Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman

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hatte.
    Wo waren Freds Überreste geblieben?

    «Das ist verrückt», sagte Merrily.
    «Wirklich? Sie wissen doch über Lodge Bescheid. Sie waren in seinem Bungalow. Sie haben seine Imitation der
Black Magic Bar
gesehen. Sie haben die vergrabenen Zeitungsausschnitte und das Foto von ihm und Lynsey Davies gesehen, auf dem sie wie Fred und Rose auf dem Sofa posieren. Ich weiß nur, dass Fred unheimlich an die Cromwell Street gebunden war, und die Polizei hat diese Verbindungen eine nach der anderen unterbrochen. Zuerst haben sie seine Kinder weggeholt, dann haben sie die Toten weggeholt. Und ihn selbst haben sie auch von dort weggeholt, und das hat er nicht ausgehalten. Als er tot war, haben sie ihn verbrannt und seine Asche in Much Marcle verstreut, und dann haben sie sein Haus zerstört … seine Schöpfung.»
    «Huw», Merrily fiel das Atmen schwer, «Fred war ein berüchtigter Serienmörder ohne jedes Gefühl, der …»
    «Ich glaube nicht, dass man so einen Mann einfach zur Ruhe betten kann. Ich habe erwartet, dass es Spuren gibt. Auf diesem Feld bei Much Marcle. Aber mir hätte klar sein müssen … es gefielihm dort nicht, weil es ein Dorf war, in dem jeder über den anderen Bescheid wusste. Er beobachtete gerne andere, ließ sich aber nicht gern selbst beobachten.»
    «Und jetzt kann ihm keiner mehr etwas», sagte Merrily. «All die Verwandten der Opfer werden keine Gerechtigkeit mehr finden. All die Verwandten der Vermissten, die niemals erfahren werden … niemals.»
    «Nein», sagte Huw.
    «Und niemand kommt an ihn heran. Außer …», sie klammerte sich mit beiden Händen ans Lenkrad, «… außer vielleicht Sie, und ich frage mich, was der christliche Arbeitskreis für spirituelle Grenzfragen wohl von dem halten würde, was immer Sie auch vorhaben.»
    Huw erwiderte nichts darauf. Langsam fuhr Merrily über die Walton Bridge auf die Umgehungsstraße, und einen Augenblick lang zeigte sich der Mond hinter den Wolken und spiegelte sich schimmernd im Wye.

42 Vampire
    Langsam fährt der Transporter auf den Parkplatz des Supermarktes hinter der Bushaltestelle. Von der anderen Seite des niedrigen Mäuerchens aus sieht Jane ihn aussteigen und muss einfach lächeln.
    Er kommt auf sie zu, deutet dabei mit dem kräftigen Zeigefinger seiner Rechten auf sie, ein breites Grinsen liegt auf seinem Gesicht, und an seiner linken Hand baumelt eine Plastiktüte. Im richtigen Licht sieht er für sein Alter nicht einmal so schlecht aus, auf seine zigeunerhafte Art. Auf seine bodenständige Art, die man vermutlich «derb» nennen würde, wenn man ein verklemmter Snob wäre, aber das ist Jane definitiv nicht.
    «Sieh mal einer an», sagt er. «Ich habe mir doch gleich gedacht, dass du das bist!»
    Jane hat auf ihren Bus nach Ledwardine gewartet, und es ist spät, und außer ihr steht niemand an dieser Bushaltestelle in Hereford, und sie hat sich tatsächlich schon gefragt, ob sie den Bus womöglich verpasst hat. Also müsste sie Mom anrufen, aber sie hat mal wieder ihr Handy zu Hause vergessen, und wenn sie sich jetzt eine Telefonzelle sucht, könnte inzwischen doch noch der Bus kommen.
    «Wie geht’s denn so, Mädchen?»
    «Gut, Fred. Und selbst?»
    «Hab viel zu tun. Steck wie immer bis über beide Ohren in Arbeit, aber das ist ja auch gut so.» Er mustert sie von oben bis unten und zwinkert ihr anzüglich zu. «Du bist gewachsen, oder? Wie alt bist du jetzt?»
    «Siebzehn.» Jane verdreht die Augen. «Hab die besten Jahre hinter mir.»
    Er grinst wieder übers ganze Gesicht. «Tja, scheint mir so, als wär’s erst gestern gewesen, dass wir in eurem Bad die alte Dusche ausgebaut haben. Hatten eine Menge Spaß, weißt du noch? Wie geht’s deiner Ma? Hat sie immer noch dieses Ding um den Hals?»
    Er führt eine kleine Pantomime auf, als trüge er einen Priesterkragen, an dem er an einer Kette eine Eisenkugel hinter sich herschleppen muss.
    «Na ja … jetzt gerade geht es ihr vermutlich ganz gut», sagt Jane. «Aber falls sich herausstellt, dass ich diesen blöden Bus verpasst habe, flippt sie total aus und kommt zu spät zum Kommunionsunterricht.»
    «Du hast den Bus verpasst? So ein Mist.»
    «So schlimm ist es auch nicht. In zwei Stunden kommt der nächste.»
    «Warte mal …» Er kaut auf der Unterlippe, während er kurz nachdenkt. «Wart mal kurz, Jane … ihr wohnt in Ledwardine, oder? Ich bin grade auf dem Weg nach Dings … nach Weobley. Wie weit ist das noch mal von Ledwardine weg?