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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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hatte Ingrid Sollars damit eigentlich sagen wollen, dachte Merrily. Zoe war schon lange mit Martin Brinkley liiert, der zwei oder drei Jahre älter war als sie, eine Banklehre machte und im Allgemeinen sehr in Ordnung war.
    «Wenn sie keine Leute dadrin haben wollen, warum schließen sie nicht einfach ab?», hatte Mrs.   Franklin gefragt. Zuvor hatte sie erzählt, dass Zoes Vater mit ihrem Bruder Curtis zu der Roddy-Lodge-Demo gegangen war.
    Ingrid Sollars hatte gesagt, dass Zoes Mutter vermutlich nichts dagegen gehabt hätte, wenn Zoe von Martin Brinkley schwanger geworden wäre und diesen ganzen Uni-Quatsch vergessen hätte, man musste schließlich daran denken, was das wieder alles kosten würde, oder? Ingrid meinte, Zoes Eltern wären typisch für Underhowle. Jedenfalls in der Prä-Fergus-Epoche.
    «Und was hattest du vorher über die Kapelle gehört, Zoe?», fragte Huw.
    «Ich habe gedacht, das wäre alles Blödsinn.» Zoe trug Jeans und T-Shirt . Sie wirkte angespannt. «Es war einfach eine von den Geschichten, die in der Schule die Runde machen. Angeblich sollte es in der Kapelle spuken, und es hieß, wenn der Geist da wäre, stünde die Tür offen. Wenn man also versuchte die Tür aufzumachen – die alte Eichentür, die von der Vorhalle in die eigentliche Kapelle führt – und sie aufging, konnte man reingehen und dann   … wäre da etwas.»
    «Und was hatten die anderen gesehen?»
    «Eigentlich gar nichts. Sie haben aber erzählt, man könnte fühlen, dass man beobachtet wird.»
    «Und was hast du gefühlt?»
    «Martin, wette ich!», sagte Mrs.   Franklin und krümmte sich vor Lachen.
    «Könntest du uns eine Tasse Tee machen, Mom?», sagte Zoe geduldig.
    «Ich muss als verantwortliche Erziehungsberechtigte doch dabeibleiben!»
    «Meine Güte», sagte Zoe, «das hat gegolten, als die Polizei Curtis verhaftet hat. Das hier sind Leute von der Kirche. Bitte.»
    Mrs.   Franklin rauschte hinaus, und Zoe schaltete den Fernseher aus.
    «Sie wollten den Entwicklungsausschuss verklagen, weil ich ein paar blaue Flecken hatte. Haben gedacht, sie könnten ein bisschen Geld für sich herausschlagen. Deshalb habe ich auch nur noch mit Mrs.   Sollars darüber geredet und mit sonst niemandem. Das andere haben mir meine Eltern sowieso nicht geglaubt. Sie können sich grundsätzlich nur schwer vorstellen, dass jemand die Wahrheit sagt. Ehrlich, ich hatte vor, heute Abend zu Ihnen in die Kapelle zu kommen, aber dann wollte ich nicht, dass
sie
es mitkriegen.»
    «Die Demonstranten?» Merrily zog den Mantel aus, sie konnte die Hitze nicht mehr ertragen.
    «Das ist doch eine idiotische Aktion», sagte Zoe. «Der einzige Effekt ist, dass Mr. und Mrs.   Lodge darunter leiden. Und die haben doch niemandem etwas getan, oder?»
     
    Es hatte geregnet, und Zoe wollte bei diesem Wetter nicht hinten auf Martins Motorrad mitfahren, also hatten sie sich im Vorraum der Kapelle untergestellt, um zu überlegen, was sie machen sollten. Und dann hatte Martin mit einem Grinsen gesagt: «Ich frage mich, ob sie heute offen ist.»
    Es war eine von diesen Legenden, modernen Volksmythen. Martin Brinkley hatte es von seinem jüngeren Bruder gehört, und der hatte es angeblich von einem Jugendlichen, der mit seiner Freundin in der Kapelle gewesen war und behauptet hatte, die Freundin hätte sich so gefürchtet, dass sie ihn
gelassen hätte
.
    Zoe hatte gesagt: «Sei nicht so blöd» und «Gehen wir» und so weiter, aber Martin hatte schon ein Halbes intus. Also hatte er es an der Tür probiert und   …
Unglaublich, siehst du!
    Und dann war Martin in die Kapelle gegangen.
    «Sei nicht blöd, komm raus», hatte Zoe von der Tür aus gerufen.
    Stille. Martin war nicht herausgekommen.
    «Sei nicht so
verdammt
blöd!», hatte Zoe gerufen.
    Und dann hatte sie einen Schritt hinein gemacht, und
peng
, war die Tür hinter ihr zugeknallt, und Zoe hatte aufgeschrien, und Martin hatte sie von hinten umarmt.
Keine Angst, ich bin’s doch nur
. Da hatte sie lachen müssen, und sie hatten angefangen, sich zu küssen, und Sie wissen schon   …
    Na ja, also die Tür war wirklich offen, und es gab in der Kapelle schließlich nichts, was sie hätten kaputtmachen können. Es war trockener und sauberer, als Zoe erwartet hätte, und es war nicht mal so besonders kalt, und wohin hätten sie in einer regnerischen Nacht in Underhowle sonst gehen können? Also holten sie eine Decke aus Martins Motorradkoffer. Zwar hatte sich Zoe eigentlich von Anfang an in der

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