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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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musste zugeben, dass nur sehr wenig für Lodges Unschuld sprach. «Ich rede mit ihm, aber ich werde ihn vorher warnen, dass ich mich unter Umständen verpflichtet fühlen werde, der Polizei Mitteilung zu machen. Dann hat er wenigstens die Wahl, mich zum Teufel zu schicken.»
    Bliss wirkte nicht gerade glücklich mit diesem Vorschlag.
    «Und kein Band, kein Video.»
    «Merrily   …»
    «Ich könnte auch dem Bischof von Ihrer Idee erzählen. Der würde ungefähr zwei Tage brauchen, um darüber nachzudenken, so viele Sorgen, wie er sich immer macht.» Sie stand auf. «Frannie, sind Sie überhaupt in der Lage zu fahren?»
    Bliss kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder.
    «Sie haben nicht zufällig noch ein bisschen Kaffee dadrin?»

11   Wie lustig das Ganze ist
    Sie fuhren durch das lange, neblige Tal auf die Stahlskelette zu, die vor ihnen aufragten.
    Hier grenzten Herefordshire und Gloucestershire aneinander. Die Felder stiegen in Stufen bis zu dem alten Waldgebiet an, dessen braune Laubbäume und Koniferen sich bis hoch in die Hügel hinauf zogen. Das Tal allerdings sah aus, als gehörte es weder zu der einen noch zu der anderen County. Es sah aus, als gehöre es der Energieindustrie.
    «Man kann kaum glauben, dass die sich so was immer noch erlauben können», sagte Merrily.
    «Wie bitte?» Frannie Bliss fuhr und war ganz woanders.
    «Die Hochspannungsmasten.» Sie wirkten richtig feindselig, wie eine Totenarmee mit veralteten Waffen. «Ich meine, wäre es denn wirklich
so
kostspielig, einen Teil der Kabel unterirdisch zu verlegen?»
    Der Witz daran war, dass die wenigen Häuser, die zu sehen waren, wahrscheinlich durch ein halbes Dutzend Windmühlen mit Strom versorgt werden konnten. Im Nebel wirkten die Masten wie eine primitive Zurschaustellung von Stärke. Eines Tages würden sie vielleicht zum Industriedenkmal erklärt. Aber jetzt noch nicht.
    Frannie Bliss sah durch die Windschutzscheibe seines schwarzen Alfa wütend auf die Landschaft. Im Herzen war er immer noch ein Stadtpolizist; auf Feldwegen konnte man Passanten einfach nicht auf dieselbe Weise angehen:
Wo willst du denn hin, Junge? Was ist in dem Rucksack?
    Sie waren von der A 40 gekommen, die den Schwerlastverkehr von Newport nach Cardiff pumpte. Hier schlingerten Laster durch die weiten Kurven des Wye Valleys, vorbei an der berühmten Skyline von Ross-on-Wye: der Kirche mit dem hohen Turm, der dieStadt krönte, über dem Fluss und seinen Auen und den pseudomittelalterlichen Sandsteinmauern.
    «Nein, ich hab mich nur gefragt», sagte Bliss, «wie viele Abwassersysteme Roddy hier in der Gegend eingebaut hat. Jeder Hof braucht eins, oder? Jedes Haus.»
    Merrily sah, wo das hinführte. «Sie könnten hier Furcht und Schrecken verbreiten.»
    Bliss nickte, nicht übermäßig beunruhigt.
    «Wenn Sie das an die Medien geben», warnte Merrily, «wird sich im Umkreis von Kilometern jeder fragen, ob unter seinem Abwassertank eine Leiche liegt.»
    In ihrer Manteltasche hatte sie die Karte entdeckt, die Roddy Lodge ihr am Abend zuvor gegeben hatte.
    Efflapure
    R.   F.   Lodge
    Eingetragener Bauunternehmer
    Die Alte Werkstatt
    Underhowle
     
    Ross-on-Wye
    Inzwischen steckte sie in einem Indizienbeutel aus Plastik, verstaut im Kofferraum des Alfa. Frannie Bliss schien langsam richtig von Roddy Lodge besessen.
    «Ich hätte nichts dagegen, unter ein paar, sagen wir,
ausgewählte
Tanks zu schauen. Es ein bisschen einzugrenzen.» Er lächelte. «Na ja, wir werden sehen. Wie läuft das Geschäft? Ist das Böse hier in der Gegend im Moment sehr aktiv?»
    «Das dürften Sie besser wissen als ich.» Er wechselte das Thema, aber sie spürte seine Vorfreude und war davon genervt.
    Er sah zu ihr hinüber. «Wie geht’s Lol?» Er hatte Lol im Sommerkennengelernt. Merkwürdigerweise schienen sich Bliss und Lol recht gut zu verstehen, aber das hieß nicht, dass sie Bliss trauen und ihn auf den neuesten Stand bringen sollte.
    «Wir sind immer noch befreundet. Und wie läuft
Ihr
Privatleben so, Inspector Bliss?»
    «Davon ist nicht mehr so viel übrig.»
    «Was soll denn das heißen?»
    Urplötzlich schlug Bliss rechts ein und fuhr zwischen einer Kiefer und einer unbeschnittenen Hecke hindurch. Das Auto rutschte auf dem Matsch, Bliss verfehlte die Hecke nur knapp.
    «Ach», sagte er, «nur die übliche Polizistengeschichte. Das Eheleben leidet unter dem Job, und dann wird es zu Hause so verdammt chaotisch, dass der Job zu einer Zuflucht wird. So was in der

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