist kein Geheimnis, Mrs.   Watkins, dass Sie auch die Beraterin für spirituelle Grenzfragen in dieser Diözese sind – die Exorzistin von Hereford. Roddy Lodge hat sich selbst als Satan bezeichnet. Hat das zu der Entscheidung beigetragen, Sie für diese Aufgabe auszuwählen?»
    «Hm   …» Beim Nachrichtensender der BBC glaubte man nicht an übernatürliche Erscheinungen, schon gar nicht im Zusammenhang mit einer heißen Story. «Nein», sagte Merrily. «Über haupt nicht.»
    Amanda Patel nickte. «Mrs.   Watkins, die Dorfbewohner – die, wie Sie sehen, in den umliegenden Orten viele Unterstützer haben – haben die Einrichtung eines Wachdienstes angekündigt, der verhindern soll, dass Roddy Lodges Leichnam nach Underhowle überführt wird. Sogar die Totengräber aus dem Ort haben gesagt, dass sie sich weigern werden, ein Grab für Lodge auszuheben. Was sagen Sie dazu?»
    «Ich denke, Sie sind mit mir einer Meinung, dass Verkehrsbehinderungen eher ein Fall für die Polizei sind und nicht meine Angelegenheit. Was die Totengräber angeht, ist das allerdings ein Fall für die Kirche, und ich bin sicher, dass sich eine Lösung für dieses Problem finden lassen wird.»
    «Sie selbst sind also darauf vorbereitet, die Bestattung durchzuführen, ganz gleich, was passiert?»
    «Meinen Sie, falls jemand in der Kirche eine Bombe legt?»
    Amanda Patel lächelte schicksalsergeben und gab dem Kameramann durch ein Zeichen zu verstehen, dass die Aufnahme beendet war. Der Scheinwerfer ging aus. «Danke», sagte Amanda.
    In der Menge setzte die Diskussion wieder ein. Merrily hörte eine Frau sagen: «Natürlich, die Hälfte von ihnen ist lesbisch   …» Dann stimmte einer der Demonstranten einen Sprechchor an: «WEG MIT RODDYS LEICHE! WEG MIT RODDYS LEICHE!»
    Es war unwahrscheinlich, ganz besonders nachdem das Fernsehteam schon da war, dass sich diese Demonstration spontan entwickelt hatte. Wer hatte sie wohl eingefädelt? Vielleicht die medienerfahrenen Vertreter des Entwicklungsausschusses? Langsam wurde

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