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Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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entfernte sich mit den Händen in den Hosentaschen. Merrily flüsterte: «Soll ich im Auto warten?»
    «Nur, wenn Sie unbedingt wollen. Vielleicht brauche ich bei diesen vornehmen Idioten ja noch Unterstützung.»
    Und so gingen sie – im fast perfekten Gänsemarsch – alle gemeinsam durch die stürmische Dämmerung nach Underhowle.Die Straße war rutschig vor nassen Blättern. Es wurde kaum geredet. Merrily wusste, dass Bliss überlegte, wie er die Sache umdrehen, die Einheimischen ausfragen konnte, ohne ihnen selbst etwas zu erzählen, das sie nicht schon wussten, wobei er natürlich so klingen müsste, als zöge er sie ins Vertrauen. Sie hielt etwas Abstand zu der Delegation und hatte das Gefühl, sie würde es noch bereuen, dass sie sich in diese Sache hineinziehen ließ.
    Merrily kannte Underhowle nicht. Der Ort lag, obwohl noch in Herefordshire und in der Nähe der wohlhabendsten Winkel des Wye Valleys, auch am Rand des Forest of Dean, des ärmsten Teils des ländlichen Gloucestershire – ehemaliges Bergbaugebiet, hohe Arbeitslosenquote.
    Bliss blieb ein Stück zurück, um einen Anruf entgegenzunehmen. «Jap.» Er hörte eine Weile zu. «Das hat sich also bestätigt? Gut, gut   …»
    Der Baumbestand nahm ab, und in der Ferne waren Lichter zu sehen.
    «Gute Arbeit, tausend Dank, George.»
    Bliss klappte sein Handy zu, ließ es in seine Jackentasche rutschen und stieß seine rechte Faust in den linken Handteller. Fergus Young warf ihm einen scharfen Blick zu. Merrily fragte sich, ob Bliss das Obduktionsergebnis bekommen hatte, aber er sagte nichts dazu. Sie schloss zu den anderen auf.
    «Es hört wohl überhaupt nicht mehr auf zu regnen», sagte sie zu niemand Bestimmtem und zog sich ihre Kapuze über den Kopf.
    «Liegt an der globalen Erwärmung», grummelte ein weißbärtiger Mann. «Daran sind wir selber schuld.»
    «Vermutlich.»
    Sie kamen an eine Kreuzung, an der eine einzelne Straßenlaterne stand, die ein Schild beleuchtete, das im Westen nach Ross wies, im Osten nach Lydbrook. Ein Stück vor sich konnte Merrilyam Hang des Hügels ein paar Häuser erkennen, hinter denen die Hochspannungsmasten emporragten. In der Dämmerung wirkte alles erstarrt, wie ein großer Friedhof auf einer Schräge.
    «Ich denke, wir sollten in die Gemeindehalle gehen», sagte Fergus Young.
     
    Das hatte Merrily nicht erwartet – angesichts der Trostlosigkeit von Underhowle. Und nach der Schlachthausatmosphäre in der Dorfhalle von Ledwardine war es auch nicht das, was sie gewohnt war.
    Das Gebäude hatte früher offensichtlich als Scheune gedient, war übrig geblieben aus der Zeit, in der sich das Dorf um die alten Höfe herum gebildet hatte. Nobler hätte man eine Scheune kaum umgestalten können: edel bezogene Stühle, Tische aus Kiefer antik. Die Wandlampen beleuchteten mit warmem Schein unverputzten Bruchstein, die Balken und Sparren lagen frei.
    In einem Fenstersturz aus Sandstein am Ende der Halle war ein Wort eingraviert: ARICONIUM.
    Außerdem gab es eine kleine Kaffeebar. Ein drahtiger Typ mit rasiertem Schädel stand dahinter und knipste an den Schaltern herum. «Hab nur Espresso, tut mir leid. Wäre das in Ordnung, Inspector?» Londoner Akzent.
    «Bestens», sagte Frannie Bliss. Merrily setzte sich auf einen Stuhl in der Nähe der Tür, froh, ihre Zivilkleidung zu tragen.
    Die meisten Dorfbewohner und die Jugendlichen waren nicht mit hereingekommen. Es waren nur noch vier Einheimische in der Halle: der Glatzkopf hinter der Bar, der Mann mit dem weißen Bart, eine wettergegerbte Mittfünfzigerin in einer Reitjacke. Und Fergus Young, der nun entspannter wirkte und den Reißverschluss seiner Joggingjacke aufzog.
    «Ich mache Sie kurz miteinander bekannt, einverstanden? Ingrid Sollars, die unser Besuchszentrum leitet; Chris Cody, der geradeden Kaffee kocht – Chris gehört auch zum Entwicklungsausschuss   –, und, äh   … Sam Hall.»
    « Nicht
Mitglied des Entwicklungsausschusses.» Der bärtige Mann saß auf einer Tischkante. Er trug die dünnen weißen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und war vermutlich Mitte sechzig. Merrily hatte das Gefühl, dass er sich zu dieser Party hier selbst eingeladen hatte.
    «Und   … tut mir leid.» Fergus Young wandte sich Frannie Bliss zu. «Inspector   …?»
    «Bliss.»
    «Natürlich. Und Ihre Kollegin   … ist Sergeant, richtig?»
    «Noch nicht, aber wenn sie eine weiße Weste behält, ist sie es vielleicht bald.» Bliss lächelte Merrily unbekümmert an. «Das

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