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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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ist es nur das Alter«, sagte er, ohne sie anzusehen.
    »Sie sind sechsundsechzig«, stellte Burgl nach einem Blick auf den Fragebogen fest.
    »Ja …«
    »Und seit wann spüren Sie das, was Sie vielleicht dem Alter zuschreiben?«
    »Ein, zwei Jahre. Schwer zu sagen.«
    »War es plötzlich da, oder kam es nach und nach?«
    »Es hat sich angeschlichen. Ich kann nicht sagen, wann es anfing.«
    »Aber es wurde stärker …«
    »Ja.«
    »Und nun sind Sie an dem Punkt, an dem Sie nach Hilfe suchen.«
    »Ja.«
    Burgl gab ihm Zeit, die Antwort auszuführen, aber Müller beließ es bei seinem »Ja«. Sie blätterte in dem Fragebogen. »Vor drei Jahren ist Ihre Frau gestorben.«
    »Ja. An Krebs. Sehr unschön.«
    »Das tut mir leid. Meinen Sie, dass der Grund, warum Sie hier sind, damit zusammenhängen könnte?«
    Herr Müller sah sie nicht an. Sein Blick, starr auf den Boden gerichtet, verdüsterte sich. »Es scheint naheliegend.«
    »Es hat sich angeschlichen, es wurde stärker. Wie stark ist es jetzt? Sind Sie hier, weil Sie es nicht mehr ertragen können?«
    Müller antwortete nicht, unbewegt sah er zu Boden.
    »Oder weil Sie es nicht länger verbergen können?«
    Müller hob den Blick und sah ihr in die Augen. Er nickte anerkennend. »Es war anscheinend kein schlechter Rat, mich an Sie zu wenden«, sagte er.
    ***
    Nach einer Dreiviertelstunde stieg Hardy vom Rudergerät und griff nach dem Sprungseil. Marie stand neben der Tür.
    »Ich helfe ihm«, sagte er. »Ich helfe auch Ronald, wenn er mich lässt. Ich tu, was ich kann. Aber ich weiß nicht, ob das reicht.«
    Sie trat hinter ihn, und er spürte ihre Berührung auf seinem Rücken. Du kannst nichts dafür , hörte er sie sagen.
    »Ja …«, murmelte er und begann zu springen. Bei den Springseilübungen bemerkte er sein Alter am deutlichsten. Schon nach einer halben Minute machte sich das linke Knie bemerkbar. Arthrose. Hat jeder irgendwann, hatte der Arzt ihm gesagt. Unheilbar. Er hatte ihm Akupunktur verschrieben. Manchmal tat es mehr weh, manchmal weniger. Heute mehr. Er war fast erleichtert, als sein Handy klingelte, das neben der Hantelbank auf dem Boden lag. Er hob es auf. Es war Gunther.
    »So früh schon auf?«, fragte Hardy zur Begrüßung.
    »Irgendjemand muss ja die Arbeit machen«, antwortete Gunther.
    »Was gibt es?«, fragte Hardy.
    »Ich kann Vater nicht erreichen.«
    »Er ist nicht hier. Macht einen Morgenspaziergang.«
    »Ich habe gestern schon angerufen. Da hat er das Gespräch weggedrückt.«
    »Er hatte ein paar wichtige Sachen gestern.«
    »Warum ruft er nicht zurück?«
    »Gunther, ich weiß es nicht. Das ist seine Entscheidung. Um was geht es?«
    »Gestern haben sie es wieder versucht. Im Ultra. Aber dieses Mal haben sie sich verkalkuliert. Konnie und die Jungs haben sie fertiggemacht.«
    »Habt ihr einen erwischt?«
    »Leider nein. Zwei sind weg, die beiden anderen haben die Bullen einkassiert, bevor wir Fragen stellen konnten.« Gunther stieß ein böses Lachen aus. »Ich wollte sagen, bevor sie wieder Fragen beantworten konnten. Es war keiner dabei, den die Jungs gekannt hätten.«
    »Was sagen die Bullen?«
    »Bisher nichts. Aber die werden wissen wollen, was los ist. Irgendwas muss ich denen sagen. Deswegen will ich Carlo sprechen. Er muss mit denen reden.«
    »Ich sag es ihm.«
    »Wenn du mich fragst, waren die Bullen erstaunlich flott auf der Szene.«
    »Hast du nachgefragt?«
    »Ja klar. Aber keine brauchbaren Infos. Nicht mal die Personalien von den beiden Typen.«
    Hardy hob erstaunt die Brauen. Das war ungewöhnlich. Für so etwas hatten ihre Kontakte bisher immer ausgereicht.
    »Aber das ist nicht alles«, sagte Gunther. »Für mich sieht es aus, als versuchten hier ein paar neue Leute mitzuspielen. Da sind Sachen auf dem Markt, von denen wir nichts wissen. Der Preis sinkt.«
    »Wer ist das?«
    »Keine Ahnung. Aber dass diese Leute was mit den Überfällen zu tun haben, scheint mir klar.«
    »Gibt es Neues in Sachen Levan?«, fragte Hardy.
    »Nein. Aber auch nichts, was dagegenspräche, dass wir es mit ihm zu tun haben.«
    »Du kannst ihn Dienstag direkt fragen. Levan und Aleko kommen auch.«
    Gunther stieß Luft aus. »Hältst du das für eine gute Idee?«
    »Reden schadet weniger als kämpfen.«
    »Ja. Wenn einem eine Wahl bleibt. Sag Vater, dieses Mal ist es wichtig.« Gunther legte auf.
    Hardy spürte, dass Marie hinter ihm stand. Ihre Hände strichen über seinen Nacken.
    Gunther will kämpfen , hörte er sie sagen. Und er wird

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