Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
«St.   Patricks Harnisch» zusammen:
     
    Ich wappne mich mit ihrem Namen,
    dem mächtigen Namen der Dreifaltigkeit
     
    «Mir tut das alles sehr leid», sagte Merrily ruhig. «Es tut mir wirklich leid, Mr.   Lodge.»
    Den Kopf zur Seite gelegt, glotzte er auf sie herunter. Seine Augen glühten. Sie spürte eine Menge Energie und sogar etwas Humor. Sie spürte, dass er sie berühren wollte. Sie blieb stehen, wo sie war. Ihr Mantel hatte sich über der Brust geöffnet. Sie erwartete, dass er ihren Priesterkragen bemerken würde, und erinnerte sich dann, ihn im Wagen gelassen zu haben.
    Sie atmete ein. «Mr.   Lodge, mein Name ist Merrily   … Hochwürden Merrily Watkins. Ich bin Gomers Pfarrerin. Ich war den ganzen Abend mit ihm zusammen, seit wir von dem Feuer gehört haben.» Sie machte eine Pause. «Mr.   Lodge, Sie können sich sicher vorstellen, was das Ganze für eine Wirkung auf Gomer hat. Sein Neffe tot, der ganze Betrieb zerstört.»
    «Warum denkt er, dass ich es war?», sagte Roddy Lodge.
    «Sehen Sie   …» Ihre Stimme klang warm und beruhigend und sehr nach Kanzel. «Ich habe ja auch versucht, es ihm klarzumachen. Die Polizei   … die Polizei sagt, dass Nev sehr viel getrunken hatte, sie glauben, dass er das Feuer wahrscheinlich selbst verursacht hat, aus Versehen.»
    Sie sah nicht zu Gomer hin, aber sie spürte, wie sich ein schäbiger Mantel aus Verblüffung und Verrat schwer wie Beton auf ihn legte. Sie senkte ihre Stimme.
    «Er ist ein alter Mann, Mr.   Lodge. Er hat alles verloren. Als er wollte, dass ich ihn hierherfahre, da   … da wusste ich nichts vondieser ganzen Geschichte, die es da offenbar zwischen Ihnen beiden gibt. Ich habe einfach gedacht, dass dieser Ort   … eine Bedeutung für ihn und Nev hat. Ich weiß nicht, was er gegen Sie hat und warum das jetzt hochkommt, aber es tut mir wirklich leid.»
    «Soll das heißen, er hat seine Meinung geändert?», sagte Roddy.
    «Ich bin sicher, dass er über alles hinwegkommt, wenn er Hilfe bekommt. Ich möchte nur   … ich meine, ich hoffe, Sie gehen nicht zur Polizei oder so. Ich verspreche Ihnen, ich werde mit ihm reden.»
    «Komm lieber mit und red mit
mir
, Süße.» Roddy grinste.
    Es war ein breites, einnehmendes Grinsen, das aber seine Augen nicht erreichte, die ihr eigenes Stakkato-Licht zu haben schienen, wie die Funken ihres Feuerzeuges. «Pfarrerin, hm? Ich rede manchmal mit unserem Pfarrer. Ist ein netter Typ.» Er zog den Reißverschluss einer Brusttasche auf. «Nicht so sexy wie Sie allerdings. Ich glaub, er hat ein bisschen Angst vor mir, um die Wahrheit zu sagen.» Er lachte, es klang wie ein hohes Bellen. «Ich hab ihm Angst gemacht. Ich hab dem alten Pfarrer Angst gemacht.»
    «Haben Sie das?»
    «Hab ihm von all den Dingen erzählt, die ich nachts gesehen hab. Gruselig!»
    «Interessant.»
    «Also, dann   …» Merrily bewegte sich nicht, als Roddy eine Karte hervorzog und einen Schritt auf sie zu machte. «Kommen Sie jederzeit, wenn Sie mit mir reden wollen. Jederzeit. Was immer Sie gemacht haben wollen, ich bin Ihr Mann. Für die Kirche gibt’s Rabatt.»
    Er musterte ihr Gesicht, als wollte er es sich in allen Einzelheiten merken.
    «Danke.» Sie nahm die Karte entgegen. «Das klingt gut.»
    «Ja», sagte Roddy. «Das wäre es auch, Schätzchen.»
     
    Merrily ging, ohne sich noch einmal umzusehen, Gomer folgte ihr wie ein geprügelter alter Hund. Ihn sah sie auch nicht an.
    Sie ging an der Seite des großen gelben Baggers vorbei, ohne einen Blick auf das Ding zu werfen oder auch nur einzuatmen, ging durch das Tor und am Rand der A 49 entlang, durch das nasse hohe Gras, sie spürte, dass Roddy Lodge sie beobachtete, und beeilte sich nicht, gab dem drängenden Bedürfnis zu rennen, dem Druck in ihrer Brust, nicht nach. Sie folgte der Kurve bis zu der Stelle, an der der Wagen in den Büschen fast verschwunden war. Sie schloss auf und öffnete die Tür so weit, dass Gomer hinüber auf den Beifahrersitz klettern konnte, wo er still saß, in sich zusammengesackt, als wäre alle Lebensenergie aus ihm herausgepumpt worden. Dann stieg sie in den Wagen, drehte den Schlüssel und fürchtete einen Moment lang, er würde nicht starten, aber beim zweiten Mal sprang der Motor an, und sie wartete, bis keine Scheinwerfer zu sehen waren, bevor sie vorsichtig rückwärts auf die Straße fuhr. Sie fuhr ein, zwei Kilometer Richtung Ross. Dann lenkte sie den Wagen in der nächtlichen Dunkelheit auf den Parkplatz eines Pubs. Sie

Weitere Kostenlose Bücher