Der Himmel ueber Dem Boesen
Grenzfragen der Diözese Hereford an der englisch-walisischen Grenze.
Es ist in Großbritannien, wo das Priesteramt für Frauen ohnehin noch eine sehr junge Einrichtung ist, sehr ungewöhnlich, dass eine Frau in dieses überaus wichtige und spirituell höchst sensible Amt eingesetzt wird.
Wir bitten Euch, für Merrily zu beten und ihr so bei der Erfüllung ihrer Aufgabe zu helfen, die unserer Überzeugung nach ihre wichtigste Berufung ist, eine Berufung, für die sie unter allen Frauen ausgewählt wurde.
Wir glauben, dass eine satanische, männliche Kraft weiterwirkt und auch
weitergegeben
wird, wenn man es Merrily Watkins nicht gestattet, diese bei der Bestattung Roddy Lodges in Underhowle, Herefordshire, zu exorzieren.
Wir bitten Euch, mit Euren Gebeten für Merrily JETZT anzufangen. Durch die Gnade Gottes, Amen.
Unterschrieben war der Text mit
Die Töchter Uriels
. Er klang auf alberne Weise apokalyptisch, und doch …
«Ich habe sie im Stich gelassen», sagte Merrily. «Da gibt es nichts drum herumzureden. Ich habe alles falsch gemacht.»
«Du wusstest doch nicht, worum es geht», sagte Jane. «Und du hättest es auch nicht wissen können.»
«Bei meinem ständigen Beten könnte man glauben, dass man gelegentlich mal ein bisschen göttliche Hilfe bekommt», sagte Merrily bitter.
«Nicht»
, kam es scharf von Jane.
«Nein. Tut mir leid.» Vielleicht hatte es ja göttliche Unterstützung gegeben. Das konnte ja niemand wissen.
Jane sagte: «Bloß weil du Pfarrerin bist, muss es ja nicht durch dich passieren. Bei der anderen Sache ist es durch Lol passiert. Ich meine, stimmt doch, oder nicht? Es war Lol, der diesen Typ entlarvt hat.»
«Ja.» Merrily lächelte. «Und Lol hat jeden Augenblick dieser Szene gehasst.»
Merrily hatte Fergus beobachtet, der sich eiskalt auf dem schmalen Grat zwischen Mensch und Monster zu bewegen schien. Doch er war
kein
Monster. Er war der beste Schulleiter, den Underhowle je gehabt hatte, er behandelte die Schüler als Gleichgestellte, und er wirkte unendlich ermutigend und freundlich auf jedermann. Nur manchmal ließ er seine stählerne Härte unter seiner Freundlichkeit hervorblitzen, und das war ja auch richtig so bei einem guten Schulleiter.
Doch Frannie Bliss hatte berichtet, dass langsam einige Geschichten durchsickerten. Zum Beispiel die Gerüchte darüber, aus welchen Gründen Fergus’ Ehe gescheitert war – nicht, weil seine Frau herausgefunden hatte, was er an seinen freien Abenden so trieb, sondern weil er sich zu Hause im Schlafzimmer verändert hatte: Mit der Zeit war die eheliche Zärtlichkeit einer immer stärkeren Neigung zu sexueller Gewalttätigkeit gewichen. Diese Anschuldigunghatte Fergus’ Schwiegermutter erhoben, die ihn früher für den idealen Mann gehalten und zuerst geglaubt hatte, ihre Tochter verstünde einfach seine gesunden männlichen Bedürfnisse nicht.
Wie leicht ihm das Lügen gefallen war. Er hatte genauso gelogen wie West und nichts zugegeben, was nicht schon bekannt war.
Bliss sagte, wenn der Mord an Lynsey Davies nicht
genauso
durchgeführt worden war, wie es Lol beschrieben hatte, dann jedenfalls auf sehr ähnliche Art. Auch Frannie glaubte, dass die drei Männer Roddys nächsten Ohnmachtsanfall abgewartet hatten, um dann in Aktion zu treten.
Lol hatte Merrily von Lynseys Aufforderung an die drei erzählt:
Verschmelzt eure Träume in mir
.
Alle drei hatten ein Interesse daran, Lynsey loszuwerden und ihre Schuld miteinander zu verschmelzen. Doch als es so weit war, vermutete Frannie, hatten Cody und Connor-Crewe einen Rückzieher gemacht. Vielleicht hatten sie doch nicht genug zu verlieren.
Frannie Bliss wollte Fergus für diesen Mord belangen. Am Telefon sagte er, dass Cody und Connor-Crewe schwer in die Mangel genommen würden. Er glaubte, dass einer von den beiden einknicken und Fergus beschuldigen würde. Und dann würden sie sich Fergus vornehmen.
Huw war nach Hause in die Beacons gefahren. Doch Merrily hatte sich für den kommenden Tag mit ihm in der Baptistenkapelle verabredet, und vielleicht würden sie auch von Jerome Banks unterstützt. Ein Großer Exorzismus schien in dieser Kapelle mehr als angebracht.
Inzwischen hatte Huw mehr über Lynseys Vergangenheit erfahren und fragte sich, ob es Zufall sein konnte, dass Donna Furlows Leiche so nahe an dem Weiler gefunden worden war, aus dem Lynsey stammte.
War Donna von Lynsey und Fred umgebracht worden? West hatte das Mädchen schließlich
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