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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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zurück. Sie standen allein in der Dunkelheit. Jenny nahm Janes Hände in ihre eigenen. Jennys Hände waren kalt.
    «Ja», sagte sie. «Ich habe den Engel gesehen. Und sie war wunderschön.»

41   Eine regnerische Nacht in Underhowle
    Huw kam zum Schluss. «Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes beten wir darum, dass dieses Gebäude von allen dunklen Mächten und den Geistern des Bösen befreit werde. Beschütze, Herr, alle, die durch diese Tür ein und aus gehen   …»
    Die Worte lösten sich im Raum auf wie der Rauch einer Zigarette, dachte Merrily.
    Als Ingrid Sollars kurz darauf die Tür der Kapelle von außen abgeschlossen hatte, sagte sie: «Manchmal war die Tür nachts plötzlich einfach auf.»
    «Wie meinen Sie das?» Merrily sah Ingrid an, eine Frau, die aussah, als könnte sie Pferde beschlagen und Ölfilter wechseln. «Wie konnte das passieren?»
    «Es ist eben einfach passiert. Ich bin diejenige, die hier abschließt. Und ich mache keine Fehler.»
    «Kommt das immer noch vor?», fragte Huw.
    «Seit ein paar Monaten nicht mehr, aber ich komme immer noch und prüfe nach, ob die Tür auch wirklich zu ist.»
    «Bösartige Energien vielleicht?»
    «Wie bitte?»
    «Eine Kirche oder Kapelle dieser Größe wirkt wie ein Energieverstärker,und wenn an solch einem Ort gebetet wird, speichert sich die Energie. Wo soll diese Energie hin, wenn nicht mehr gebetet wird? Wenn der Gebetsort aufgegeben wird, kann die Energie ins Negative umschlagen. Und wenn das Gebet durch etwas Unsoziales oder Unreligiöses ersetzt wird, passiert das sogar
garantiert

    Merrily starrte ihn an. Glaubte er das wirklich?
    «Eine Abfüllanlage für Quellwasser?», sagte Ingrid Sollars skeptisch.
    «Hmm.» Huw legte den Kopf schräg. «Wissen Sie zufällig, wer die Leute waren, die diese Abfüllanlage eingerichtet haben?»
    «Ich kenne sie», sagte Ingrid Sollars zurückhaltend. «Sie haben noch eine andere Abfüllanlage im Usk-Tal. Ist das wichtig?»
    «Glauben Sie, dass Sie diese Leute heute Abend noch ans Telefon bekommen?»
    «Ich könnte es versuchen.» Sie öffnete die moderne Tür des Vorraums. Draußen regnete es. In der Entfernung hörte Merrily immer noch den WEG-MIT-RODDYS-LEICH E-Sprechchor . Allerdings klang er merklich dünner und wurde von Zeit zu Zeit durch Gelächter übertönt.
    «Wenn Sie das tun würden», sagte Huw zu Ingrid Sollars, «könnten Sie dann vielleicht den Namen der Firma herausfinden, die den Umbau für die Abfüllanlage vorgenommen hat?»
    «Was   …?», begann Merrily.
    «Aber vorher», unterbrach sie Huw, «ist da diese andere Sache. Kommen Sie, Ingrid, Sie waren doch schon drauf und dran, es uns zu erzählen.»
    Ingrid Sollars seufzte. «Ehrlich gesagt, Mr.   Owen, habe ich gehofft, dass die Person, die es betrifft, selbst herkommen würde. Ich hatte sie darum gebeten.»
    «Die Leute sind manchmal schüchterner, als sie es selbst ahnen. Wer ist es?»
    «Ein junges Mädchen. Ein Schulmädchen.»
    «Wissen die Eltern Bescheid?»
    «Ich glaube schon.»
    «Wo liegt dann das Problem? Wir sind schließlich nicht die Polizei.»
    Merrily dachte, dass sie es lieber mit der Polizei zu tun hätte als mit Huw in seiner momentanen Stimmung.
     
    Die Mutter trug ein violettes Fleece-Oberteil, Samthose, grüngefärbtes Haar und einen goldenen Nasenstecker.
    «Sie haben sich einfach ein bisschen amüsiert», sagte sie. «Man ist schließlich nur einmal jung, oder?»
    Wie sehr sich die Zeiten geändert hatten, bekam man erst mit, wenn eine Mutter so etwas sagte. Die Kinder machten sowieso, was sie wollten, wozu sollte man also noch Verbote aussprechen? Merrily dachte an Jane und Eirion. Sie wollte nach Hause.
    Huw allerdings hatte es überhaupt nicht eilig. «Also war die Tür offen, als du hingekommen bist», sagte er zu dem Mädchen. Er und Merrily saßen auf einem roten Ledersofa in einem Wohnzimmer, in dem die Heizung so hoch gestellt war, dass sich jede Tropenechse wie zu Hause gefühlt hätte. Im Fernsehen lief
Wer wird Millionär? .
Niemand hatte sich dafür zuständig gefühlt, den Ton leiser zu stellen.
    «Ich wollte gar nicht da rein, klar?», sagte Zoe Franklin. «Aber Martin war vorher im Pub und fühlte sich unheimlich mutig.»
    Zoe war Ingrid Sollars zufolge ein vernünftiges Mädchen. Sie hatte nur die besten Noten in der naturwissenschaftlich ausgerichteten Schule, die sie in Ross besuchte. Sie würde später bestimmt studieren. Kein Mädchen mit übermächtiger Phantasie,

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