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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Wenn er durch den See verflüssigter Lust auf dich zuschwamm.
    Merrily wusste, dass sie sah, was auch Lynsey Davies gesehen hatte, die vermutlich davon überrascht gewesen war und sich wohl auch geschmeichelt fühlte, bis sie erkannte, was er in der Hand hielt.
    Was war es gewesen? Der Gerichtsmediziner vermutete, es sei ein schmaler Gürtel gewesen, hatte Bliss erzählt, doch es war kein Gürtel gefunden worden. Vielleicht war es ja Roddys Gürtel gewesen – Fergus hätte dem ohnmächtigen Roddy sehr leicht den Gürtel aus der Hose ziehen können. Und dann hatte er sich auf Lynsey gestürzt. Merrily sah Blut aus Lynseys Nase spritzen, und dann hatte sie plötzlich ein Bild des Gürtels vor sich, die Enden um Fergus’ Fäuste gewickelt, und dann lag der Gürtel um Lynseys Hals und grub sich tief ins Fleisch.
    Stille breitete sich in ihrem Kopf aus, und dann hörte sie auf einmal sehr klar:
«Wir zeigen dir, wie’s geht, wo das Ding überall reinpasst, du neunmalkluge kleine Schlampe.»
    «Widersagst du   …?»
    «Ja, natürlich. Ich widersage allem.» Fergus lächelte erneut. «War’s das?»
    «Das hängt von Ihnen ab», sagte Merrily.
    «Oh, ich bin sicher, das genügt jetzt.» Fergus stand auf. «Danke. Ich bin sicher, jetzt fühlen wir uns alle viel besser.»
    Und dann entfernte er sich aus dem Kerzenschein und verschwand Richtung Ausgang in der Dunkelheit der Kapelle.
     
    «Er hat sich über uns lustig gemacht», sagte Ingrid Sollars. «Hat ten Sie nicht auch das Gefühl?»
    «Ich habe überhaupt nichts gefühlt. Es gab nichts zu fühlen.» Merrily drehte sich zum Altar um und stellte fest, dass die Kerzen ausgegangen waren. Dennoch schien es viel heller zu sein als zuvor, und sie sah Ingrid, Sam und Lol sehr deutlich. «Haben wir alle ein Schuldeingeständnis erwartet?»
    «So dumm ist er nicht», sagte Sam. «Verdammt, jetzt ist alles klar. Roddys Panik, weil er glaubte, einen Mord begangen zu haben, an den er sich nicht erinnerte. Er wacht aus der Ohnmacht auf und findet eine Leiche neben sich. Was soll er machen? Vielleicht haben sie ihm sogar noch ein paar Ratschläge gegeben. Fergus und Piers, meine ich   …
Du kannst sie nicht hier beerdigen, Kumpel, hier werden bestimmt noch Grabungen durchgeführt. Hast du nicht kürzlich mal irgendwo gearbeitet, wo du sie jetzt verstecken kannst? »
    Merrily sah sich nach Huw um, dessen Idee das Ganze hier gewesen war. Was für eine sinnlose Aktion. Sie war enttäuscht von ihm, obwohl sie wusste, dass das ungerecht war. Er war ja auch nur ein Mensch, der eine Last zu tragen hatte. Aber vielleicht galt ihre Enttäuschung in Wahrheit auch Gott, in dessen Hände sie dies mit der Bitte um eine Lösung gelegt hatte. Und es hatte in Wahrheit keine Lösung gegeben. Niemand war erlöst worden.
    «Cola French», sagte Sam Hall nachdenklich. «Jetzt weiß ich wieder, wer das ist. Sie hat ein paar Wochenenden bei Piers verbracht und ist manchmal mit in die Gemeindehalle gekommen. Schlaues Mädchen. Aber ich habe mich gefragt, Lol   …» Er sah sich um. «Wo ist er hin?»
    «Lol?»
    Merrily sah ihn auf der anderen Seite der Kapelle. Seine Gestalt zeichnete sich klar vor einem großen Tuch ab, das wegen der Renovierungsarbeiten von der Decke hing. Und Lol zeichnete sich klar vor diesem Tuch ab, weil es zu leuchten schien. Ein warmes,schimmerndes Licht ging von ihm aus. Dann hängte sich Lol an das Tuch und zog daran.
    «Was ist los?», sagte Ingrid.
    Als das Tuch in einem Schauer von Staub und Verputz zu Boden fiel, wurde Merrily klar, dass damit ein hohes gotisches, einfach verglastes Fenster verhängt worden war. Und was man durch dieses Fenster sah, erklärte, weshalb es in der Kapelle auf einmal so hell war.
     
    Cherry Lodge trug ihren alten Parka, und schweißfeuchtes Haar klebte an ihrer Stirn. Sie keuchte. Neben ihr lag ein Stapel alter Reifen, und gerade nahm sie ohne jede Anstrengung einen auf und schleuderte ihn in die Flammen.
    «Zuerst haben wir rundherum Reifen aufgestapelt», sagte sie. «Ich wollte nicht
sehen
, wie er verbrennt, verstehen Sie?»
    Ein Traktor parkte am Rande des Feldes, nicht weit von der Baptistenkapelle entfernt. Der Traktor hatte einen Anhänger, auf dem noch mehr Reifen lagen.
    «Sind von den Scheiterhaufen übrig geblieben, die wir bei der Maul-und-Klauen-Seuche machen mussten», sagte Cherry. «Eisenbahnschwellen wären besser gewesen, aber dafür hatten wir keine Zeit. Ich weiß nicht, was passiert, wenn es ausgeht, bevor er

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