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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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Reagan, schien das schwarze Schaf der Familie zu sein. Er geriet immer mal wieder mit der Polizei aneinander, allerdings auf niedrigem Niveau. Kleinere Schlägereien, Marihuana in Eigenbedarfsmenge – das war in Hamburg, da sah man das nicht so eng –, erwischt beim illegalen Pokern, mehr als ein paar niedrige Geldstrafen waren nicht dabei herausgekommen. Es gab ein Festnahmefoto von ihm, ein schmaler blonder Bursche mit unsicherem und auch unsympathischem Blick.
    Von einer Tochter namens Cordula gab es kein Foto. Sie schien nicht in Kontakt zum Geschäftsbetrieb zu stehen.
    Eine ganze Reihe Bilder, die von Überwachungen stammten, lagen der Akte bei. Hanns-Karl Unterwexler, wie er in ein Auto steigt. Er war nicht besonders groß, aber seine Statur wäre auch bei einem jüngeren Mann beeindruckend gewesen. Schwemmer schmunzelte. Schon auf diesem flüchtigen Bild war zu erahnen, dass der Mann nicht leicht einzuschüchtern war.
    Aus der gleichen Serie stammte ein Foto, auf dem ein anderer Mann die Fahrertür desselben Autos öffnete. Laut Akte hieß er Hardy Lepper, achtundfünfzig, mehrfach vorbestraft wegen Körperverletzung, Nötigung und Waffenbesitzes. Mehrjährige Haftstrafen, abgesessen unter anderem in der JVA Ingolstadt. Der Mann auf dem Foto erinnerte ihn an Lino Ventura. Ein bulliger Kerl, dessen Gesicht zeigte, dass er sowohl austeilen als auch einstecken konnte. Die Akte nannte ihn Unterwexlers rechte Hand und äußerte den Verdacht, dass er mindestens eine Nötigung nur gestanden hatte, um Unterwexler vor der Verurteilung zu bewahren. Schwemmer fragte sich, was man so einem Mann bieten musste, damit er für einen in den Knast ging. Er konnte es sich nicht vorstellen.
    Nach dem muss ich Burgl mal fragen, dachte er. Zu der Zeit war er bei der Kripo Ingolstadt, und sie hatte in der JVA als Therapeutin gearbeitet.
    ***
    Das Freizeichen tutete endlos, bis Stavros sich meldete.
    »Ich bin’s«, sagte Hardy nur. »Es ist dringend.«
    »Das ist schlecht. Ich hab zu tun.«
    »Auftrag von Carlo.«
    Stavros sagte etwas auf Griechisch, das sich sehr nach einem Fluch anhörte. »Ich hab keine Zeit, wirklich. Der andere Job –«
    »Red keine Scheiße«, unterbrach Hardy ihn. »Wenn ich dir sage, es ist wichtig, ist nichts anderes wichtig.«
    »Okay, okay …«
    »Hast du Reagans Handynummer?«
    »Klar.«
    »Orte das Handy.«
    »Reagans? Carlo will Reagans Handy orten?«
    »Stell keine Fragen, tu, was ich dir sage. Und erzähl es nicht weiter. Niemandem, verstanden?«
    »Ja, schon gut …«
    »Wie lange brauchst du?«
    »Ein paar Minuten.«
    »Ruf mich zurück.« Er unterbrach die Verbindung und legte das Handy vor sich auf den kleinen Tisch in seinem Zimmer.
    Marie stand hinter ihm, ihre Hände lagen auf seiner Schulter. Wirst du Ronald helfen? , fragte sie.
    »Wenn er mich lässt.«
    Schweigend strich sie durch sein Haar. Er schloss die Augen.
    Das Handy läutete.
    »Stavros hier. Er ist in München. Nordwestliches Stadtgebiet. Wie genau brauchst du es?«
    »Momentan reicht das. In einer Stunde brauch ich es genau. Behalte ihn im Auge und melde dich sofort, wenn er sich bewegt.«
    »Mach ich.«
    Hardy stand auf. Marie sah ihn mit einem traurigen Lächeln an, dann trat sie beiseite und ließ ihn an sich vorbei zur Tür gehen. Er drehte sich nicht um.
    Er steuerte den A6 in Richtung Autobahn. Der Verkehr war nicht sehr dicht, was sich ändern würde, ja näher er München kam. Er passierte gerade die Ausfahrt Wolfratshausen, als das Prepaid-Handy läutete. Es war Silvia. Er steckte das Gerät in die Freisprecheinrichtung.
    »Hallo, mein Liebes«, sagte er.
    »Hallo, mein Großer«, flötete sie. »Sehen wir uns heute?«
    »Ich fürchte, das wird nicht gehen.«
    »Oh …« Sie klang glaubhaft enttäuscht.
    »Ich bin beruflich unterwegs, das kann spät werden.« Sie hielt ihn für einen freiberuflichen Wirtschaftsberater, der meist von zu Hause arbeitete, aber ab und an für spezielle Termine außerhalb gebraucht wurde – was der Wahrheit so nahe kam wie möglich. »Ich hoffe, es klappt morgen.«
    »Ja, das hoff ich auch … Ich weiß gar nicht, was ich heute Abend ohne dich machen soll.«
    Hardy verdrehte die Augen. Das ging ja schnell, dachte er.
    »Wie wär’s mit einem schönen Buch?«, fragte er.
    »Ach nein, es fällt mir schon was ein. Heut kommt diese Serie mit den Krankenhausärzten.«
    Hardy blies die Wangen auf. »Na bitte«, sagte er. Er überlegte, ob er es wagen konnte, nach dem Namen des

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