Der Himmel über Garmisch (German Edition)
die Klarweinstraße?«
»Sobald die Isenwald da ist. Willst du mit?«
»Nein. Es reicht, wenn einem von uns der Samstagabend versaut wird.«
»Sehr witzig«, sagte Schafmann, bevor er auflegte.
***
Die Türklingel schrillte durchs Haus. Hardy sah auf die Uhr. »Zu früh für Bolte«, sagte er.
»Ich mach auf«, sagte Ula.
»Lass Hardy das machen«, sagte Carlo.
»Warum? Er macht doch genug hier«, sagte sie und war aus der Tür.
Carlo stöhnte genervt und bedeutete Hardy mit dem gereckten Daumen, ihr zu folgen.
Sie war schon am Ende der Treppe.
»Ula, warte«, sagte Hardy, aber sie ging weiter zur Tür. »Wir wissen nicht, wer da draußen steht. Lass mich bitte aufmachen.«
»Damit du es abkriegst und nicht ich?«
»Genau das ist mein Job.«
Sie lachte und drückte die Klinke. Im selben Moment flog ihr die Tür entgegen. Sie wurde am Knie getroffen und taumelte mit einem Schrei rückwärts. Drei Mann in schwarzen Uniformen und Sturmmasken, HK MP s in den Händen, kamen durch die Tür und suchten im Raum nach Zielen. Hardy hob die Hände und rührte sich nicht. Einer der drei stürmte an ihm vorbei die Treppe hoch, ein Zweiter an die Rückwand der Halle.
»Gesichert«, brüllte einer, und fünf weitere Bewaffnete kamen herein. Unter großem Getöse wurden Türen geöffnet und Räume inspiziert, während Ula am Boden lag und sich ihr Knie hielt, die Mündung einer MP einen halben Meter über sich. Hardy blieb regungslos stehen und versuchte, den unter seiner Sturmmaske sichtbar angespannten jungen Mann zu ignorieren, der einen Meter entfernt mit seiner UMP hantierte. Er hoffte, dass Carlos Nerven ihm keinen Streich spielen würden. Eine Frau von Mitte dreißig, die dunkelroten Locken zu einer recht beeindruckenden Frisur getürmt, betrat das Haus, gefolgt von einem neben ihr recht gewöhnlich wirkenden Kripobeamten.
»Grüß Gott«, sagte sie. »Isenwald, Staatsanwaltschaft. Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss.«
»Na, so was«, sagte Hardy.
»Lassen Sie mich durch«, zeterte eine Stimme an der Haustür. »Ich bin Anwalt!«
Bolte, dachte Hardy. Der Dummbart.
***
»Eine Party?«, fragte Schwemmer.
»Ein Einweihungsfest. Ihr Vater hat das Haus im Herbst gekauft, jetzt sind sie mit der Renovierung durch und wollen das feiern.«
»Und wieso lädt sie uns ein?«
»Wir haben uns noch sehr nett unterhalten, nachdem mein Mann auf einmal verschwunden war.«
»Tat mir ja auch leid«, sagte Schwemmer.
»Dir tat’s nur um den Hirschbraten leid. Ich darf dich trotzdem mitbringen. Karin und Théo sind auch eingeladen, aber ich glaub nicht, dass sie kommen wird.«
»Wär gut, wenn sie mal rauskäme«, sagte Schwemmer gerade, als das Telefon zu läuten begann. Es war Schafmann.
»Das SEK hätten wir uns sparen können«, sagte er.
»Ich hab es dir gesagt«, sagte Schwemmer. »Ich würde einfach klingeln.«
»Haben wir ja gemacht.« Schafmann klang beleidigt.
Burgl erschien in der Wohnzimmertür und hielt zwei leere Rotweingläser hoch. Schwemmer nickte. »Und? Habt ihr Waffen gefunden?«, fragte er ins Telefon.
»Nichts haben wir gefunden. Keinen Unterwexler junior, keine Drogen, keine Waffen, kein Bargeld. Allerdings Alkoholvorräte in großen Mengen. Die scheinen eine ziemliche Sause zu planen.«
»Ich weiß«, sagte Schwemmer. »Am Dienstag. Ich bin eingeladen.«
»Wie bitte? Wie kommst du an eine Einladung von denen?«
»Eine Mischung aus verdeckter Ermittlung und persönlichem Charme. Die wissen nicht, wer ich bin.«
Burgl brachte die beiden Gläser, mit Rotwein gefüllt, aus der Küche.
»Gab es Widerstand von seinem Gorilla, diesem Lepper?«, fragte Schwemmer. Burgl hob eine Braue, als sie den Namen hörte.
»Nein. Keinerlei Widerstand«, sagte Schafmann. »Nur einen nervtötenden Anwalt aus Nürnberg.«
»Der war schon da, als ihr kamt?«
»Kam quasi gleichzeitig mit uns an.«
»Aus Nürnberg … die haben wir ja wirklich überrascht.« Schwemmer roch an seinem Glas und nickte zufrieden.
»Ja ja«, sagte Schafmann genervt. »Achtundvierzig Überstunden sind dafür angefallen. Ich kann Hessmann schon hören.«
»Wie hieß der Anwalt?«
»Bolte. Sozietät Kustermann. Warum?«
»Nur interessehalber. Sonst ist alles glattgegangen?«
»Die Tochter hat die Tür vors Knie gekriegt. War extrem sauer.«
»Sie ist Eisläuferin. Da wär ich auch sauer, wenn ich was aufs Knie kriege.«
»Das gibt wahrscheinlich ’ne Klage.«
»Würd ich mal von ausgehen, wenn schon ein Anwalt im
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