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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Gespräch hat nur neue Fragen aufgeworfen. Wenn Roddy plötzlich jedes zweite Mädchen in Ross haben konnte – wozu dann die älteren Frauen?»
    «Vielen Dank.»
    «Sie wissen genau, was ich meine.»
    «Ich finde es viel rätselhafter, dass er die ganze Wand mit Pin-ups vollhängt, wenn es mit den echten Frauen so gut läuft.»
    Vor ihnen schimmerte Licht aus der Werkstatt, in der Andy Mumford stur weiterarbeitete.
    «Und was ist Ariconium, Frannie?»
    «Hm?»
    «Das Wort ‹Ariconium› haben sie in der Gemeindehalle in Stein gemeißelt.»
    «Ich weiß nicht. Das Wort ist mir im Ort schon ein paar Mal aufgefallen. Sagen Sie, sind Sie jetzt bereit? Für Roddy? Sie könnten ihn nach den toten Frauen fragen.»
    Merrily schauderte. «Frannie, das ist ein Polizeirevier, keine Bar. Er wird auf der Hut sein. Er wird mir überhaupt nichts sagen, was er Ihnen nicht auch sagen würde. Ich glaube wirklich nicht, dass das was   –»
    «Merrily   …» Er blieb am Rand des Werkstattvorplatzes neben dem Absperrband stehen. «Ich bin hier der Sachverständige, ja?»
    «Genau das macht mir ja Sorgen», sagte Merrily.

13   Der Turm
    Diese Frau, diese Cairns, saß allein in der gläsernen Aufnahmekabine und wiegte die gewölbte Ovation-Gitarre. Sie trug ein langes dunkelblaues Kleid, und die silberne Strähne in ihrem wirren Haar wirkte wie ein Seidenband, das sich gelöst hatte.
    Aus der Dunkelheit der Galerie, die ungefähr drei Meter über dem schlecht beleuchteten Studio lag, wirkte sie   … ja, zugegeben, unglaublich romantisch. Es war zum Kotzen. Jane sah Eirion grollend an – der Mistkerl war schon völlig berauscht, als Göttin Moira bloß die Kopfhörer aufsetzte und begann, ihre Gitarre zu stimmen.
    Auf der anderen Seite der kleinen Galerie stand Lol, der bei diesem Track nicht mitspielte; es war ein traditioneller Folksong, aber ganz minimalistisch. Jane war erleichtert zu sehen, dass Lol nicht die schöne Moira, sondern Prof Levin betrachtete, der über seinem Mischpult schwebte wie ein kahlköpfiger Adler.
    Zuvor, während Eirion verzückt in der Nähe dieser Cairns rumhing, hatte Jane Lol und Prof alles über Gomer und das verhasste Pendel des Schicksals erzählt und von der unmöglichen Klemme, in der der arme Kerl steckte: Sollte er überhaupt zurück in einen echten Knochenjob, allein, in seinem Alter? Aber was würde aus ihm werden, mental und emotional, wenn er es nicht tat?
    Prof Levin, der nicht sehr viel jünger war als Gomer, hatte gesagt, wenn diese Landwirtschaftsdienste das waren, was der Mann machen wollte, dann würde das Alter keine Rolle spielen.
    Aber das war ja klar, dass er das sagte, hier in seinem gemütlichen Studio, oder?
    Später hatte Jane Lol alles anvertraut, was sie über das gruselige Nachspiel des Brandes wusste, die Sache mit diesem Roddy Lodge – das hatte sie nicht mal Eirion erzählt, weil Mom gesagt hatte, sie sollte es nicht. Aber vor Lol würde es doch keine Geheimnisse mehr geben, oder? Das war nichts, was ihnverunsichern würde in seiner Beziehung zu Merrily und damit angreifbar für –
    Auf der Gitarre wurde ein klangvolles Riff gespielt, dann setzte die Stimme ein: eine tiefe, schwere Stimme voll dunkler Magie und lockender Sinnlichkeit.
    Schlampe.
    Jane warf einen kurzen Blick auf Lol, der nicht gerade entspannt aussah. Vielleicht fragte er sich – aus gutem Grund   –, warum Mom ihn nicht selbst angerufen hatte, um zu erklären, weshalb sie ihn in letzter Zeit nicht hatte treffen können. Er trug eins dieser Sweatshirts mit dem Roswell-Alien auf der Brust, und seine Haare waren fast schon wieder lang genug für den alten Pferdeschwanz. Er saß ganz still da. Jane hätte einiges zu sagen gehabt, aber hier oben durfte man noch nicht mal flüstern, sonst würde Profs Zorn auf jeden Einzelnen herniederfahren, und das konnte sie Eirion nicht antun, für den das hier ein verdammter Tempel war.
    Andere Leute: Taktgefühl, Rücksichtnahme, wie auf Eierschalen gehen. Ihr Leben wurde langsam zu einer Gesellschaftskomödie.
    Jane seufzte, lehnte sich in ihrem Liegestuhl zurück und hörte dem Song zu: vorhersehbares tragisches Balladenzeug über ein Edelfräulein, das in seinem Turmzimmer wartete und jeden Tag aus dem Fenster Ausschau hielt, ob der unstandesgemäße Freier – und heimliche Liebhaber – aus dem Krieg zurückkehrte. Wie man es damals eben so machte. Eirion nickte, die Hände auf den Knien, er war wirklich unheimlich leicht zu beeindrucken. Jane sah zu Lol

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