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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Kapelle nicht recht wohl gefühlt, aber was hätte sie machen sollen, ohne als Feigling dazustehen?
     
    «Und warum genau hast du dich nicht wohl gefühlt?»
    «Es war   … es war, als hätten die Wände Augen, verstehen Sie? Als würden sie sich ins Innere der Kirche wölben, damit sie nur ja nichts verpassten. Man konnte es richtig spüren, obwohl man kaum etwas sah. Ich weiß, wie dumm das jetzt klingt, aber es gab einen Moment, in dem ich dermaßen davon überzeugt war, beobachtet zu werden, dass ich Martin dazu gebracht habe, sämtliche Lichter anzuschalten, auch wenn es jemand von außen hätte mitbekommen können.»
    «Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre», sagte Merrily, «hätte ich sogar
gehofft
, dass es jemand mitbekommt.»
    «Ja.» Zoe lächelte dankbar. «Und mit dem Licht wurde es ehrlich gesagt irgendwie noch schlimmer, weil überall Schatten waren, sodass es aussah, als würden sich die Wände
wirklich
vorwölben.» Sie bewegte die Hände wie ein Akkordeonspieler. «Man konnte fühlen, dass da etwas war, da
innen drin
, etwas, dasdie Lichter angeschaltet haben
wollte
. Damit es uns sehen konnte. Also haben wir das Licht wieder ausgeschaltet.»
    «Aber du hast nichts Sichtbares wahrgenommen, oder?», fragte Merrily.
    «Nein.»
    «Und was war mit der Temperatur? War dir besonders kalt? War es zum Beispiel an manchen Stellen der Kapelle kälter als an anderen?»
    «Vielleicht. Das weiß ich nicht so genau, es war nämlich überall kalt. Ich wollte
überhaupt nicht mehr
dort bleiben, aber dann hat mich Martin in die Arme genommen, und wir haben die Decke ausgerollt   … Das muss ich doch nicht so genau erzählen, oder?»
    «Natürlich nicht. Wir würden einfach nur gerne wissen, ob etwas passiert ist, mit dem du nicht   … gerechnet hast.»
    «Na ja, ich habe ihn nicht weitermachen lassen. Ich habe gesagt: ‹Nein, das war’s. Mir reicht’s›, und bin aufgestanden, um zu gehen. Ich erinnere mich, wie ich aufgestanden bin, und dann   …» Zoe schloss einen Moment lang die Augen, und Merrily sah, dass Zoe trotz der tropischen Hitze Gänsehaut hatte. «Ich bin zurückgeworfen worden, und zwar ziemlich grob. Zurück auf die Decke, daher kamen die blauen Flecken, klar? Und in dem Moment habe ich mich nicht so sehr gefürchtet, sondern ich war   … erschrocken und wütend. Ich hätte am liebsten gebrüllt: Hau ab, du verdammter Arsch!»
    Merrily sagte: «Als du zurückgeworfen wurdest   … hattest du da das Gefühl, dass dich wirklich jemand
berührt

    «Ja, ich   … ich glaube schon. Aber ich habe es nicht so richtig mitbekommen, weil ich kaum noch atmen konnte, verstehen Sie? Ich habe richtig gekeucht. Irgendwie hatte ich auf einmal einen unheimlichen Druck auf der Kehle.»
    «Was für eine Art Druck, Zoe?», fragte Huw. «Was hast du wahrgenommen?»
    Zoe rieb sich über die Arme. «Ich kann nicht genau sagen, ob es Hände waren. Ich kann nicht mal sagen, dass es sich wie Hände anfühlte. Aber ich habe an Hände
gedacht
. Ich habe an grobe, schwielige, schmutzige Hände gedacht. Und was ich gehört habe – das war das Allerschlimmste von allem, ehrlich   –, ich habe Martins Stimme gehört. Er sagte so etwas wie: ‹Was ist los mit dir? Was machst du da?› Und seine Stimme war irgendwie unheimlich weit weg. Fünf oder sechs Meter. Und ich habe versucht zu schreien   … aber alles, was ich herausbekam, war so ein leises, rasselndes Geräusch, wie Schnarchen. Und ich war   … absolut   … geschockt, verdammt.»
    «Das kann ich mir vorstellen», sagte Merrily.
    «Ich habe gedacht, ich würde sterben. Können Sie sich das vorstellen?»
    «Ja.»
    «Sie sind auch Pfarrerin, oder?»
    «Mmm.»
    «Und ich erzähle Ihnen noch etwas. Martin hat keine solchen Hände. Arbeitet schließlich bei der Bank.» Zoe nickte in Richtung der Tür und senkte die Stimme.
« Sie
glauben mir immer noch nicht. Manchmal frage ich mich, ob ich das alles nur geträumt habe. Dass wir einfach in der Kapelle eingeschlafen sind oder so. Aber das kann nicht sein. Ich habe mich dort drin von Anfang an nicht wohl gefühlt.»
    «Und was ist dann noch passiert, Zoe?», fragte Merrily.
    «Martin hat das Licht angemacht, und da war gar nichts.»
    «Wie weit warst du von dem Schalter entfernt?»
    «Ungefähr vier Meter.»
    «Hattest du immer noch diesen Druck auf dem Hals, als Martin das Licht angeschaltet hat?»
    «Es war nicht Martin. Es war ganz bestimmt nicht Martin. Aber es war auch sonst niemand dort, das

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