Der Himmel über Garmisch (German Edition)
knallte mit Stirn und Nase gegen die Wand. Er schrie auf. »Wir sind nicht die Bullen. Wenn wir dir eine Frage stellen, dann beantwortest du sie besser.«
Zachl jammerte. »Oh Scheiße … Oh Mist, ich blute.«
»Wenn wir fertig sind, kannst du dir ’nen Krankenwagen rufen. Jetzt beantworte meine Frage.«
»Ja ja, ich hab sie ihm vorgestellt.«
»Wer ist die Frau?«
»Morgenbraun heißt die. Die wohnt auf dem Bruggerhof. In Garmisch.«
»Woher kennst du sie?«
»Sie verkauft Bücher.«
»Du interessierst dich für Bücher? Wo versteckst du die? Ich hab bisher keines entdeckt.«
Zachl antwortete nicht.
»Erzähl mir keinen Quatsch über Bücher. Du wusstest genau, was Reagan vorhatte. Arbeitest du für sie?«
»Manchmal«, murmelte Zachl.
»An wen verkauft sie das Zeug weiter?«
»Keine Ahnung.«
»Dreh dich um.«
Zachl gehorchte. Aus seiner Nase lief ein breiter Strom Blut, der sein T-Shirt durchnässte, was auf dem schwarzen Stoff aber kaum auffiel.
»Wie war das?«, fragte Hardy. »Das Ritterkreuz für dich ist gemacht?« Er packte ihn mit beiden Händen an den Ohren und knallte den Hinterkopf gegen die Wand. Zachl heulte auf.
»Ich weiß es wirklich nicht!«
»Ewiger Held … Das kotzt mich an. Du Frettchen hast doch keine Ahnung, was Krieg ist. Dich hätt ich mal sehen wollen, wenn hundert Frelimo-Leute mit Kalaschnikows auf dich zukommen.« Wieder knallte der Kopf gegen die Wand. »Du pisst dich ja jetzt schon voll.«
»Ich kenn die Leute nicht! Die sind von außerhalb!«
Hardy schwang Zachls Kopf an den Ohren so vor und zurück, dass er jedes Mal ganz leicht die Wand berührte. »Holen die das ab oder liefert ihr?«
»Die holen das ab.«
»Wie?«
»Mit dem Auto.«
»Was für Autos?«
»Normale Pkw.«
»Kennzeichen?«
»Weiß ich nicht …«
Wieder knallte der Hinterkopf voll gegen die Wand. Zachls Stimme überschlug sich. »Die kommen von überall. Regensburg, Augsburg, Nürnberg, Österreich …«
Hardy tauschte einen Blick mit Ula.
»Häufig aus Nürnberg?«, fragte sie.
»Keine Ahnung, ja schon, immer mal wieder.«
»Wie viele Leute hat sie?«
»Ich weiß nicht.«
Hardy zog seinen Kopf vor.
»Scheiße, hör auf! Ich kenn zwei. Aber ich weiß nicht, ob das alle sind.«
»Sind die bei ihr?«
»Manchmal, nicht immer. Wenn Kunden kommen. Sonst nur manchmal.«
»Waffen?«
»Ja klar.«
»Schön«, sagte Hardy. »Dann werden wir mal bei Frau Morgenbraun vorbeischauen und sie fragen, ob das alles stimmt, was du uns erzählt hast.«
»Ey, Scheiße, ey, das könnt ihr nicht bringen! Weißt du, was die mit mir machen?« Zachl schien weinen zu wollen.
»Nein. Aber du weißt, was ich mit dir mache, wenn du rumerzählst, dass wir hier waren.« Er knallte Zachls Hinterkopf ein letztes Mal gegen die Wand. Dann gingen sie hinaus.
Ula klappte die Trommel des Revolvers aus, stieß die Patronen heraus und wischte die Waffe mit einem Papiertuch ab. Die Patronen steckte sie in die Tasche, den Revolver warf sie ins Gebüsch.
»Was jetzt?«, fragte sie.
»Weiß ich noch nicht«, sagte Hardy und tippte Stavros’ Nummer in sein Handy.
***
Carlo starrte auf den riesigen Fernseher an der Wand. Eine Naturdokumentation lief, großartige Bilder jagender Schwertwale, aber er schaffte es nicht, sich dafür zu interessieren. Schon wieder sah er zu seinem Handy, das vor ihm auf dem niedrigen Tisch lag. Als es endlich läutete, zuckte er leicht zusammen. Die Nummer des Anrufers war unterdrückt. Er stellte den Fernseher ab.
»Boris«, sagte der Anrufer.
»Es gibt ein Problem, das ich gerne aus der Welt schaffen möchte«, sagte Carlo.
»Reagan steckt hinter der Sache«, sagte Boris. Er schien nicht überrascht.
»Es war sein Labor. Und sein Mann.«
»Wo ist er?«
»Das werde ich Ihnen nicht sagen. Er ist mein Sohn.«
»Verstehe. Dann muss ich mich an Sie halten.«
»Ja.«
»Es wurden Grenzen verletzt. Das kann ich nicht akzeptieren. Es muss eine Kompensation geben.«
»Darüber können wir reden«, sagte Carlo.
»Das tun wir grade.«
»Es gibt eine dritte Partei. Derjenige, der Claude Grando umgelegt hat, hat auch die zwanzig Kilo. Wir können zusammenarbeiten, bei der Suche nach ihm. Die Ware können Sie haben.«
»Das reicht nicht. Die werden wir uns sowieso holen.«
»Was wollen Sie?«
»Fünfhundert.«
Carlo zögerte mit der Antwort. »Dreihundert«, sagte er dann.
»Nein. Wir verhandeln nicht. Ich sage Ihnen, was ich will. Fünfhundert oder Reagan.«
»So viel hab
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