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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Sie haben ihn ausgetrickst.»
    «Er hat sich selbst ausgetrickst», sagte Huw. «Und jetzt schalten wir diese Glühbirnen aus.»
     
    Merrily zog den Mantel aus und kniete sich zu einem Gebet vor die Kiste. Die Kälte kroch ihr durch die Albe den Rücken hinauf. Ihr war bewusst, dass Huw hinter ihr stand, als wollte er die schwachen Kerzenflammen vor einem unmerklichen Windzug schützen. Griff Huw gerade nach seinem letzten Strohhalm, während Fergus entspannt – oder heuchlerisch – genug war, um sich der Gnade eines Gottes anzuvertrauen, an den er vermutlich nie geglaubt hatte?
    Huw flüsterte: «Rufen Sie ihn.»
    «Fergus», sagte Merrily und umfasste den Engel, den ihr Lol zuvor wieder in die Hand gedrückt hatte.
    «Wo soll ich hin?», fragte Fergus.
    «Am besten knien Sie sich vor den Altar, wenn das nicht zu unbequem ist.»
    «Ich halte mich fit, Merrily.»
    «Sehr gut.»
    Fergus kniete sich hin. Merrily stand vor ihm. Die beiden Altarkerzen erhellten den oberen Teil seines Gesichts, sodass Merrily seine Augen sehen konnte.
    Die Augen waren am wichtigsten.
     
    Leise nahm Huw zwei Gegenstände aus der Plastiktüte: das weiße Tagebuch von Lynsey Davies und ein kleines Bild, eine Miniatur in einem filigranen Rahmen, und dann schob er sich langsam in Richtung Tür. Diese Angelegenheit konnte er Merrily allein überlassen.
    Es ging nicht anders.
    Huw wollte allein sein. Er hatte seit mehr als vierundzwanzig Stunden nichts gegessen. Er war um fünf Uhr morgens aufgewacht, hatte drei Stunden lang meditiert und in sich ein Zentrum der Ruhe aufgebaut, in das er während des Tages von Zeit zu Zeit einkehrte.
    Als er ganz hinten in der Kapelle angekommen war, legte er das Tagebuch auf die steinernen Bodenplatten und hielt einen Moment lang die Miniatur in beiden Händen. Es war zu dunkel, um das Bild zu erkennen, doch er wusste, was er vor sich hatte: das Gesicht Donna Furlowes, gezeichnet von der Hand ihrer Mutter in hellgrauen Pastelltönen auf weißem Papier, sodass es aussah wie ein Abdruck auf einem Bettlaken. Oder einem Leichentuch.
    Huw kniete sich nieder, hielt das Bild zwischen den Handflächen fest und begann zu beten.
     
    Nachdem das elektrische Licht ausgeschaltet war, verbreiteten nur noch die Kerzen einen dämmrigen Schein. Merrily konnte kaum jemanden erkennen.
    «Vater unser   …»
    Sie betete das Vaterunser langsam vor, diesen alten Exorzismus, und sie hörte, wie die anderen als dunkles Echo in das Gebet einfielen. Sie sah, dass Fergus ein paar der Worte mitsprach, doch er schien Probleme zu haben, sich an den Text zu erinnern.
    Merrily sagte: «Erlöse uns, Vater, von allem Bösen aus Vergangenheit und Zukunft und schenke uns Frieden in unseren Tagen. Befreie uns von Sünden und   …»
    Fergus kniete mit hocherhobenem Haupt vor ihr, sodass Merrily sich an den Bug eines Wikingerschiffes erinnert fühlte. Die Augen hatte er geschlossen. Wo war er? Wohin führten ihn seine Gedanken?
    Merrily zögerte, suchte nach Huws Gestalt, konnte ihn jedoch nirgends sehen. Dennoch glaubte sie ihn flüstern zu hören: «Schuldbekenntnis.»
    Ja
, dachte sie,
natürlich
.
    «Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken   …»
     
    Keine Buße, kein Bedauern. Er war eben, was er war, da kam man nicht drum rum. Er hatte es in die Wand seiner Gefängniszelle in Winson Green geritzt
: Freddy, der Massenmörder von Gloucester.
    Gloucester, nicht Hereford, die Zeiten waren längst vorbei. Er hatte sich Gloucester rausgesucht; hatte sich dort ein Zuhause geschaffen, hatte es sich zu eigen gemacht, hatte all seine Kraft in dieses Haus gesteckt und das, was er von draußen mitgebracht hatte – was er aus der Stadt mit nach Hause gebracht hatte.
    Manchmal träumte er sich zurück in die Nummer 25.   Nicht in den Ort, der es jetzt war, verrammelt, ausgeräumt und ausgeweidet von den beschissenen Bullen, sondern in den Ort, der es einmal war, der vibriert hatte vor Schweiß und Hitze   …
    Genau wie er. Damals war er stark gewesen, auf dem Höhepunkt seiner Kräfte, zu allem bereit: Volles Programm bei der Arbeit, volles Programm in der Freizeit, so war er eben.
    Inzwischen fühlte er sich nicht mehr gut. Das ging auch gar nicht in diesem Drecksloch ohne jede Privatsphäre, wo es nichts zu sehen gab. Nichts zu beobachten – mit Ausnahme von
ihm selbst,
die Leute beobachteten ihn die ganze Zeit, lachten ihn aus, ihr Lachen

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