Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
geschlossen wurde.»
    «Und Roddy war der Jüngste, oder?», fragte Bliss.
    Sam Hall nickte. Merrily bemerkte, dass er keinen Kaffee trank, sondern stilles Wasser aus der Flasche. «Die Mutter war gestorben, es war ein rein männlicher Haushalt: Harry Lodge und die drei Söhne. Roddy war ein Nachzügler, er kam fast ein Vierteljahrhundert nach seinen Brüdern. Harry hat nie wieder geheiratet, und ganz gleich, was passierte, er hat es akzeptiert, als Gottes Wille. Ich weiß nichts Genaueres darüber, wie Roddy aufgewachsen ist – ich war ja ein paar Jahre weg   –, aber ich nehme an, er war ziemlich   … zwanghaft?»
    Er sah Ingrid an, die in diesen Jahren vermutlich im Ort gelebt hatte, aber sie sah woandershin.
    «Sprechen Sie nur weiter, Mr.   Hall», sagte Bliss.
    Sam zuckte die Achseln. «Na ja, als ich aus den Staaten zurückkam, war Harry Lodge gerade gestorben und hatte Roddy genug Geld hinterlassen, um eine Firma zu gründen und seinem Leben eine Richtung zu geben. Zur allgemeinen Überraschung – auch zu Roddys, nehme ich stark an – hat das funktioniert. Und nach diesem gottesfürchtigen, engen Leben auf dem Familienhof, wo jeder Penny eisern gespart wurde, hatte er mit einem Mal so viel Geld, dass er gar nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Das ist ihm vermutlich zu Kopf gestiegen.»
    «Neben den Baggern steht ja dieser Sportwagen in der Werkstatt», sagte Bliss.
    «Ja, ein roter. Das Auto und das Haus haben Roddy für einen bestimmten Typ Frau plötzlich attraktiv gemacht, und das hat er dann auch selbst mitbekommen. Vermutlich hat er irgendwann angefangen zu glauben, dass er so ziemlich jede Frau haben kann. Lynsey Davies schien das nichts auszumachen, jedenfalls ist sie bei ihm geblieben. Vielleicht mochte sie den Sportwagen.»
    «Waren die anderen Frauen denn zur selben Zeit mit ihm zusammen?»
    «Nicht in Underhowle. Aber ich habe Freunde in Ross. Deshalb weiß ich, dass Roddy in ein paar Pubs dort als echter Störenfried galt. Ständig hat er versucht, Frauen aufzureißen.»
    «Und, hatte er damit manchmal Erfolg?»
    «Nicht nur manchmal, sondern verdammt oft. Eine Abfuhr ist einfach an ihm abgeprallt. Er ist so was wie ein Zurückgebliebener, seine geistige Reife entspricht höchstens der eines Sechzehnjährigen.»
    «Nett formuliert, Sir», sagte Frannie Bliss. Merrily erwartete, dass er weitere Fragen stellen würde, um herauszufinden, wohin Roddys neu entdeckte Freiheit ihn geführt hatte, aber Bliss stand auf. «Also, ich danke Ihnen allen sehr. Ich denke, wir haben einpaar wertvolle Informationen ausgetauscht. Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt – ich leg ein paar Visitenkarten auf den Tresen. Rufen Sie mich einfach an.»
     
    Draußen sagte Bliss zu Merrily: «Wenn ich das nächste Mal mit den Hampelmännern rede, dann im Einzelverhör. Die Frau weiß ganz offensichtlich mehr, als sie sagt, und solange der Rest des Entwicklungsausschusses dabei ist, wird sie nicht auspacken.»
    «Worum geht es da eigentlich? Was entwickeln die denn?»
    «Alles. Mit dem Ort ist es seit Jahren bergab gegangen. Hier gab es mal drei Pubs, eine Post, eine Bäckerei, alles Mögliche. Und es gab hier mal ’ne Menge Jobs   – Bergbau, Forstwirtschaft. Aber jetzt haben sogar die Bauern Probleme. Alles, was Underhowle noch hatte, war die Schule, und es war ein ziemlicher Kampf, die zu behalten. Dieser Fergus hat eine Riesenkampagne dafür gestartet, der ist jetzt ein Lokalheld.»
    Sie gingen auf der Straße zurück. Es hatte aufgehört zu regnen, war aber sehr windig.
    «Und der andere Bursche   – Cody   –, der nicht viel gesagt hat, das ist der große Industrielle. Baut Computer.»
    «Hier?»
    «Hat ’ne kleine Fabrik. Läuft ganz gut, vergleichsweise. Ist nicht gerade Bill Gates, aber   …»
    Merrily lachte. Bliss sah sie an. «Die zahlen Ihnen nicht viel, oder? Die Kirche?»
    «Wie kommen Sie darauf?»
    «Der kaputte alte Volvo. Dieser Mantel. Ich hab immer gedacht, Sie kriegen was extra für den Exorzistenjob.»
    «Nein, ich habe allerdings das Privileg, nur eine Gemeinde zu betreuen, nicht sechs, wie der Pfarrer hier am Ort.» Merrily sah an ihrem Mantel hinunter. «Machen Sie sich mal keine Sorgen, ichhabe genügend Ersparnisse, um mir bei Oxfam einen neuen zu kaufen, bevor der Winter kommt.»
    Bliss lächelte, war in Gedanken aber offensichtlich schon woanders.
    «Haben Sie dadrin eigentlich irgendwas Neues gehört, über Roddy Lodge und Lynsey Davies, meine ich?»
    «Dieses

Weitere Kostenlose Bücher