Der Himmel über Garmisch (German Edition)
hinter ihm und fuhren hinter ihm her in Richtung Autobahn. Gerade hatten sie Oberau passiert. Die beiden sahen starr und schweigend geradeaus, dann und wann führte Lena ein weißes Taschentuch an ihre Augen.
Das Handy steckte in der Freisprecheinrichtung. Schwemmer streckte gerade die Hand aus, um Schafmann anzurufen, als es zu klingeln begann. Es war Frau Fuchs.
»Er hat telefoniert«, sagte sie. »Mit einem Herrn Kustermann.«
»Haben Sie verstanden, um was es ging?«
»Er sollte herkommen, für einen gewissen Carlo. Aber er wollte nicht. Mein Bekannter war ärgerlich darüber. Und von einem Sozius war die Rede.«
»Dann ist der Mann Anwalt?«
»Anwalt? Das weiß ich nicht. Aber ich habe seine Handynummer.«
»Was? Wo haben Sie die denn her?«
»Er war im Bad, da hab ich nachgeschaut, wer angerufen hat.«
»Frau Fuchs, seien Sie bitte vorsichtig. Das Risiko war unnötig. So etwas können wir auch anders herausfinden. Aber wenn Sie sie schon haben, schicken Sie sie mir als SMS . Ich kann jetzt nicht schreiben.«
»Ja, das mach ich.«
»Sie haben das sehr gut gemacht, Frau Fuchs. Aber bleiben Sie bitte vorsichtig. Und vergessen Sie nicht, was wir besprochen haben.«
»Ich weiß. Zu niemandem ein Wort.« Sie legte auf.
Schwemmer wählte Schafmanns Privatnummer. Schafmann meldete sich nach wenigen Sekunden, und er klang nicht erfreut.
»Wehe, es ist nicht wichtig«, sagte er.
»Ich fürchte, dein Samstag ist hin«, sagte Schwemmer.
»Na toll. Bärbel kocht gerade für mich, ihre Schwester, deren Mann und insgesamt sieben Kinder.«
»Das tut mir leid. Aber wenn du da fehlst, merkt’s ja keiner. Ich bin auf dem Weg nach München. In die Rechtsmedizin. Ich weiß, wer das Mordopfer ist.«
»Woher?«
»Die Frau, die die Anzeige gegen Ronald Unterwexler gestellt und wieder zurückgezogen hat, kennt den Mann.«
»Und woher weißt du das?«
»Sie hat es mir erzählt.«
»Dir? Wieso?«
»Man muss freundlich sein«, sagte Schwemmer. »Und zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle.«
»Was soll das heißen? Wie kommst du an die Info?«
»Dein Verdienst. Sie hat das Foto im Tagblatt gesehen.«
»Wo ist sie?«
»Ihr Vater fährt sie hinter mir her. Sie will ihn identifizieren, ist sich aber eigentlich schon nach dem Foto sicher. Der Mann heißt Claude Grando und ist Schweizer. Bei denen müssen wir eine Anfrage starten.«
»Mach ich«, sagte Schafmann. »Buchstabier mal.«
Schwemmer tat ihm den Gefallen.
»Woher kennt sie den Mann?«, fragte Schafmann.
»Das erzähl ich dir lieber mal in Ruhe. Aber er war ein Freund von Ronald Unterwexler. Er hat sogar mit ihm in der Klarweinstraße gewohnt.«
»Hast du die Isenwald angerufen?«
»Nein. Ist ja dein Fall.«
»Okay, ich mach das. Sie besorgt uns einen Durchsuchungsbeschluss. Aber sie wird die offizielle Identifizierung haben wollen.«
»Soll sie kriegen. Ich ruf an, wenn ich sie hab. Allerdings rechne ich nicht damit, dass Ronald Unterwexler noch in Garmisch ist.«
»Wieso nicht?«
»Die werden das Foto auch gesehen haben. Und dann haben sie zwei und zwei zusammengezählt. Heute Morgen haben sie dem Mädchen Geld angeboten, damit sie diesen Schweizer nicht identifiziert. Der Vater hat abgelehnt. Spätestens danach wird der Junior sich vom Acker gemacht haben, wenn er nicht ohnehin längst weg war.«
»Lohnt es sich dann überhaupt, mit großem Besteck da reinzugehen?«
»Deine Entscheidung«, sagte Schwemmer. »Macht bestimmt einen guten Eindruck bei Hessmann, wenn du da mit dem SEK anrückst.«
»Wahrscheinlich. Damit kommt er wieder mal in die Zeitung.«
»Ja, das wird ihn freuen. Aber wenn nichts dabei rauskommt, reibt er dir die Überstunden unter die Nase. Würde ich jedenfalls machen, an seiner Stelle.«
»Danke für den Hinweis.«
»Überleg es dir. Wenn du im Büro bist, kannst du uns noch einen Gefallen tun«, sagte Schwemmer. »Check mal den Namen Kustermann. Schau mal, ob es Verbindungen zu Unterwexler gibt. Könnte Unterwexlers Anwalt sein.«
»Wo hast du den Namen her?«
»Kann ich dir leider nicht erzählen«, sagte Schwemmer. »Quellenschutz. Aber so wie es aussieht, lässt er seinen Mandanten im Stich.«
***
»Was werden wir den Bullen erzählen?«, fragte Ula.
»Nur, was sie schon wissen«, sagte Hardy. »Wir bestätigen, dass dieser Claude ein paar Tage hier gewohnt hat. Ein flüchtiger Bekannter von Reagan.«
»Und wenn sie nach Reagan fragen?«
»Sagen wir die Wahrheit. Wir wissen nicht, wo er steckt. Vielleicht
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