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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ist Detective Watkins.»
    Merrily verzog das Gesicht zu einem minimalen Lächeln, äußerte sich jedoch nicht. Ja, das war vermutlich sinnvoll; die Wahrheit würde nur Fragen nach sich ziehen, die sie jetzt nicht unbedingt gebrauchen konnten.
    Hier, in der zivilisierten Wärme, musste sie wieder an die nekroerotische Schlafzimmerhöhle Roddy Lodges denken. Merrily fühlte sich nicht dazu qualifiziert, diese Geschichte zu ergründen und einzuschätzen; dazu brauchte man einen Gerichtspsychologen, keine Pfarrerin. Tatsächlich war es sogar absolut notwendig, dass ein Spezialist hinzugezogen wurde, bevor Bliss mit den Ermittlungen fortfuhr – auch wenn seine Vorgesetzten auf diese Weise mitbekommen würden, dass es sich womöglich um etwas sehr viel Weitgehenderes, Verworreneres handelte als um einen einzelnen Mordfall. Bliss brauchte sie, um Lodge weich zu kriegen. Aber so einer Sache war sie nicht gewachsen, oder?
    «Und was genau ist der Entwicklungsausschuss?», fragte Bliss.
    Chris Cody, der Kahlkopf, lachte. Er war der Jüngste, höchstensEnde zwanzig. Er und Ingrid Sollars stellten knallrote Kaffeetassen auf den Tresen.
    «So müssen wir uns nennen, um von diversen Organisationen finanzielle Unterstützung zu bekommen», erklärte Fergus Young. «Aber das Ganze ist sehr viel informeller, als es klingt.»
    «Jedenfalls bringt es was.» Merrily erkannte die Stimme, die Bliss vorgeworfen hatte, herablassend zu sein. «Ich bin hier geboren worden», sagte Ingrid Sollars, «und ich kann Ihnen versichern, dass sich diese Gemeinde in den letzten fünf Jahren stärker entwickelt hat als in den ganzen vierzig Jahren davor. Wir werden nicht zulassen, dass sich diese Entwicklung wieder umkehrt. Und deshalb ist negative Publicity das Allerletzte, was uns hier fehlt.»
    «Der Mann macht nur seinen Job, Ingrid», sagte Sam Hall milde.
    «Einen schlechten Ruf können wir nicht gebrauchen.»
    «Wir können alles Mögliche nicht gebrauchen.»
    «Wir sollten bei der Sache bleiben.» Fergus Young sah erst Sam und dann Bliss an und lächelte kopfschüttelnd, als wollte er sagen: ‹Das ist nur eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Einheimischen, nichts, was die Polizei beunruhigen müsste.› Sam Hall starrte an die Decke. Chris Cody und Ingrid Sollars schenkten Kaffee aus.
    «Danke.» Bliss nippte zufrieden an seiner Tasse und sah von einem zum andern. «Also, wie gut kennen Sie alle Mr.   Lodge?»
    Ingrid Sollars runzelte die Stirn. «Gut genug, um den Mund zu halten, bis Sie uns gesagt haben, was er getan haben soll.» Ihre leicht ergrauten braunen Haare waren zu einem festen Knoten zusammengesteckt.
    «Na gut.» Bliss setzte sich und streckte die Beine aus. «Eini ges von dem, was ich Ihnen sagen kann, werden Sie schon wissen: Wir ermitteln im Todesfall einer neununddreißigjährigenFrau, deren Leiche auf Mr.   Lodges   … Besitz gefunden wurde. Der Pathologe hat inzwischen bestätigt, dass die Frau erwürgt worden ist.»
    «Oh, Scheiße.» Chris Cody setzte sich.
    Sam Hall schwang seine Füße auf den Boden. «Wollen Sie damit sagen, dass Sie Roddy des Mordes beschuldigen?»
    «Wir haben noch keinerlei Beschuldigungen gegen ihn ausgesprochen.»
    «Aber Sie haben es vor.»
    «Wollen Sie mir davon abraten, Sir?»
    Es herrschte Stille, nur die Geräusche der Kaffeemaschine und der Regen waren zu hören. Draußen war es inzwischen fast dunkel.
    «Armer Roddy», sagte Fergus Young.
    Bliss sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an, es war eine Aufforderung an Young fortzufahren.
    «Ich   …» Young seufzte. «Na gut, ich bin hier der Schulleiter – der Grundschule. Wenn Sie mir sagen würden, dass eins der Kinder einen Mord begangen hat, wäre meine Reaktion so ziemlich dieselbe. Ich will damit nicht sagen, dass Roddy auf irgendeine Weise zurückgeblieben ist – na ja, vielleicht emotional, das kann ich nicht beurteilen. Aber der Gedanke, dass Roddy ein Mörder sein soll   … man kann sich einfach nicht vorstellen   –»
    «Diese Frau.» Ingrid Sollars hatte sich immer noch nicht hingesetzt. «Die Tote. Wer ist das?»
    «Tut mir leid, aber das kann ich Ihnen erst sagen, wenn sie offiziell identifiziert wurde.»
    «Ist sie von hier?»
    «Das kommt darauf an, was Sie mit ‹hier› meinen.»
    «Weil im Dorf immer wieder über eine Frau geredet wird, die   … die seit einiger Zeit verschwunden ist.»
    Bliss nickte. Merrily erinnerte sich, dass er eine weitere Vermisste erwähnt hatte.
    «Inspector Bliss, ist es Melanie

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