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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sahen.
    «Mörder! Verfluchtes Arschloch!»
    Nein, nein, nein
… Merrily schob sich an der anderen Seite des Baggers vorbei, bis sie neben der Schaufel stand, die ungefähr zwei Meter breit war und von der ein Stück Plane herunterhing.
Lieber Gott

    «Was soll das heißen?», sagte Roddy Lodge, und Merrily sah jetzt deutlich seinen hageren Körper und dann sein Gesicht: hohlwangig, mit hervorstehendem Kinn, spitzer Nase und leicht schräg stehenden Augen. Ein Gesicht wie das einer Marionette, dachte sie.
    Und er war mit einem Mal sehr angespannt, das war selbst im schwachen Licht des Mondes deutlich. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Mit Hohn und Spott war es vorbei. Er war nervös.
    Weil er es getan hat, dachte sie. Er hat es
getan
. Sie konnte kaum atmen. Roddy Lodge und Gomer standen höchstens einen Meter voneinander entfernt auf dem gepflasterten Platz vor dem Haus. Wenn Lodge auf Gomer losging, nur einen Schritt machte, würde sie ihn mit der Taschenlampe angreifen müssen.
    Sie zitterte.
    «Du hast meinen Hof angezündet», sagte Gomer.
    «Hab ich nicht!»
    «Du hast ihn angezündet. Und mein Neffe war dadrin. Ich weiß nich, ob du das gewusst hast, aber das is auch egal   … er ist verdammt nochmal trotzdem gestorben.»
    Roddy Lodge stand da und verarbeitete, was Gomer gesagt hatte. Merrily konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Sie hob die Taschenlampe, bereit loszurennen.
    «Und das is Mord», sagte Gomer.
    Roddy Lodge bewegte sich nicht, aber etwas bewegte sich – vielleicht eine Wolke, denn jetzt war sein Gesicht überflutet von blassem Mondlicht, und Merrily sah, dass Roddy lächelte.
    Lodge sagte leichthin: «Wissen Sie was, Parry? Sie sind total übergeschnappt. Völlig neben der Kappe.»
    «Es war Mord», sagte Gomer.
    «Wie Sie meinen.» Lodges Stimme war wieder ruhiger.
    «Du streitest es nicht ab. Du versuchst es noch nich mal   –»
    «Ich rede überhaupt nicht mehr mit Ihnen, Alter. Sie sind ja senil. Verziehen Sie sich nach Hause, das würde ich jedenfalls machen, solange ich noch laufen könnte.»
    Lodge begann sich auf Gomer zuzubewegen, nicht schnell, aber auch nicht zögerlich, und was immer er jetzt auf Gomers Gesicht sah, ließ das Lächeln auf seinem eigenen noch größer und strahlender werden. Die Taschenlampe in Merrilys Hand war schweißnass, als sie sich an dem Bagger entlangdrückte, an der Kante der Schaufel vorbei, als sie die Lampe in die andere Hand nehmen wollte   … und sie ihrem Griff entschlüpfte und in die Schaufel fiel. Sie erwartete ein Klappern, aber die Lampe landete auf etwas Weichem. Die Plane. Merrily beugte sich darüber, suchte in dem metallenen Schlund nach der Taschenlampe, stolperte, hielt sich an der Plane fest, zog sie ein Stück zurück,roch einen scharfen, stechenden, süßlichen Geruch   … und schrie.
    Sie sah Roddy wie in Zeitlupe zu sich herumfahren.
    «Wer ist das?
Wer ist da? »
    Merrily stieß sich von der Schaufel ab und taumelte auf den Vorplatz, es schüttelte sie, ihr war speiübel.
    Roddy Lodge kam über die mondbeschienenen Steine auf sie zu. Ihr drehte sich der Magen um.
    Er trug eine graue Lederjacke, eine enge Lederhose und Cowboystiefel, alles beschmiert mit halbgetrocknetem rotem Matsch.
    «Eine
Frau

    «Die lässt du in Ruhe!»
    Merrily sah Gomer Parry ungefähr fünf Meter entfernt stehen, die Hände zu Fäusten geballt. Gomers Stimme klang jetzt schwächer, er hätte auch einen halben Kilometer weit weg sein können. Sie wollte ihn dazu bringen, sich nicht zu bewegen, aber es war, als würde ihr Geist an einem glatten Felsvorsprung aus Eis Halt suchen.
Das kann nicht sein
.
    Als Roddy Lodge näher kam, nahm sie als Erstes sein Aftershave wahr. Er musste es mit dem Kleisterpinsel aufgetragen haben. Fast hätte sie gewürgt.
    «Und was für eine Hübsche.» Roddy musterte sie, als wäre sie etwas, das ihm gerade an die Tür geliefert worden war. «Seeehr hübsch. Was hast du denn mit so ’ner Kanaille zu tun, Schätzchen?»
    Sein Aftershave roch so beißend, dass sie an Neutralisierer denken musste, die Flüssigkeit, die Bestatter benutzten – das Zeug, das die Schwestern im Krankenhaus unter das Bett von Denzil Joy gestellt hatten, der Gestank drang immer noch manchmal in ihre Träume.
    Vor ihr blitzte der halbverbrannte Leichnam von Nevin Parry auf. Sie fühlte sich ganz schwach vor Übelkeit.
    Das kann nicht sein.
Das kann nicht sein. Nicht schon wieder
.
    Wie von selbst fügte ihr Geist einen Teil von

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