Der Himmel ueber Dem Boesen
sich nicht zum ersten Mal, welchen Beruf sie eigentlich ausübte – sie hatte in letzter Zeit mehr mit Polizisten als mit Pfarrern zu tun.
Mumford betrachtete das Handy. «Chef, ich warte auf einen Rückruf von Mrs. Jilly Coopers Sekretärin. Lodge hat wohl letztes Jahr Kontakt zu ihnen aufgenommen, aber sie haben seine Dienste nicht angefordert.»
«Wie weise», sagte Bliss.
«Und … Highgrove House hat bestätigt, dass dort wiederholt Briefe und Prospekte von ihm ankamen. Ich hab sie gefragt, ob sie welche aufgehoben haben, haben sie aber nicht. In Lodges Geschäftsakten hab ich ein paar Zeitungsausschnitte gefunden, die meisten über Berühmtheiten, die hier in die Gegend gezogen sind … oder eher in den Umkreis von ungefähr hundert Kilometern.»
«Und was sagt Ihnen das», fragte Merrily, «abgesehen davon, dass er geschäftstüchtig ist?»
«Und ein schrecklicher Promi-Jäger», sagte Bliss.
«Auf jeden Fall ist er nicht gründlich.» Mumford nickte in Richtung des roten Computers, der gelbe Lautsprecher hatte und aussah wie ein Spielzeug. «Irgendwann mal scheint er seine Rechnungen und so weiter auf dem Ding geschrieben zu haben, aber die letzte Rechnung, die ich auf der Festplatte gefunden habe, ist über ein Jahr alt. Danach war er zwar noch in der ganzen Gegend unterwegs, aber der Computer ist eingestaubt.»
«Hat er andere Sachen im Kopf gehabt, Andy?»
«Auf jeden Fall hat er Nerven», sagte Merrily. «Ich meine, ein Kleinstunternehmer, der sich an Prinz Charles wendet?»
« Und
an Prinzessin Anne in Gatcombe», sagte Mumford. «Je denfalls steht die auf seiner Liste. Als ich angerufen habe, konnte ich mit niemandem sprechen, der über ihn Bescheid weiß, deshalb hab ich ausgemacht, dass ich mich in einer Stunde nochmal melde. Was Stings Haus angeht – überhaupt keine Antwort. Ein paar andere Leute, von denen Sie noch nicht gehört haben werden, Chef, erinnern sich, Prospekte und persönliche Briefe von Roddy bekommen zu haben.»
«Ja», sagte Frannie Bliss, «aber hat irgendjemand von denen dem Mistkerl auch einen
Auftrag
gegeben?»
Mumford zuckte die Achseln.
Merrily sagte: «Das ist wie in einer von diesen alten Verwechslungskomödien.»
Bliss lächelte nicht. Er öffnete die Bürotür. «Kommen Sie, Merrily, dann zeig ich Ihnen jetzt mal, wie lustig das Ganze ist.»
Im Wohnzimmer zog eine große Mahagoni-Cocktailbar alle Blicke auf sich. Sie war nagelneu, aber trotzdem ziemlich unmodern. Es gab Barhocker, Spezialbeleuchtung, Dutzende von Flaschen und ein Neonschild: Roddys Bar. Die niedrigeren Sitzgelegenheiten waren um die Bar herum gruppiert: ein paar schmuddelige dunkle Ledersessel und ein Sofa hinter einem langen gläsernen Couchtisch, auf dem Ausgaben von
Loaded
und
Front
lagen.
«Wir haben es offensichtlich mit einem Mann zu tun, der nur in die allerbesten Billig-Kaufhäuser geht», sagte Bliss.
An einer Wand hing ein Stierkampf-Plakat mit einer Liste der Matadoren, der Roddys Name hinzugefügt worden war. Es gab ein Bang-&-Olufsen-Soundsystem mit Lautsprechern an der Wand und eine C D-Pyramide . Obenauf lag
Ibiza Nights, Vol. 2
. Doch die Stecker der Anlage waren herausgezogen, ebenso die des Breitbildfernsehers, es sah so aus, als würde Roddy hier nicht viel Zeit verbringen.
«Es ist ziemlich sauber», sagte Merrily.
«Mrs. Wellings aus dem Dorf kommt einmal die Woche. Aber sie sagt, sie darf nur in die Küche, ins Wohnzimmer und in ein paar andere Räume.»
Bliss führte Merrily zurück in den Flur, von dem links und rechts Türen abgingen, zwei davon waren noch nicht gestrichen. Dies verstärkte Merrilys Eindruck, es mit einem Mann zu tun zuhaben, der herumflatterte wie eine Motte, ohne sich jemals irgendwo länger niederzulassen.
«Wie lange hat er hier gelebt?»
«Er hat das Haus vor ungefähr vier Jahren gebaut, und zwar von dem Geld, das ihm sein Vater hinterlassen hat. Er hat zwei ältere Brüder – zwanzig Jahre älter. Der eine lebt in Oz, der andere hat den Hof der Familie oben im Tal übernommen. Beide sind ziemlich angesehen, nach allem, was man hört. Roddy war ein etwas schwieriger Junge, aber nicht so, dass er bei uns schon bekannt gewesen wäre … Ich kenne die genauen Umstände nicht, es war wohl so, dass ihm sein Vater eine Menge Bares unter der Bedingung vermacht hat, dass er sich davon ein Geschäft aufbaut. Der Bruder oben im Tal hat gesagt, dass Roddy sich dieser Bedingung gefügt hat.»
Bliss war vor einer Tür am Ende
Weitere Kostenlose Bücher