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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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des Flurs stehen geblieben, an die ein auffälliges Metallschloss angebracht worden war. Das Schloss war kaputt.
    «Das waren wir. Die meisten Polizisten sind verhinderte Einbrecher.» Er öffnete die Tür. «Nach Ihnen. Hier dürfen Sie nichts anfassen, aber es erübrigt sich wohl, das extra zu betonen.»
    In dem Raum war es dunkel, abgesehen von etwas, das die Form eines alten Schwarzweißfernsehers hatte. Merrily blinzelte, und dann wurde ihr klar, dass es nur ein Fenster war, dessen Jalousie nicht ganz geschlossen war. «Oh, Entschuldigung», sagte Bliss harmlos, als sie den Raum betreten hatte. «Ich habe vergessen, das Licht anzumachen.»
    Merrily wurde langsam ärgerlich. Er hatte das Ganze genau geplant, damit sie den besten Blick hatte und er die volle Wirkung erzielte, als seine Hand um den Türpfosten griff und den Schalter betätigte.
    … und all die Frauen aus dem Schatten hervorkamen.
     
    Zuerst wirkte es nicht einmal besonders beunruhigend. Es waren Bilder aus Zeitschriften, überwiegend Playmates; man konnte sogar die kleinen Löcher sehen, die die Heftklammern hinterlassen hatten. Die Bilder hingen an zwei weißgestrichenen Wänden. Die anderen beiden Wände waren schwarz oder sehr dunkel lila.
    Das einzige Licht kam von verdeckten Glühbirnen knapp über den Scheuerleisten, und es war gedämpft, diente nur dazu, die Fotos zu erhellen und die Spalten zwischen Brüsten und Schenkeln zu vertiefen.
    Von denen es ziemlich viele gab. Konnten das mehr als hundert Bilder sein?, fragte sich Merrily. Die meisten zeigten Softporno-Posen, in Schwarzweiß und in Farbe. Vereinzelt waren die Bilder heftiger, auf einigen Aufnahmen benutzten Frauen einen Vibrator. Das schwache Licht und die trüben Schatten hatten den Effekt, dass die Bilder wirkten, als würden sich die Frauen bewegen –
das
war beunruhigend, beinahe schaurig. Insgesamt, beschloss Merrily, war das alles einfach nur traurig für einen Mann, der seit zwanzig Jahren kein Teenager mehr war.
    «Diese Höhle ist das Klischee unterdrückter Pubertätsphantasien, oder?» Frannie Bliss stand in der Tür zum Schlafzimmer.
    Merrily drehte sich um und warf einen Blick auf das Bett, die Hände in den Manteltaschen. Es war ein Kingsize-Bett, ungemacht. Schwarze glänzende Betttücher – natürlich. Es hing ein strenger Geruch in der Luft.
    «Da fragt man sich doch, wie er überhaupt jemals eine Frau dazu gebracht hat, hier eine Nacht mit ihm zu verbringen», sagte Bliss.
    «Aber bestimmt keine zweite Nacht.»
    «Na ja   …» Er betrat das Zimmer. «Die Antwort ist natürlich, dass er noch ein zweites Schlafzimmer hat. Rotlicht, Bilder von spanischen Tänzerinnen – nichts, was mehr als den Geschmack beleidigt. Also, wenn wir annehmen, dass er die, äh, jungen Damenin das andere Schlafzimmer gebracht hat, dann wäre das hier das Zimmer, in dem er   … seine eigene Gesellschaft genießt.»
    Merrily schüttelte sich. Sie erinnerte sich daran, wie Roddy Lodge vor dem Haus der Pawsons direkt über ihr gestanden hatte, den Ausdruck eines reich beschenkten Geburtstagskindes auf dem kantigen Gesicht.
Eine Frau?
, hatte er gesagt.
    Wie:
Irgend eine
Frau. Eine weitere Frau für diese Wände.
    Bliss stand da, die Hände in den Taschen. Sie hatten beide die Hände in den Taschen. Bliss beobachtete sie, wartete.
    Merrily traf seinen Blick.
    «Hm   …» Er räusperte sich. «Sie haben es noch nicht verstanden, oder?»
    «Was denn?»
    «Sehen Sie mal genauer hin, Merrily.»
    Sie bewegte sich nicht. «Ich weiß nicht, was   …»
    «Es gibt wahrscheinlich ein paar Frauen, die Sie nicht erkennen – ich kenne sie selbst nicht alle. Aber die links von der Tür ist zum Beispiel Kelly Emerson, die letztes Jahr vergewaltigt und ermordet in Swindon gefunden wurde. Das ist das Foto, das die Familie der Polizei gegeben hat, für die Plakate. Das war damals ziemlich oft in der Zeitung.»
    «Was?»
    Sie folgte seinem Zeigefinger zu einem verschwommenen Schwarzweißgesicht, dunklen Dauerwellen, einem breiten Lächeln und einem nackten Körper im Schatten. Merrily war ratlos. Hatten die Zeitungen ein Nacktfoto benutzt, um nach einer Vermissten zu suchen? Sie ging näher heran und sah, dass irgendetwas nicht stimmte, sah, dass Kelly Emersons Gesicht grobkörnig und schwarzweiß war, während der nackte Körper Studioqualität hatte und, bei näherer Betrachtung, etwas zu groß für das Gesicht war.
    Merrily fuhr zurück, ihr war bewusst, dass sie schwerer atmete.
    «Die Sache

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