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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Ouzoflasche gebildet wurde. Die Birne in der Lampe war gelb gefärbt, und ihr Licht verlieh dem Zimmer die Atmosphäre eines Intellektuellenbordells.
    «Was ich sagen wollte, war», fuhr Cola fort, «dass es normalerweise nicht die Berühmtheiten sind, die zu den extremsten Vertretern der menschlichen Rasse werden, sondern diejenigen, die über irgendetwas hinauswachsen wollen. Darum geht es in dem Stück. Diese Frau kommt aus einer Sozialwohnung irgendwo im Forest of Dean, ist super in der Schule, obwohl ihr die Schule scheißegal ist, dann bricht sie mittendrin das College ab und geht anschaffen. Einfach nur, weil sie sich langweilt. Alkohol, Drogen und Anschaffen, mit ungefähr siebzehn oder achtzehn.»
    «In Ross?»
    Cola brach in Gelächter aus.
« Ross?
Wie soll sie da denn Geld verdienen? Ich kenne ein paar von diesen Frauen   … die sind schon froh, wenn sie pro Nacht einen Hunderter machen können, und zwar in
Hereford
. Hey   …» Sie zwinkerte ihm zu.
« Du
hast nicht zufällig mal was mit Lynsey gehabt, oder?»
    Lol schüttelte den Kopf.
    «Das sollte übrigens keine Beleidigung sein», sagte Cola, «diese Frau konnte nämlich praktisch jeden abschleppen, verstehst du? Wo hab ich eigentlich meine Kippen hingelegt?»
    Lol entdeckte die Schachtel auf dem Computertisch zusammen mit einem Streichholzheftchen. Er stand auf und brachte ihr die Zigaretten.
    «Danke», sagte Cola. «Tja, das war eine Nummer.»
    «Hatten viele Leute aus der Gegend was mit ihr?»
    «Meinst du die Frage ernst?»
    Lol erinnerte sich daran, was sie an dem Tag gesagt hatte, an dem er mit Gomer bei Piers Connor-Crewe war, um den Efflapure auszugraben.
Sie hatte es mit Männern echt drauf.
Er setzte sich wieder auf den Plastikhocker. «Ich denke nur gerade an das, was du im alten Pfarrhaus gesagt hast – dass Lynsey Davies wild entschlossen war, alles mitzunehmen, was das Leben zu bieten hatte.»
    «Das habe ich gesagt?»
    «Ich bin auch so eine Art Autor, Cola. Ich erinnere mich ganz genau an deine Worte.»
    Cola grinste und streckte sich dann gähnend. «Na gut, in dem Stück geht es wirklich um sie. Lynsey ist die Hauptfigur. Sie wollte im Leben auch solche Sachen mitnehmen, von denen man vielleicht besser die Finger lässt, und sie jagt mir sogar jetzt noch Angst ein. Aber man muss über das schreiben, was einem Angst macht, sonst ist es bedeutungslos, stimmt’s?»
    «Und warum macht sie dir immer noch Angst?»
    «Muss ich wirklich darüber reden? Können wir nicht einfach miteinander schlafen?»
    «Mach’s mir bitte nicht so schwer», sagte Lol. «Ich habe das Gefühl, dass das unheimlich wichtig ist.»
    «Warum?»
    «Aus dem gleichen Grund, aus dem ich nicht mit dir schlafen kann.»
    «Es geht um eine Frau, oder?» Klägliches Lächeln hinter einer Wolke aus Zigarettenrauch. «Was auch sonst. Na ja, ich freue mich für dich, okay?» Cola stand vom Bett auf, beugte sich über ihn und zog einen Weinkarton von der Kommode. «Aber ich warne dich, danach wirst du nicht mehr gut schlafen, Lol-Schatz, das kannst du mir glauben.»
     
    Die Atmosphäre erinnerte Merrily an einen heruntergekommenen Ballsaal während der großen Depression, in dem die Leute immer noch gegen ihre Sorgen und Ängste antanzten.
    «Wie alt ist das Gebäude?», fragte Huw.
    «Es stammt ursprünglich aus dem Jahre 1740, aber es wurde im frühen neunzehnten Jahrhundert komplett saniert. Deshalb steht es auch nicht unter Denkmalschutz, nehme ich an.» Ingrid Sollars lächelte Huw an. Es war ein ziemlich schwaches Lächeln, aber immerhin. In den ungefähr zwanzig Minuten, die Merrily mit den Fernsehleuten verbracht hatte, war es Huw offenbar gelungen, die respekteinflößende Mrs.   Sollars, die Frannie Bliss gegenüber so abweisend und ungefällig gewesen war, sowohl ausfindig zu machen als auch zu einem Gespräch zu überreden.
    «Also 1740, das wäre dann ungefähr ein Jahrhundert nachdem sie sich von der Church of England abgespalten hatten, oder?», sagte Huw.
    «In dieser Epoche stellten sie eine neue, radikale Bewegung dar, Mr.   Owen, und das hier war eine ihrer ersten Kapellen. Sie ist beinahe so alt wie die von Ryeford unten im Tal. In Ihrem Teil von Wales stehen sie wahrscheinlich an jeder Ecke.»
    «Aber keine von dieser Sorte.»
    Die Kapelle war
groß
. Größer als die meisten Dorfkirchen in der Gegend.
    Ingrid Sollars sagte: «Seit sie als Gebetsraum in den 1970ern aufgegeben wurde, diente sie als Lagerraum, als eine Art Turnhalle und

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