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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ist die», sagte Bliss, «bei der hier kann er es nicht gewesen sein. Bei Kelly gibt es einen Typen, der lebenslänglich sitzt, jemand aus Bournemouth – sie haben ihn per DNA überführt, und er hat gestanden, Irrtum ausgeschlossen.»
    «Aber   …»
    Lodge hatte das Gesicht einer ermordeten Frau ausgeschnitten und auf den Körper eines anonymen Pin-up-Mädchens aus der
Sun
geklebt? Irgendein Model   … noch irgendeine tote Frau.
    Sie zwang sich, die Bilder genauer zu betrachten. Jetzt erkannte sie einige Gesichter: prominente Mordopfer, prominente Selbstmörderinnen. Und das prominenteste Autounfallopfer aller Zeiten. Alles Frauen, alle tot – tragische Opfer, die mit Hilfe von Schere, Kleber und Beleuchtung zu profanen Pin-ups gemacht worden waren.
    Merrily wandte sich von der Wand ab. Sie erinnerte sich an all die Eindrücke der letzten Nacht, an das Gefühl, Fett und Rauch in den Haaren zu haben, als sie in Gomers ausgebranntem Lager gestanden hatte, bis zu den Wellen von Aftershave und dem widerlichen Geruch nach Verwesung unter der Plane.
    «Ich verstehe das nicht», sagte sie.
    «Ich glaube doch, Merrily», sagte Bliss sanft. «Sie sehen hier seine Inspiration. Bei denen hier
wünschte
er, er hätte es getan. Er wünschte, er wäre als Erster bei ihnen gewesen.»
    Sie stand in dem trüben Licht und starrte auf die sehr schmalen grauen und weißen Linien zwischen den Blenden der Jalousie.
    «Sind die alle zusammengeklebt?»
    «Nicht alle. Ich glaube, einige haben ihn einfach angemacht. Das ist wohl Teil der richtigen Mischung. Ich war darauf gefasst, auch ein Bild von Lynsey zu finden, aber sie ist nicht dabei. Vielleicht, weil ihr Foto bis jetzt noch nicht in der Zeitung war. Es wird irgendeinen Grund geben. Er   …» Bliss hielt kurz inne. «Er wird ihnen erzählen, warum.»
    Es war, als hätte er die Tür eines Tiefkühlschranks geöffnet.
    «Ich kann das nicht», sagte sie.
    «Es ist Ihre Entscheidung, Merrily. Ich kann Sie nicht zwingen, ihn zu treffen.»
    «Er will nicht mit mir reden, das wissen Sie genau. Er will nur, dass eine Frau im selben Zimmer ist wie er. Irgendeine Frau. Das
wissen
Sie doch.»
    Sie erinnerte sich daran, wie Roddy Lodge ihr seine Karte gegeben und sie gemustert hatte, als würde er im Geiste ein Foto von ihr machen. Wie er ihr angeboten hatte, ihr all die gruseligen Dinge zu erzählen, die er dem anderen Pfarrer berichtet hatte, darüber, was er nachts gesehen hatte. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was er nachts gesehen hatte, innerhalb oder außerhalb seines eigenen Kopfes.
    Danke,
hatte sie gesagt
. Das klingt gut.
    Ja. Das wäre es auch, Schätzchen
.
    Merrily stemmte ihre Fäuste in die Taschen von Janes Dufflecoat, entschlossen, nicht zu zittern. «Besser, Sie sagen mir, was Sie wissen», sagte sie zu Bliss. «Wie hat er Lynsey Davies umgebracht?»
    Er zuckte die Achseln. «Hat sie stranguliert. Die Obduktion wird das bestätigen. Roddy hat den Jungs im Auto erzählt, er habe sie ‹erdrosselt›. Er hat es nur noch nicht auf Band gesprochen. Wahrscheinlich nicht mit bloßen Händen, wir glauben, dass er irgendwas benutzt hat – vermutlich einen Gürtel.» Er machte eine Pause. «Jetzt verstehen Sie wahrscheinlich, warum ich noch ein paar Efflapures ausgraben will.»
    «Ja.» Bliss lag vermutlich richtig, wenn er jeden einzelnen Efflapure ausgraben wollte, den Roddy jemals eingebaut hatte.
    «Ich wollte vorher nicht zu viel sagen. Sie können die Jalousien hochziehen, wenn Sie sich zu unwohl fühlen.»
    Sie zog an der Kordel, und im grauen Tageslicht sah der Raumeinfach nur noch billig aus. Die Sicht aus dem Fenster, die von der Jalousie horizontal durchschnitten wurde, wurde von den Stahlbeinen des Strommasts noch weiter unterteilt.
    «Würde es die Kollegen, die den Tatort untersuchen, allzu sehr belästigen, wenn ich eine Zigarette rauche?», fragte Merrily.

12   Dark Lady
    Eirion mutete Jane diesen Ausflug zu, für den sie sich kein bisschen interessierte. Sie fuhren auf der immer dunkler werdenden Straße Richtung Knight’s Frome.
    «Los, sag schon, was du meinst!», forderte Jane.
    Sie hatten das Liebesleben ihrer Mutter seziert, um herauszufinden, warum genau es zu nichts führte. Von der erhabenen Position einer Beziehung aus, die tatsächlich funktionierte – o.   k., innerhalb der Grenzen, die ihnen die Tatsache auferlegte, dass Eirion und sie noch zur Schule gingen und so   –, hielt Jane das für legitim, um nicht zu sagen für ihre

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